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Leichte Sprache„Wer AfD wählt, wählt gegen uns“ ​

Im Februar 2025 wird in Deutschland gewählt. Wahrscheinlich wird die Partei AfD bei der Wahl stärker. Was bedeutet das für Menschen mit Behinderung?

Was ist für die AfD normal? Menschen mit Behinderung sorgen sich Foto: David Baltzer

Im Februar 2025 wird eine neue deutsche Regierung gewählt.

Wahrscheinlich wird die Partei AfD die zweitstärkste Partei werden bei dieser Wahl.

Was bedeutet das?

Und was bedeutet es für Menschen mit Behinderung?

Viele Menschen haben Angst vor einer AfD-Regierung.

Auch Menschen mit Behinderung.

Aber viele von ihnen haben das Ge­fühl:­

Sie werden mit dieser Angst nicht ernst genommen.

Angst vor der Politik der AfD

Sarah Baumgart lebt in Freiburg.

Dort ist sie die Behinderten·beauftragte der Stadt.

Sie beobachtet die Politik der Partei AfD schon lange.

Und das macht ihr Angst.

AfD ist die Abkürzung für: Alternative für Deutschland.

Fach·leute sagen:

Die Partei ist rechts·extrem.

Das bedeutet:

Rechts·extreme Menschen glau­ben:

Man­che Menschen sind mehr wert als andere.

Darum sollten sie unterschiedliche Rechte haben.

2018 stellte die AfD eine Anfrage an die deutsche Regierung.

An dieser Anfrage konnte man se­hen:­

Die Partei ist rassistisch und ableistisch.

Was bedeuten diese beiden Wörter?

Rassistisch bedeutet:

Rassistische Menschen glauben:

Es gibt verschiedene Menschen.

Und verschiedene Menschen sind verschieden viel wert.

Darum sollten sie auch verschieden viele Rechte haben.

Aber das stimmt nicht.

Alle Menschen haben die·selben Rechte.

Ableistisch ist ein anderes Wort für behinderten·feindlich.

Ableistische Menschen finden:

Menschen mit Behinderung sind weniger wert als Menschen ohne Behinderung.

Im Mai 2024 sitzt die Freiburger Behinderten·beauftragte Sarah Baumgart auf einer Bühne.

Sie spricht über ihre Ängste.

Sie sag­t: Als behinderter Mensch braucht sie Unterstützung.

Das be­deu­tet:­

Sie braucht Hilfs·mittel.

Sie braucht barriere·freie Arzt·praxen.

Sie lebt mit Assistenz. Und das macht sie verletzlich.

Denn es be­deu­te­t:

Oh­ne diese Unterstützung könnte sie nicht leben.

Und es bedeutet auch:­

Man müsste sie nicht verschleppen und umbringen, um sie zu töten.

Aber man könnte ihr die Unterstützung verweigern.

Auch das würde zu ihrem Tod führen.

Rechts·extremismus ist für Menschen mit Behinderung also besonders gefährlich.

Lebens·gefährlich.

Das konnte man schon in der Nazi·zeit sehen.

In den Jahren 1933 bis 1945 wurden mehr als 200 Tausend Menschen mit Behinderung von den Nazis ermordet.

Sarah Baumgart sag­t:

In den letzten Jahren gab es neue Gesetze in Deutschland.

Diese Gesetze schränken ihr Leben ein.

Sie behindern sie.

Darum ist diese Politik eine Gefahr für ihr Leben.

Mehr Gewalt gegen Menschen mit Behinderung

Die Politik der AfD bringt also die Leben von Menschen mit Behinderung in Gefahr.

Aber noch etwas verändert sich durch diese Politik:

Das Denken und das Zusammen·leben der Menschen.

Seit einigen Jahren gibt es immer mehr ableistische Gewalt·taten.

Also Gewalt, die sich gegen Menschen mit Behinderung richtet.

Das passiert an vielen Orten.

Und daran merkt man:­

Ab­leis­mus ist Behinderten·feindlichkeit.

Aber es ist noch mehr.

Es geht um die Fra­ge:­

Was halten Menschen für normal?

Und für immer mehr Menschen ist die Ant­wort:­

Be­hin­de­rung ist nicht normal.

Und das führt zu Ausgrenzung.

Zu Benachteiligung.

Und immer öfter zu Gewalt.

