Mal wieder Ärger um Rapper Bushido: Who killed the Integrations-Bambi?
Strafanzeige, Forderung nach Preisaberkennung: Bushido kriegt die volle Packung, weil er mit Hass-Lyrics versucht, Street Credibility zurückzuerlangen. Scheint zu klappen.
BERLIN dpa/taz | Rapper Bushido (34) muss wegen schwulenfeindlicher und gewalttätiger Passagen in einem neuen Lied mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) werde am Montag Strafanzeige stellen, sagte der stellvertretende Senatssprecher Bernhard Schodrowski am Samstag. Außerdem würden weitere rechtliche Schritte geprüft wie Unterlassung oder die Forderung einer Geldstrafe. Über die Strafanzeige hatte zuvor die Bild-Zeitung berichtet.
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast forderte die Staatsanwaltschaft auf, mit der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ein Zeichen zu setzen. „Bushido hat die Grenzen des Rechts überschritten. Sein Song ist ein eindeutiger Aufruf zu Gewalt und Mord“, sagte sie der Bild am Sonntag.
Auch der integrationspolitische Sprecher der FDP, Serkan Tören, will nach Informationen der Berliner Morgenpost Strafantrag stellen. „Das Video ist voller Hass, ich verstehe es so, dass es zu einem Mord aufruft“, wurde Tören zitiert. Und zwar an Serkan Tören selbst. Die Berliner Staatsanwaltschaft prüft das Lied bereits.
Das Aufregerstück trägt den Titel „Stress ohne Grund“ und ist eigentlich ein Track des Rappers Shindy, bei dem Bushido einen Gastauftritt hat. Während Shindy die handelsübliche Gangster-Selbstüberhöhung performt, wird Bushido recht konkret: „Ich schieß' auf Claudia Roth, und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“. Die Grünen-Vorsitzende plane aber bisher keine rechtlichen Schritte, sagte ihr Sprecher Jens Althoff auf Anfrage. Auch Oliver Pocher kriegt von Bushido sein Fett weg.
Das dazugehörige Video, das von Bushido auf Youtube gepostet wurde, zeigt die beiden Rapper in einer Parkhaus-Kulisse vor ihren Status-Karrossen. Nach nur einem Tag wurde es von dem Dienst wieder gesperrt, mit der Begründung, es entspreche nicht den Nutzungsbedingungen. Bis dahin hatte der Clip aber mehr als eine halbe Million Klicks generiert.
Der Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck forderte laut Handelsblatt, Bushido den Integrations-Bambi abzuerkennen, den ihm der Burda Verlag 2011 verliehen hatte. Die Jury-Entscheidung hatte schon damals für heftige Diskussionen gesorgt. „Wenn Burda den Integrations-Bambi nun nicht zurückzieht, ist dieser Preis nur noch für die Tonne gut. Burda muss sich von den Mordaufrufen Bushidos distanzieren“, sagte Beck der Zeitung. Eine Sprecherin des Verlags sagte auf Anfrage der dpa: „Wir kommentieren das Thema nicht.“
Maffay vergessen
Bushido legte am Samstag beim Kurznachrichtendienst //twitter.com/Bushido78:Twitter noch einmal nach und schrieb mit Blick auf sein umstrittenes Lied: „Mir ist gerade aufgefallen... Hab Peter Maffay vergessen:-(“. Maffay hatte bei der Bambi-Verleihung die Laudatio gehalten, sich später aber von dem Rapper distanziert.
Auch wenn die rechtlichen Konsequenzen für seine verbalen Ausfälle noch nicht absehbar sind, als Marketing für sich und seinen Kumpel Shindy haben sie ihren Zweck wohl voll erfüllt. Letzterer bringt dieser Tage auf Bushidos Label Ersguterjunge sein Debütalbum NWA (steht für „Nie wieder arbeiten“) heraus. Die mediale Aufmerksamkeit ist dem Werk gewiss. Und Bushido darf hoffen, dass die ganzen „Is' voll geil!“-Bekundungen im Netz sich auch zu barem Geld ummünzen lassen.
Andererseits kocht in den Kommentarspalten bei Youtube auch wenig überraschend die rassistisch gestimmte Volksseele, die Bushidos Hass-Tiraden als Beweis für die Bösartigkeit des Nicht-Deutschen an sich anführt. Die Migranten-Liebe von Wowereit und Roth beruhe eben nicht auf Gegenseitigkeit, so sehr diese „Hardcore-Linken“ sich auch für Multikulti einsetzen würden, heisst es da.
Nüchterner verweigern andere Kommentatoren Bushido schlichtweg den Wunsch, auf der Straße ernstgenommen zu werden. Einer bezweifelt, dass der Rapper „Eier hat“, da in dem Video am Ende nur so getan wird, als ob da eine Luxuskarre in Brand gesteckt werden solle. In Wirklichkeit fließe aus den Benzinkanistern nur Wasser.
Bushido scheint es gleich zu sein, mit was er im Gespräch bleibt – zuletzt gab es ja einige Medienberichte, die seine mutmaßliche Verbundenheit mit dem Milieu der organisierten Kriminalität beleuchteten. Dass der Rapper sich unverhohlen freut, Schlagzeilen gemacht zu haben, beweist er mit dem Posten eines Fotos, das ihn mit der aktuellen Bild-Zeitung und seinem Porträt auf der Titelseite zeigte. Zudem verbreitet er verlinkte Artikel zahlreicher Medien über sein Twitter-Profil weiter. Diesen hier womöglich auch.
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