piwik no script img

Kritik an der #MeToo-Statue in New YorkWer ehren will, muss hören

In New York gibt es seit vergangener Woche eine Statue, die an die #MeToo-Bewegung erinnern will. Gut gemeint, aber nicht so gut gemacht.

Streitbare Statuen: Die Medusa von Luciano Garbati in New York City Foto: Christina Horsten/dpa

Vor einem Gerichtsgebäude in Manhattan wurde kürzlich die Statue einer nackten Frau aufgestellt. Sie zeigt Medusa, eine Figur der griechischen Mythologie, die in der einen Hand ein Schwert und in der anderen den Kopf von Perseus hält. Sie wurde 2008 von Luciano Garbati erschaffen und soll nun an diesem Ort an die #MeToo-Bewegung erinnern. Denn in jenem Gerichtsgebäude wurde Anfang des Jahres Harvey Weinstein verurteilt – ein Meilenstein für die Bewegung.

Was anerkennend gemeint war, wird nun jedoch von vielen Feminist:innen im Netz kritisiert. Einige echauffieren sich, dass die Statue von einem Mann erschaffen wurde, andere über das normschöne Aussehen der Frau. Zudem wird die Frage gestellt, warum sie den Kopf von Perseus hält und nicht von Poseidon, der sie vergewaltigte.

Doch am schwerwiegendsten ist wohl der Vorwurf, dass es der Statue nicht gelingt, die em­powernde Kraft der Bewegung zu fassen. Seitdem die Debatte über sexualisierte Gewalt im Oktober 2017 losging, gibt es die Kritik, #MeToo sei lediglich von Rache getriebener Männerhass. Dabei wollte die Erfinderin des Hashtags, Tarana Burke, genau das Gegenteil bewirken. Eine Bewegung, die sich Gleichberechtigung und eine Gesellschaft ohne Machtmissbrauch zum Ziel setzt. Die Statue spielt jedoch den Kritiker:innen der Bewegung in die Hände.

Um das Potenzial der Bewegung zu würdigen, hätte man keine einzelne Frau zeigen sollen, sondern viele Betroffene, deren Mut es zu verdanken ist, dass wir nun seit drei Jahren den Machtmissbrauch unserer Gesellschaft problematisieren. All das wäre möglich gewesen, wenn man aus dem Leitspruch der Bewegung gelernt hätte: Hört den Betroffenen zu.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • War 2008 nicht vor #MeToo? Es wurde also keine Bildhauerin beauftragt, etwas Angemessenes zu erschaffen, sondern die Skulptur eines Künstlers (!) wurde gekauft, die schon irgendwo rumstand. Wer hat denn in Auftrag gegeben, dass überhaupt ein Denkmal aufgestellt wird? Man weiß gar nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll, so viele Punkte gibt es. Die meisten listet der Artikel gottseidank schon auf

  • Den Wunsch, den Vergewaltiger töten zu wollen kann ich ja noch nachvollziehen.



    Aber - Mythologie hin, Mythologie her - bei abgeschlagenen Köpfen denke ich eher an Paris, Islamisten und den IS. Und nicht an Empowerment und Emanzipation.

    • @Jim Hawkins:

      Nicht zu vergessen Inquisition, Hexenverfolgung und auch Kriegsverbrechen, Geheimdiensttätigkeiten und Todesstrafe in angeblich christlich geprägten Länden in den letzten 50 Jahren.



      Köpfe abschlagen ist immer auch eine Machtdemonstration. Und MeToo prangert doch ehher das an: Machtmissbrauch.