Saisonfazit Werder Bremen: Alles zurück auf Null

Werder gewinnt gegen Eintracht Frankfurt und bleibt in der 1. Bundesliga. Ein A-Z zum Klassenerhalt und zu einer seltsamen Saison voller Überraschungen.

Ein grüner, herzförmiger Luftballon schwebt über Fußballrasen

Es muss wohl Liebe sein Foto: dpa

A

Alt. Alte Spieler bringen es noch. Clemens Fritz, 35 Jahre alt, seit Jahren eher mittelmäßig, spielt plötzlich auf wie ein 25-Jähriger. Als Kapitän und kämpferisch nicht zu ersetzen. Schnelligkeit ist überschätzt. Siehe auch P.

B

Bargfrede, Philipp. Robuster Abräumer im defensiven Mittelfeld. Wichtiger Spieler. Leider viel zu oft verletzt. Siehe auch G wie Grillitsch.

C

Chaos-Saison. Trotz Abstiegskampf den Trainer nicht rausgeworfen. Große Leistung des Managers Thomas Eichin.

D

Dritte Liga. Auch die zweite Mannschaft von Werder Bremen feierte am Samstag den Klassenerhalt.

E

Eilers, Justin. Neuzugang für die nächste Saison. Kommt von Dynamo Dresden, Torschützenkönig in der siehe D.

F

Fans. Wahnsinn. #Greenwhitewonderwall. So viel Unterstützung im Abstiegskampf hatte kein anderer Klub. Auf keinen Fall zweitligareif.

G

Grillitsch, Florian. Zentraler Mittelfeldspieler, zuletzt im defensiven Mittelfeld als Vertreter von Bargfrede eingesetzt. Die positive Überraschung der Saison.

H

Heimschwäche. Nur gegen Gladbach und Hannover wurde im Verlauf der Saison zuhause gewonnen. Zum Schluss dann die Wende. 3:2 gegen Wolfsburg, 6:2 gegen Stuttgart, 1:0 gegen Frankfurt.

I

Interaktiv und immer noch gut: die Social-Media-Aktivitäten des Werder-Teams, insbesondere auf Twitter.

J

Junuzovic, Zlatko. In der Nationalmannschaft Österreichs glänzt er als Spielmacher, bei Werder Bremen nicht. Im vergangenen Jahr Freistoßspezialist, in diesem nicht. Trotzdem eines der Gesichter der späten Rettung, als Kämpfer, als Läufer, nicht als Spielmacher.

K

Konzept. Keins. Werder Bremen hat grandiose Spiele in dieser Saison hingelegt, souveräne Auswärtssiege (in Leverkusen, in Mainz) in der Liga, vor allem aber im Pokal. Dann wieder Heimniederlagen gegen schwache Teams. Ein Spielkonzept war nie zu erkennen, alles ging über Kampf. Wird sich ändern müssen, wenn man in der nächsten Saison nicht wieder im Abstiegskampf mitmischen will.

L

Lutscher. Spitzname von Torsten Frings, Co-Trainer. Unauffällig. Siehe auch S.

M

Mittelmäßig. So wie das Team. So wie das Mittelfeld in der gesamten Saison. Personifiziert am besten in Fin Bartels. Toller Spieler, immer für ein Tor gut. Kämpfer, technisch gut, aber keine Konstanz. Holte sich ausgerechnet vor dem wichtigsten Spiel eine Gelbsperre wegen Meckerns.

N

Nie wieder zweite Liga. Werder Bremen kann Abstiegskampf. Das sollte nun klar sein und es gibt also keinen Grund, es in der nächsten Saison noch einmal beweisen zu müssen.

O=Ö

Öztunali, Levin. Starke Rückrunde. War nur ausgeliehen, wird Werder wieder verlassen. Schade.

P

Pizarro, Claudio. 14 Tore. Schwache Spiele am Anfang der Hinrunde, dann die Steigerung zum besten 37-jährigen Stürmer der Welt. Am Ende stark nachgelassen. Was soll's. Sympathischer geht’s kaum.

Q

Qualität. Der Kader von Werder Bremen ist besser als der Tabellenplatz am Ende der Saison. Ein neuer Trainer könnte darauf aufbauen.

R

Rang 13 in der Abschlusstabelle. Wer den Saisonverlauf nicht kennt, könnte sagen: weit vom Abstieg entfernt.

S

Skripnik, Viktor. Trainer. Auch Victory Skripnik genannt. Kennzeichen: versteinerte Miene, egal wie es gerade steht. Am Ende der Saison lässt sich leicht sagen: alles richtig gemacht, ruhig geblieben, konzentriert mit den Spielern weitergearbeitet. Aber: Kein Freund des frühen Wechselns. So manches Spiel hätte anders verlaufen können, wenn Skripnik mal in der 60. Minute gewechselt hätte und nicht erst in der 80. Gehört zum Verein wie die Werder-Raute, gehört nicht unbedingt auf die Trainerbank einer Bundesligamannschaft.

T

Tremmel, Gerhard. Ersatztorwart. Kam nicht zum Einsatz. Siehe auch A und W.

U

Ujah, Anthony. 11 Tore, stark. Stärker: Sich damit abzufinden, nicht so recht ins Spielsystem zu passen, als Topstürmer auf der Bank zu sitzen, ohne zu meckern. Dann ins Spiel zu kommen, entscheidende Vorlagen zu geben oder selbst zu treffen. Sollte unbedingt bleiben, auch wenn andere viel Geld für ihn bieten. Siehe auch P.

V

Vorwärts immer. 50 Tore geschossen, damit mehr als Mainz, das auf Platz 6 der Bundesliga-Abschlusstabelle steht. Siehe auch X.

W

Wiedwald, Felix. Stammtorwart. Hatte einige Spiele, in denen er nicht gut aussah und Unsicherheit ausstrahlte. Steigerte sich in den letzten Spielen enorm. Sollte in der nächsten Saison auf jeden Fall die Nummer 1 im Tor sein.

X

X-mal Abwehrchaos. 65 Gegentore. Nicht zu verstehen. Kann nur besser werden, auch wenn sich die Gerüchte hartnäckig halten, dass Abwehrchef Jannick Vestergaard wohl verkauft wird. Das Abwehrchaos war aber auch schon da, als Werder noch Champions League spielte. Wenn es in den letzten zehn Jahren eine Konstante gab, dann diese. Siehe auch V.

Y

Yatabaré, Sambou. Wintereinkauf, mit viel Hoffnung verbunden. Verletzte sich bei 6:2 gegen Stuttgart und konnte am Ende nicht mehr helfen. Ist nun einer der Hoffnungsspieler für die nächste Saison.

Z

Zu Null. Die gesamte Saison über fiel Gegentor auf Gegentor. Erst im vorletzten Spiel musste Wiedwald in Köln mal nicht hinter sich greifen – ausgerechnet in Köln. Es gab ja ein einziges Zu-Null-Spiel, nicht in der Liga, sondern im DFB-Pokal: 1:0 gegen, ja, Köln. Und nun, im wichtigsten Spiel der Saison, also nochmal zu Null. Seltsam und schön. Fazit: Zu Null spielen kann jeder, zu Null spielen, wenn es darauf ankommt, kann Werder. Siehe auch X.

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