Manager Eichin verlässt Werder Bremen: Eine saubere Trennung
Der Trainer bleibt, der Manager geht. Thomas Eichin hat den Machtkampf bei Werder verloren. Sein Nachfolger ist ein Bremer Urgestein.
Der Bundesligaklub trennte sich am Donnerstag mit sofortiger Wirkung von Eichin und ernannte den früheren Kapitän Frank Baumann zu seinem Nachfolger. Werders Ehrenspielführer soll in der kommenden Woche die Arbeit aufnehmen, und Skripnik dürfte nach diesem Machtwort sein Traineramt bei den Hanseaten behalten.
„In unseren Diskussionen zur künftigen sportlichen Ausrichtung haben wir jedoch unterschiedliche Auffassungen festgestellt, die letztlich der auslösende Moment für die Entscheidung waren, die sportliche Verantwortung in andere Hände zu geben“, begründete Bode in einer Mitteilung des Vereins den Abschied von Eichin nach drei Jahren.
Der frühere Eishockeymanager hatte sich zwar nach dem 1:0 gegen Eintracht Frankfurt am Pfingstsamstag in der Öffentlichkeit für Skripnik ausgesprochen. „Wir haben uns klar positioniert, dass wir mit Viktor durch die schwere Zeit gehen, und die schwere Zeit ist noch nicht beendet“, hatte Eichin mehrfach erklärt. Doch an dieses „Treuebekenntnis“ hat selbst Skripnik nicht so richtig geglaubt.
Die Fronten zwischen Manager und Trainer waren zum Schluss nach Angaben des Fachmagazins Kicker total verhärtet. Eichin wollte nicht noch einmal mit der Mannschaft in so eine „heikle Situation“ wie zuletzt geraten. Er traute Skripnik eine grundlegende Kursänderung nicht zu und drängte deshalb auf einen Trainerwechsel. Doch der Aufsichtsrat und andere Gremien des Klubs folgten ihm nicht, Eichin war zuletzt isoliert.
Trainerrauswurf nach Heimpleite verhindert
Ex-Nationalspieler Bode und das Kontrollgremium hatten bereits nach der Heimpleite gegen Augsburg eine Entlassung des Trainers verhindert. Der Aufsichtsrat traute dem Ukrainer einen erfolgreichen Kampf gegen den Abstieg zu und fühlte sich durch die glückliche Rettung auf den letzten Drücker in der Auffassung bestätigt.
Die Neuaufstellung mit Baumann schweißt die Werder-Familie noch enger zusammen. Der neue Manager spielte zwischen 1999 und 2009 für die Bremer in der Bundesliga, war neun Jahre Kapitän der Mannschaft und gewann 2004 das Double. „Er hat uns seine Bereitschaft signalisiert, diesen Job zu übernehmen. Wir werden in den kommenden Tagen alle Details besprechen“, berichtete Bode.
Abstiegskampf der Gefühle
Der 40-jährige Baumann war bereits bis zum Sommer 2015 für Werder im Management tätig. Nach einer persönlichen Auszeit von einem Jahr will er nun wieder Verantwortung übernehmen. „Ich habe das Jahr genutzt, um Abstand zu gewinnen, meine bisherige Arbeit zu reflektieren, aber auch um Ideen zu sammeln und mich fortzubilden, teilte der gebürtige Franke mit.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung