Lutz Bachmann bei Facebook und Twitter: Der Hitler von Pegida
Pegida-Gründer Lutz Bachmann möchte kein Nazi sein. Doch im Netz posiert er als Hitler und wird dafür sogar aus den eigenen Reihen kritisiert.
BERLIN taz/dpa | Damals war Lutz Bachmann noch nicht so berühmt. Damals, als er sich einen Seitenscheitel kämmte und den Schnurrbart auf Diktatorengröße zusammenrasierte. Als Hitler starrt er in die Kamera. Zu dem Foto, das er auf Facebook postete, schrieb er: „Er ist wieder da“. Der Begründer der rassistischen Pegida-Demonstrantionen als Hitler: Als Satire wäre es zu platt, als Realsatire dann doch bezeichnend.
Immer wieder versuchen die Pegida-Organisatoren und -Anhänger, sich als ungefährliche, aber besorgte Bürger darzustellen, die mit herkömmlichen Neonazis nichts zu tun hätten. Zwar schreibt die Gruppe in ihrem Thesenpapier, dass sie gegen „politischen Radikalismus“ sei und auch Bachmann selbst sagte noch Anfang Dezember ausgerechnet der neurechten Zeitung Junge Freiheit: „Natürlich haben wir uns von diesen Leuten distanziert.“ Doch es scheint, dass Bachmanns Haltung doch eine andere ist.
Lutz Bachmanns rassistische Ausfälle gehen weiter. Mit einem zweiten Konto, das die Facebookgruppe „Pegida#Watch“ auch ihm zuschreibt, beschimpfte er im September 2014 Asylsuchende, die Lebensmittelgutscheine bekommen, als „Viehzeug“, in einem weiteren Post als „Gelumpe und Dreckspack“ und er behauptet, dass es keine „echten Kriegsflüchtlinge“ gebe. Das Konto ist inzwischen gelöscht worden. Laut Leipziger Volkszeitung ermittelt in dem Fall nun die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes der Volksverhetzung.
Doch auch da endet Bachmanns rechte Seite nicht. Auf einem Twitterkonto in seinem Namen, wo noch im Dezember den „friedlichen Spaziergängern“ von Pegida gedankt wurde und man sich zu Bachmanns Vorstrafen bekannte, häufen sich sexistische, homophobe und rassistische Tweets. Den rechtskonservativen Sänger Xavier Naidoo beschimpft er als „Kameltreiber“, DFB-Coach Jogi Löw nennt er „Bundesschwuchtel“ und er fordert die „Erschießung“ der „Ökoterroristin Claudia Fatima Roth“.
Lutz B. und andere Hitler-Imitatoren
Zum Hitler-Bild hat sich Bachmann inzwischen bekannt. Unter einem Artikel der MOPO24 Dresden schreibt er: „Ich hatte das Foto zur Veröffentlichung des Satire-Hörbuchs von 'Er ist wieder da' beim Friseur geknipst und Christoph Maria Herbst auf die Pinnwand gepostet“. Und: „Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen“. Herbst habe das Foto gefallen. Herbst ließ über seinen Anwalt mitteilen, er habe keine eigene Seite bei Facebook und das Foto auch nicht „geliked“ oder ähnliches, wie Bachmann behaupte.
Inzwischen gibt es auch von anderen Pegida-Teilnehmern Kritik wegen des Fotos. „Mit so etwas will ich nichts zu tun haben“, sagte Rene Jahn der Bild-Zeitung, der ist Mitglied im Vorstand des Pegida-Vereins ist. „Es geht hier um die gesamte Bewegung und nicht nur um eine Person“, sagte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“