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Künstler reagieren auf Absage in ChemnitzBloß keine Apfelbäume pflanzen

Das Projekt "We Parapom!" für Chemnitz 2025 wurde abgesagt. Bürgerwille? Oder weicht man da Unbequemlichkeiten der Kunst aus?

Asphalt aufhacken für Apfelbäume: Beitrag von Folke Köbberling für „We Parapom!“ in Chemnitz, 2021 Foto: Ernesto Uhlmann

Derzeit kursiert ein offener Brief in der Kunstszene. Chemnitz ist 2025 Kulturhauptstadt Europas, und der Intendant dieses riesigen EU-geförderten Vorhabens, der Kulturmanager Stefan Schmidtke, will die Erzgebirgsstadt mit viel Bürgerbeteiligung als Machermetropole präsentieren. Doch ein partizipatives Kunstprojekt hat er abgesagt.

Unter dem Titel „We Parapom!“ sollten 4.000 Apfelbäume quer durch die asphaltierte Stadt gepflanzt werden. Sie sollten im von Kriegszerstörung und DDR-Stadtplanung gezeichneten Chemnitz einen vegetativen Aufmarschboulevard bilden, auch wenn die empfindlichen Bäume unter Aufhitzung und Wassermangel vielleicht nicht gedeihen können. Entlang dieser fragilen Anti-Parade plante die Kuratorin dieses Projektes, die österreichische Künstlerin Barbara Holub, künstlerische Interventionen: Das britische Architekturkollektiv Assemble etwa wollte mit Jugendlichen eine Spiel­situation entwickeln, Künstlerin Folke Köbberling hatte bereits 2021 für die Pflanzung mit Schü­le­r:in­nen einen Parkplatz freigelegt. Rund 20 solcher Beiträge sollte es geben.

Doch Bäume scheinen in der Öffentlichkeit ein empfindliches Thema zu sein, vor allem in der Stadt, in der Auflagen und begrenzte Mittel der häufig klammen Behörden schnell die Grenzen zwischen Vision und Praktikabilität aufweisen. Komplikationen tauchten auf, in der „Stadtgesellschaft gab es schließlich wenig Akzeptanz für den künstlerischen Aspekt dieses Projekts“, verkündete am 26. Mai Stefan Schmidtke in einer Pressemitteilung und cancelte das Vorhaben. Die Apfelbäume sollen jetzt unter Bürgerbeteiligung andernorts gepflanzt werden.

Man verhindere, beklagen nun in jenem offenen Brief die Künst­le­r:in­nen von „We Parapom!“, dass Chemnitz mit seinem Ruf „als ‚NeoNazi‘-Stadt auch ein Ort sein kann, an dem relevante Ideen für eine gemeinsame Zukunft produziert werden können“. Es kursierten gar Spekulationen, die Absage sei eine Zensur von rechts. Dem widerspricht die Pressesprecherin der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH, Mareike Holfeld, heftig.

Trotzdem scheint man in Chemnitz offenbar demokratische Werte der Kunst nicht verteidigen zu wollen. Denn ist es nicht sie, die losgelöst von Pragmatismus und stadtgesellschaftlichen Stimmungsschwankungen auch unbequeme Fragen stellen kann, vielleicht jene Stellen öffentlich aufdeckt, an denen Wunsch und Wirklichkeit ­clashen?

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8 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Das Projekt ist eben einfach nicht gut durchdacht. Die Stadt hat in den letzten Jahren enorme Schwierigkeiten gehabt, die bereits vorhanden Bäume in den Trockenperioden mit ausreichend Wasser zu versorgen.



    Das hat bereits dazu geführt, dass Bäume im Altbestand gefällt werden mussten und viele neu gepflanzte Bäume zum Beispiel im Bereich der Uni Schäden durch Unterversorgung aufweisen.

    Die Apfelbäume auf einer einfach zu versorgenden und schattenspendenden Fläche anzubauen wäre eher noch machbar. Paarweise aufgestellte Bäume auf einer Route quer durch die Stadt zu versorgen ist eben nahezu unmöglich. Gerade Obstgehölze brauchen in den Sommermonaten etwa 100 Liter Wasser am Tag. Die werden von großen Wassertankwagen vesorgt.

    Und Chemnitz ist eben keine "asphaltierte Stadt", sondern eine mit einem Grünflächenanteil von 60 m² pro Einwohne, ist damit die grünste Stadt in Sachsen und gehört zu den 20 grünsten Großstädten in Deutschland.

    Der Vorwurf, dass die Stadt wegen der Absage an dieses Projet die "demokratischen Werte der Kunst nicht verteidigen würde" und es eine Verbindung zu den rechten Problemen der Stadt gebe, ist gerade angesicht der aktuell großen Anzahl von Föderprojekten schon ziemlich dreist.

  • @JÖRG SCHULZ

    Umziehen.

  • Es gibt sicher gute Gründe, die gegen das erstmal reizvoll klingende Projekt gesprochen haben. Schwierig finde ich, dass es das bisher einzig wahrnehmbare war, dass die Kulturhauptstadt 2025 bisher in die Medien gebracht hat. Und das obwohl ich in Sachsen wohne. Auf geht's Chemnitz, es gibt viel zu tun!

  • Kunst jawoll! Immer. Gerne.

    Aber bitte im Sinne der Staatsräson !

    Aber Spass beiseite:



    Warum nicht "portable Bäume" verwenden ?



    Wenn die eh eingehen ...

  • @JÖRG SCHULZ

    Giessen.

    • @tomás zerolo:

      Genau - und das dürfen dann die Anwohner übernehmen, die vorher nicht gefragt wurden.

  • 6G
    652797 (Profil gelöscht)

    Warum sind die Rechten jetzt gegen Kunst? Die verehren doch alle den österreichischen Künstler mit auffallendem Bart.

  • "auch wenn die empfindlichen Bäume unter Aufhitzung und Wassermangel vielleicht nicht gedeihen können"

    Also sollte dort eine Allee sterbender Bäume mitten durch die Stadt angelegt werden und die Stadt sollte das anscheinend noch bezahlen? Wie entrückt sind "Künstler", die sich solchen Unfug ausdenken?