LGBT-Bewegung in Polen: Kampf gegen Hass
Obwohl die Akzeptanz für LGBT-Menschen eigentlich stieg, werden sie nun wieder vermehrt angegriffen. Der Aktivist Tomasz Kitliński lebt in Angst.
Seit Jarosław Kaczyński, Parteichef der regierenden Nationalpopulisten, in einer Wahlkampfrede hetzte: „Die LGBT- und Gender-Bewegung bedrohen unsere Identität, unser Volk und unseren polnischen Staat“, vergeht kaum eine Woche, in der PiS-nahe Medien nicht über „Perverse, Päderasten, Huren und Arschficker“ schimpfen.
„Ich hätte nie gedacht, dass der Hass uns gegenüber solche Formen annehmen könnte. Letztens wurde ich öffentlich als ‚linker Untermensch‘ attackiert, den man am besten in einem Schweinestall, einem Kanal oder auf einem Misthaufen entsorgen sollte.“ Kitliński macht eine Pause, atmet tief durch: „Ich hatte noch nie in Polen so eine Angst.“
„Pogromstimmung“ in Polen
„Ganze Städte und Regionen erklären sich ‚LGBT-frei‘, so wie die Nazis früher Orte als ‚judenfrei‘ erklärten. In Białystok wurden viele von uns verletzt. Dass niemand zu Tode gekommen ist, ist allein dem Zufall geschuldet.“
Dabei nahm die gesellschaftliche Akzeptanz von Schwulen und Lesben in den vergangenen Jahren stetig zu. Nicht nur in Warschau, auch in kleineren Städten fanden Gay-Paraden statt. „Ohne die Brandrede Kaczyńskis, ohne die katholische Kirche, die den Hass befeuert, hätten wir heute nicht diese Pogromstimmung.“
An der Maria-Curie-Skłodowska-Universität in Lublin hat Kitliński einen Sieg gegen die Hetzer errungen. Im zweiten Anlauf hat er seine zunächst „wegen Homosexualität“ verweigerte Habilitation doch noch erhalten. „Ich sollte über den grölenden Nationalisten und Homophoben stehen. Aber ich fühle mich von meinem Staat im Stich gelassen und erniedrigt.“
🏳️⚧️ SHANTAY. YOU PAY. 🏳️🌈
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Informationen auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich aber leisten kann, darf einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatten um Religionsunterricht
Religiöse Bildung für alle
Klöckner setzt taz mit Nius gleich
Die taz hat News für Klöckner
Wahlen in Bolivien
Der Traum ist aus
Migration neu denken
So könnte eine humane Fluchtpolitik aussehen
Kneipenlärm und Ohropax
Nachtunruhe aushalten – das ist ein Großstadt-Skill
Europas Rolle nach Alaska-Gipfel
Sanktionen reichen nicht