Ableismus kann viele verschiedene Formen ha­ben:

­Ei­nen unfreundlichen Blick.

Ein Schimpf·wort.

Ableismus kann töten.

Zum Beispiel am 28. April 2021:

An diesem Tag ermordete eine Pflege·helferin 4 Menschen mit Behinderungen.

Und sie verletzte eine weitere Person schwer.

Das passierte im Potsdamer Oberlin·haus.

Im Juli 2021 ertranken 12 Menschen mit Behinderungen in einer Wohn·einrichtung durch Hoch·wasser.

Trotz der Vor·warnung wurde den Menschen nicht geholfen.

Das passierte in Ahrweiler.

Am 27. Mai 2024 wurde eine Wohn·einrichtung für behinderte Menschen angegriffen.

Ein Stein wurde durch ein Fenster geworfen.

Auf dem Stein stand: „Euthanasie ist die Lösung“.

Das be­deu­tet:

Ei­ne Person hat den Stein in das Fenster der Wohn·einrichtung geworfen.

Und die Person findet die Morde an kranken und behinderten Menschen in der Nazi·zeit gut.

Die Person fin­det:­

Men­schen mit Behinderung sollten auch heute wieder ermordet werden.

Das passierte in Mönchengladbach.

Was ist normal?

Das Thema Normalität spielt für die AfD eine große Rolle.

2021 haben sie Wahl·kampf gemacht mit dem Motto

„Deutschland. Aber normal“.

Auf den Plakaten konnte man klar se­hen:

­Was bedeutet Normalität für die AfD?

Es bedeutet für die AfD:

Weiße, nicht behinderte Menschen.

Andere Dinge zeigen die Plakate nicht:

Behinderung.

Homosexualität.

Also zum Beispiel, dass 2 Männer als Paar zusammen·leben.

Oder Vielfalt.

Die AfD sagt durch solche Plakate:

Alles andere ist nicht normal.

Alles andere ist seltsam.

Maximilian Krah ist Mitglied der Partei AfD.

Er hat über die Tages·schau in Einfacher Sprache gesprochen.

Und er sag­t:

Es sind „Nachrichten für Idioten“.

Das ist Ableismus.

Es wertet Menschen mit Lern·schwierigkeiten ab.

Und Maximilian Krah benutzt dafür ein Wort aus der Nazi·zeit.

Viele Menschen haben sich danach zu Wort gemeldet.

In einer Erklärung schreiben sie:­

Die AfD grenzt Menschen aus.

Ihre Art zu denken und zu sprechen ist „verletzend und gefährlich“.

Sie warnen vor Ausgrenzung.

Vor einer Ausgrenzung der Menschen, die nicht in das Welt·bild der AfD passen.

Feindbild Inklusion

Michael Zander ist Professor.

Das heiß­t:

Er unterrichtet an einer Uni in Magdeburg.

Sein Fach sind Disability Studies.

Also Studien über das Thema Behinderung.

Er beschäftigt sich mit dem Blick der AfD auf Inklusion.

Er sagt:­

Die AfD will bestimmen, was normal ist.

Und das soll dann am wichtigsten sein.

Alles andere soll bekämpft werden.

Zum Beispiel Inklusion in der Schule.

Für die AfD ist Inklusion nicht normal.

Björn Höcke ist der Vorsitzende der AfD in Thüringen.

Er hat in einem Interview über Inklusion in der Schule gesprochen.

Er sag­t:

Ink­lu­si­on in der Schule muss beendet werden.

Er glaubt:

­Be­hin­der­te Schü­le­r*in­nen bremsen Schü­le­r*in­nen ohne Behinderung beim Lernen aus.

Darum ist er gegen den gemeinsamen Unterricht von Schü­le­r*in­nen mit und ohne Behinderung.

Nicht ernst genommen

Christin Jung ist Mutter.

Ihre Tochter Ida ist 10 Jahre alt und hat eine Behinderung.

Björn Höcke findet also:

Ida ist für Schü­le­r*in­nen ohne Behinderung ein Hindernis.

Christin Jung sagt:

„Ich finde das ganz gruselig, sowas zu hören.“

Und: Christin Jung hat zu diesem Thema eine andere Meinung als Björn Höcke.

Sie sag­t:

Al­le Kinder haben Vorteile vom gemeinsamen Unterricht.

Zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Mann lebt Christin Jung in Chemnitz.

