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Landwirtschaft in der UkraineSaat der Hoffnung

Viele landwirtschaftliche Nutzflächen in der Südukraine sind verbrannt und verwüstet. Russische Minen machen die Arbeit der Bauern lebensgefährlich.

Raketenteile wie hier in Saporischschja behindern die Landwirtschaft. Minen können die Feldarbeit tödlich machen Foto: Kateryna Klochko/ap

K ürzlich ging in den sozialen Netzwerken der Ukraine ein Bild viral. Es zeigt den Screenshot der Korrespondenz eines Soldaten mit seiner Mutter. Der junge Mann schrieb, wie er mit Beginn der wärmeren Temperaturen Blumen, Zwiebeln und Salat gepflanzt beziehungsweise gesät habe – direkt neben den Schützengräben.

Auch ich habe gerade Ziertomaten und Erbsen in Blumentöpfen ausgesät. Unsere Böden waren immer fruchtbar. Aber kriegsbedingt hat sich die Anbaufläche in der Ukraine um sieben Millionen Hektar reduziert, das ist ein Viertel weniger. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, wie es dazu gekommen ist. Mit einer humanitären Mission war ich in den befreiten Teilen der Gebiete Cherson und Mykolajiw unterwegs. Wir hatten Lebensmittel für Kinder, Medikamente und Futter für herrenlose Tiere aus Odessa dabei.

Einige Felder im Süden der Ukraine sind infolge des Beschusses vollständig verbrannt und ausgetrocknet. Dort, wo früher Mais und Weizen wuchsen, sind durch Raketeneinschläge riesige Krater entstanden. Dazwischen sieht man heimatlose Kühe und Ziegen. Ihre Euter sind voller Milch, aber niemand ist da, um sie zu melken. Die Besitzer dieser Tiere sind entweder tot oder überstürzt geflohen. In einigen Dörfern um Cherson ist kein einziges Haus mehr intakt. Neben den Feldern sieht man komplett abgebrannte Waldstücke. Was von den Russen besetzt war, ist jetzt vermint.

Erstaunlicher Mut der ukrainischen Landwirte

Was mich dabei erstaunt hat: der Mut der ukrainischen Landwirte. Trotz der riesigen Gefahr haben sie mit der Aussaat begonnen. Einer dieser mutigen Menschen, den ich während meiner Reise kennenlernte, heißt Dmitrij. Nachdem ukrainische Soldaten sein Heimatdorf befreit hatten, setzte er sich auf seinen Traktor und begann mit der Feldarbeit. Doch irgendwann fuhr er über eine Mine. Dmitrij bekam einen Splitter ins Auge, das nicht gerettet werden konnte.

Solche Geschichten gibt es viele. Die Menschen bestellen ihre Gärten, sie säen Weizen und Mais. Häufig denken sie nicht an die Gefahr, die in der Erde lauern kann. Der eine hat dabei ein Bein verloren, die andere einen Arm. Einige waren gleich tot. Es ist schrecklich und niemand ist davor sicher. In einzelne Gebiete kommen keine Minenräumtrupps. Manche Minen sind nicht größer als eine Streichholzschachtel. Sie sind leicht zu übersehen.

Bild: privat
Tatjana Milimko

ist Chefredakteurin des ukrainischen Nachrichtendienstes USI.online. Sie ist Mutter von zwei Kinder (9 und 12).

Experten sagen, dass die Nachfrage nach ukrainischen Agrarprodukten weltweit nach wie vor hoch ist. Die Ukrainer wissen, dass jedes Körnchen, das ausgesät wurde und nun auf unseren Feldern wächst, von unschätzbarem Wert ist. Jemand hat dafür seine Gesundheit riskiert, vielleicht sogar sein Leben. Aber wir werden weiter säen, pflanzen und ernten. Denn genau das ist quasi das Markenzeichen vieler Ukrainer.

Aus dem Russischen von Gaby Coldewey.

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Ein Sammelband mit den Tagebüchern ist im Verlag edition.fotoTAPETA erschienen.

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