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Männer in KontaktanzeigenSuche alles, biete nix

Ob in der „Zeit“ oder im Bremer Stadtmagazin „Mix“: Männer haben in Kontaktanzeigen meist sehr konkrete Vorstellungen. Und was haben sie selbst drauf?

Vielleicht haben sich diese Herren das mit der Bank am See doch irgendwie anders vorgestellt Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa

N eulich ist mir eingefallen, dass mich schon als 11-Jährige Kontaktanzeigen fasziniert haben müssen. Ich las sie bei meinen Eltern im Oxmox, einem Hamburger Stadtmagazin. Einmal meldete ich mich auf ein Telefonsex-Angebot, umringt von fünf kichernden Freundinnen. Ich hoffte, mein falscher französischer Akzent würde kaschieren, dass ich nicht wusste, worum es ging, aber zum Glück entlarvte mich der Angerufene schnell als far from volljährig und legte auf.

Wären wir heute in einem Alter, in dem Playmobil out und Party noch nicht ganz in ist, würden wir uns vielleicht bei einem Online-Dating-Portal anmelden und unsere dort inserierenden Lehrer anschreiben. Als Erwachsene mache ich das nur, wenn ich jemand kennen lernen will und bin deshalb auf das Bremer Stadtmagazin Mix angewiesen.

Manchmal versuche ich es mit Annoncen in der Zeit, aber da geht es mir zu viel um Moneten, die großzügige Herren an „gerne deutlich jüngere Damen“ im Tausch gegen Sex verteilen möchten, wobei die meisten der Herren 60plus sich als „jünger aussehend“ beschreiben oder „jung geblieben“. Ich stelle mir vor, dass sie Lotsenmütze tragen und eine Helmut-Schmidt-Büste in ihrem Arbeitszimmer stehen haben.

Mich interessiert aber nicht die Anzahl von Chalets in der Schweiz, sondern die Sehnsüchte, die sich in zehn Zeilen offenbaren. Deshalb ärgern mich auch Anzeigen, die sich an einem Wortspiel entlang hangeln, vorzugsweise mit Bären-Metapher: „Seebär sucht Meerjungfrau für den Törn des Lebens“ oder „Schmusebär sucht Naschkatze für Gummiabenteuer“.

Oder die, die sehr nah dran sind an den Freundschaftsbüchern von Kindern – die ich aus demselben Grund genauso gerne lese – in denen alle Detektiv oder Tierärztin werden wollen und am liebsten Pommes oder Pizza essen. Das Äquivalent bei Bre­me­r:in­nen über 45 sind Rotwein, Strandspaziergänge „und alles, was zu zweit mehr Spaß macht“.

Unkomplizierte Daueraffäre gewünscht

Schon besser sind diejenigen, die zwar kaum ein Wort über sich selbst verlieren, aber deren Anforderungsprofil an eine potenzielle Partnerin Bände spricht: Einer verlangte eine „riesengroße Oberweite“, ein anderer wollte keinen „flachen Po“, noch einer hatte was gegen „Tussis und Muttitypen“. Und während die meisten irgendeine Art von äußerlich erkennbarer „Weiblichkeit“ bevorzugen, darf es nicht zu viel Schminke sein und Silikon und Botox schon gar nicht – jedenfalls nicht so, dass es ihnen auffallen würde. Bis auf den Busenfetischisten hatten die Jungs online ihr Glück versucht.

Ich gebe zu, dass ich die Anzeigen von Frauen nicht so genau lese, aber ich bin mir sicher, dass mir aufgefallen wäre, wenn eine einen Mann mit einem riesengroßen Schwanz gesucht hätte oder irgendwelchen anderen spezifischen körperlichen Merkmalen. Deutlich seltener suchen Frauen auch nach einer Affäre oder Freundschaft plus.