Sie hat Zukunfts·ängste.

Und sie sagt:­

Vie­le Menschen kennen diese Zukunfts·ängste nicht.

Sie sagt:

­Vie­le Menschen wis­sen:

­Die Partei AfD ist gegen Ausländer*innen.

Aber sie wissen nicht:

Wer die AfD wählt, der wählt gegen Menschen mit Behinderung.

Und für Ausgrenzung.

Darum hat Christin Jung Angst um die Zukunft ihrer Tochter Ida.

Sie will nicht aufgeben.

Aber sie sagt auch: „Wir brauchen Unterstützung. Und wenn wir die nicht bekommen, wird es hart.“

Viele Freun­d*in­nen von Familie Jung finden diese Ängste übertrieben.

Manche sa­gen:­

Das wird nicht wieder wie zur Nazi·zeit.

Sie nehmen die Gefahr nicht ernst.

Die Stimmung verändert sich

René Schaar arbeitet für den Fernseh·sender NDR.

Dort ist er für das Thema Vielfalt zuständig.

René Schaar lebt mit einer Behinderung.

Mit einer Schul·klasse hat René Schaar ein früheres Konzentrations·lager aus der Nazi·zeit besucht.

In Konzentrations·lagern haben die Nazis viele Menschen ermordet.

Jüdische Menschen.

Menschen mit Behinderung.Menschen mit einer anderen politischen Meinung. Und viele andere.

René Schaar er­klärt:­

Die­se Menschen wurden von den Nazis aussortiert.

Sie wurden in Konzentrations·lager gebracht.

Und sie wurden dort ermordet.

Als Kind hat René Schaar zum ersten Mal davon erfahren.

Er war damals sehr überfordert.

Er hat er­kann­t:

Er selbst hätte in der Zeit auch getötet werden können.

René Schaar hat ein Video vom Besuch im Konzentrations·lager bei Instagram geteilt.

Dazu schreibt er:

„Menschen mit Behinderungen und anderen Gruppen heute Teilhabe zu verwehren, ist der Anfang vom Ende.“

Damit meint er:­

Da­mals wurden Menschen aussortiert und ermordet.

Auch heute wollen manche Menschen wieder ent­schei­den:­

Men­schen mit Behinderung gehören nicht dazu.

Sie sollen wieder aussortiert werden.

Und René Schaar fin­det:­

Das ist der Anfang vom Ende.

So fühlt es sich auch für die Freiburger Behinderten·beauftragte Sarah Baumgart an.

Sie sagt:

Vor 10 Jahren waren viele Menschen offen für Inklusion.

Inklusion wurde mit Geld gefördert.

Und es gab neue Gesetze.

In der Corona-Zeit hat sich das verändert.

Viele inklusive Angebote gab es plötzlich nicht mehr.

Sarah Baumgart sagt:

„Menschen mit Behinderungen wurden unsichtbar.

Auch ich.“

In der Corona-Zeit war Sarah Baumgart viel alleine.

Sie hat viel Zeit zu Hause verbracht.

Danach ging sie nach langer Zeit wieder in die Stadt.

Und sie hat ge­merk­t:­

Das Verhalten der Menschen hat sich verändert.

Sie beschreibt es so:

„Die Leute standen mir im Weg.

Sie kamen gar nicht mehr zurecht mit meinem Elektro·rollstuhl.

Sie quetschten sich noch schnell vor mir in den Aufzug.

„Vor allem bemerkt Sarah Baumgart den Unterschied beim Bahn·fahren.

Die Leute denken weniger mit.

Sie nehmen weniger Rücksicht auf Menschen mit Behinderung.

Und Sarah Baumgart sagt:­

Das ist bis heute so geblieben.

Eine Sache macht Sarah Baumgart besonders Angst:

Sie wird nicht ernst genommen.

Menschen ohne Behinderung lachen über ihre Warnungen und Ängste.

Oder sie den­ken:­

Men­schen mit Behinderungen wollen sich nur wichtig machen.

Aber Sarah Baumgart ist klar:­

Die AfD ist gegen Inklusion.

Die Partei will nicht, dass Menschen mit Behinderung selbst·bestimmt leben.

Für die AfD gibt es keine Gleich·behandlung.

Das beschreibt Sarah Baumgart in Freiburg auf der Bühne so:

„Man kann mein Leben einschränken.

