Linken-Kandidatin tritt ab: „Das kalte Kotzen“

Eine Hamburger Bundestagskandidatin fragt im Netz nach „antideutschen“ Filmen. Jetzt muss sie sich aus dem Wahlkampf zurückziehen.

Ein zerfetztes Plakat der Partei "Die Linke"

Nicht jedes Plakat und jede Äußerung aus der Politik kommt im Wahlkampf gut rüber Foto: dpa

Hamburg taz | Gerade erst hatten sie „die heiße Phase des Wahlkampfs“ eröffnet: Vor einer Woche trat die Doppelspitze der Linkspartei in Hamburg auf, mehrere hundert Menschen hörten zu, als Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sowie der örtliche Bundestagsspitzenkandidat Fabio De Masi für soziale Gerechtigkeit und Frieden warben, aber vor allem „für eine starke Linke“.

Auf die Aufmerksamkeit, die sich jetzt auf sie richtet, hätte die Partei allerdings wohl gerne verzichtet: Ein Facebookpost ihrer bis dato weithin unbekannten Hamburger Bundestagskandidatin Sarah Rambatz sorgt bundesweit für Empörungswellen.

In der nichtöffentlichen Face­book-Gruppe „Deutsch mich nicht voll“ hatte die 24-Jährige um „antideutsche Filmempfehlungen“ gebeten, und zwar um „grundsätzlich alles wo Deutsche sterben“ (sic) – gefolgt von einem Herz-Emoji.

Nachdem ein Screenshot ihres eigentümlichen Posts sich in Windeseile in den sozialen Netzwerken verbreitet hatte und der Fall auch von den klassischen Medien aufgegriffen wurde, war die Aufregung in der Linkspartei groß. Am Mittwochabend teilte Rambatz, die auf Platz 5 der Hamburger Landesliste steht, ihren Verzicht mit: Sie ziehe sich aus dem Wahlkampf zurück und werde im Falle ihrer Wahl das Bundestagsmandat nicht annehmen.

„Keine linke Position“

„Dieser Post war eine seltene Dummheit und Geschmacklosigkeit“, kommentierte Linkspartei Bundessprecher Hendrik Thalheim. „So ein Gedankengut hat in der Linken nichts verloren“, erklärte der Hamburger Landesverband der Linkspartei. Drastischer äußerte sich Spitzenkandidat De Masi: Er bekomme „das kalte Kotzen“, sagte er dem NDR. Rambatz äußere „keine linke Position“, sei aber auch ein „absoluter Einzelfall“.

Rambatz ist bislang Funktionärin der Jugendorganisation der Linkspartei. Seit April gehört sie dem sechsköpfigen BundessprecherInnenrat der Linksjugend Solid an. Wird die Filmtipp-Affäre Auswirkungen auf diese Position haben? Dazu schwieg die Solid-Spitze bis zum Donnerstagnachmittag. Allerdings distanzierten sich auch der LandessprecherInnenrat der Hamburger Linksjugend in einer Stellungnahme „in aller Deutlichkeit von ihren menschenverachtenden Äußerungen“.

Rambatz selbst zeigt sich reumütig: Sie müsse sich eingestehen, „einen Fehler gemacht zu haben“, schrieb sie in einer Stellungnahme auf Facebook. „Sicherlich war es eine dumme, unbedachte Aktion, die mir in dieser Form kein zweites Mal passieren wird.“ Erschreckt zeigte sich Rambatz, dass sie wegen ihres „satirisch überspitzten Facebook-Posts“ nun „von rechten Populist*innen mit Mord und Vergewaltigung bedroht“ werde.

Die Facebook-Gruppe „Deutsch mich nicht voll“ hat seit dem Vorfall eine Zugangshürde eingerichtet: Wer mitlesen will, was dort passiert – und sei’s, um dann zu petzen –, muss jetzt erst mal drei Fragen beantworten.

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