Was damit gemeint ist, führen die Männer („gebunden“ oder „ungebunden“) ungefähr so aus: „Ich suche eine Frau“ – meistens soll sie attraktiv und „unkompliziert“ sein – „mit der ich Sex haben kann, wenn mir der Sinn danach steht, mit der ich aber auch reden kann und die mich ins Konzert/Museum/Theater begleitet, mit mir Rad fährt, kocht und hin und wieder ans Meer fährt, das Ganze ohne Beziehungsstress und unverbindlich, dafür für lange Zeit oder gleich für immer.“

Wenn ich so etwas lese, habe ich dieses schöne Lied der Münchener Freiheit im Kopf: „Solang man Träume noch leben kann.“

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Eiken Bruhn
Redakteurin
Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.
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7 Kommentare

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  • Spießige Gedanken über spießige Leute. Wie es halt so ist, "Beim Friseur".



    Schnell weg. Besseres als solche Orte kann man überallt finden.

  • "wenn eine einen Mann mit einem riesengroßen Schwanz gesucht hätte oder irgendwelchen anderen spezifischen körperlichen Merkmalen."

    Wenn es einer Frau wichtig wäre - was spricht gegen ein klare, eindeutige Kommunikation? Das erspart manche Enttäuschung hinterher. ;-)

  • Männer sind auch anderen Männern gegenüber übergriffig, aber auf eine raffiniertere Art: Ein guter Freund von mir chattet as Langweile gerne auf Datingplattformen wo Männer nach anderen Männern ausschau halten. Da passt das Motto "biete nix" anscheinend auch ganz gut. Nach etwa 14-tägigem Kontakt online, wurde der Freund um Rettung vor drohender Obdachlosigkeit gebeten, in einem hochdramatischen Ton. Er stieg darauf ein und war bald knapp 5000 Euro für eine angebliche Mietkaution und Abstand für Mobiliar los. Die Wohnung wurde nie bezogen und der Vertrag sofort wieder gekündigt. Das Geld hat der Freund nie wieder gesehen, wurde aber immer wieder von der Person um Geld angeschrieben. Ja die Phantasie spielt da eine grosse Rolle. Ich denke, das ist eine beliebte Masche geworden, auf diese Art einsame schwule Männer auszunehmen. Wäre auch mal eine Recherche wert, finde ich.

  • .. „Solang man Träume noch leben kann.“..



    Suche alles, biete nix!



    ..das große Ziel war viel zu weit,



    für unsre Träume zu wenig Zeit.



    Du weißt genau dass irgendwann



    einmal ein Wunder geschehen kann.



    Das große Ziel war viel zu weit,



    für unsre Träume zu wenig Zeit.



    Nö, wer sagt denn dette?

  • "Ich gebe zu, dass ich die Anzeigen von Frauen nicht so genau lese"



    Sollte man vielleicht machen, bevor man sexistisch nur über ein Geschlecht herzieht. Sonst wirkt das so unausgewogen.

    • @Encantado:

      Da kann ich Ihnen weiterhelfen. In jüngeren Jahren hatte ich manchmal aus Langeweile Annoncen in Zeitungen und Zeitschriften gelesen. Es war auffällig, dass unter der Rubrik "er sucht sie" sehr genaue Vorstellungen vor allem über das Aussehen der "sie" beschrieben waren und natürlich musste sie etwas jünger sein; ansonsten war vielleicht noch wichtig, dass sie gut kocht oder häuslich ist. Unter "sie sucht ihn" war es "sie", die sich beschrieben hat (z.B. schlank mit großer Oberweite), aber außer der Altersgruppe (meist etwas älter als "sie") kaum Ansprüche an ihn erkennen ließ. Also, eindeutiger Sexismus, der hier aufscheint.

  • May be & “Wenn ich so etwas lese, habe ich dieses schöne Lied der Münchener Freiheit im Kopf: „Solang man Träume noch leben kann.“ “

    Schonn. Aber in dree Düüwels 😈👻👿 - Namen.



    Warum bitte - Lesens denn Tinnef?!

    kurz - Ach härm •