Nach und nach.

Ganz langsam.

Bis es nicht mehr auszuhalten ist.

Man kann Gesetze ändern.

Man kann Gelder streichen.

Man kann meine Versorgung verschlechtern.

Man kann mir meine Selbst·bestimmung nehmen.

Meine Assistenz.

Meine Hilfs·mittel.

Und die Medizin, die ich brauche.

Bis ich sterbe.“

_____________________________

Diesen Text hat Mareice Kaiser geschrieben.

Er wurde in der Zeitung taz veröffentlicht.

Hier kann man den Text in schwerer Sprache lesen.

Den Text in Leichter Sprache haben 3 Frauen zusammen erarbeitet.

Die Übersetzerin Anne Leichtfuß.

Und 2 Prüferinnen für Leichte Sprache.

Sie sind beide Frauen mit Down-Syndrom.

Eine der beiden Prüferinnen ist Natalie Dedreux.

Die andere der beiden Prüferinnen hat ent­schie­den:­

Sie möchte nicht, dass ihr Name unter diesem Text steht.

Sie fand die Arbeit an diesem Text wichtig. Aber:

Sie hat Angst.

Vor der Politik der Partei AfD.

Vor ableistischen Menschen und Meinungen.

Und vor der veränderten Stimmung in ihrer Umgebung und in ihrem Alltag.

Darum möchte sie ihren Namen hier nicht nennen.

So fühlt sie sich sicherer.

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9 Kommentare

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  • Danke für diesen Beitrag. Ja, auch ich habe Befürchtungen was die AFD betrifft. Wir werden den Hass und die Gewaltbereitschaft, diesen Vernichtungswillen in diesen Menschen nicht ändern können, aber was passieren muss, ist dass diese Menschen keine politische Macht erlangen. Deshalb ist ein Verbotsantrag jetzt unbedingt erforderlich und es ist nicht zu verstehen warum die ethablierte Politik das nicht endlich auf den Weg bringt. Sie sind vielmehr auf dem Weg sich mitschuldig zu machen.

    • @shitstormcowboy:

      In der Vergangenheit hat man gesehen, wie schwer es ist eine Partei zu verbieten und auch bei der AFD wird es schwer. Eine Partei zu verbieten wo so viele Menschen die unterstützen wird schwer. Man sollte die Partei in meinen Augen nicht verbieten sondern in den Dialog gehen sowie seine eigenen Fehler korrigieren. Der größte Fehler ist alle als eine bestimmte Gruppe oder Art zu bezeichnen

  • Hier hab ich das erste mal einenZeitungsartikel in leichter Sprache, gesehen. Das ist toll. Danke.

  • Ich bin ein Mensch mit Behinderung und sehe das absolut nicht so.

  • Die AfD wird oft von Randgruppen und sozial Prekären gewählt. Da spielt sich der gefühlte Konkurrenzkampf mit Migranten ab. An der Tafel, am Amt, in der Schlange der Sozialwohnung. Pennykasse tut Wahrheit kund.

    • @Wonneproppen:

      Gut, dass Sie "oft" geschrieben haben.



      Allein im Bundestag treiben sich Akademiker herum, deren Art und Weise, sich in den Sitzen zu lümmeln, deren Mimik und Gestik bei Störaktionen und vor allem deren Reden Anlass zu größter Sorge geben.



      Wer die wählt, hat sich selbst aufgegeben.

      • @Erfahrungssammler:

        ...oder steht, wie in Amerika die Trumpwähler, mit dem Rücken zur Wand. Was hat denen ein Scholz gegeben? Die Grünen? Jede Partei hat sie vergessen und das Leben teurer und teurer gemacht. Jetzt gibt's nur noch eine Partei, die man noch nicht versucht hat. Und die ganz offen sagt, wir zuerst. Lassen wir sie halt mal vier Jahre pfuschen. Die Welt wird hier genauso wenig untergehen wie die Trump-USA. Und dann kann man sagen, schau, die haben auch nicht viel gerissen.

        Mehr Gelassenheit, die Herren.

        • @Wonneproppen:

          Wer wirklich glaubt, dass "die" irgendetwas nachhaltig verbessern könnten, rückt mit dem Rücken noch näher zur Wand. Die Welt muss nicht untergehen, um zu einem noch besch...eideneren Ort zu mutieren.