Kritik an Teststrategie in Kitas: Fokus auf die Kleinen
Nach den Ferien wird es in den Berliner Kitas wieder voll. Doch im Gegensatz zu den Schulen werde kaum getestet, kritisiert der Landeselternausschuss.
Konkret sieht die Berliner Kita-Teststrategie von Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) so aus: Kinder werden lediglich „anlassbezogen“ getestet, wenn sie also zum Beispiel mit Schnupfnase oder anderen Erkältungssymptomen im Morgenkreis sitzen. Die Eltern müssen einwilligen und den Test selbst durchführen. ErzieherInnen müssen die Möglichkeit bekommen, sich zweimal pro Woche testen zu können.
Außerdem sollten die Träger zum Start des Kita-Jahres am 1. August 500.000 Schnelltests bekommen, die für drei Tests pro Kind reichen sollen. Die Kitas können selbst entscheiden, ob sie damit zum Beispiel eine Woche lang jedes Kind dreimal testen wollen (sofern die Eltern das wollen). Allerdings geht das dann zugleich zu Lasten des Kontingents für die „anlassbezogenen“ Tests.
Der Pilotversuch in den 30 Kitas soll nun Erfahrungswerte zu sogenannten PCR-Pooling-Tests liefern: Die Kinder lutschen an einem Wattestäbchen („Lolli-Test“), die Proben werden gruppenweise ausgewertet, und nur, wenn es in einem Pool ein positives Testergebnis gibt, soll einzeln nachgetestet werden. Die PCR-Methode gilt als zuverlässiger als die Schnelltests.
Furcht vor dem Herbst
Eigentliche eine gute Idee, sagt der Landeselternschuss, aber zu spät, um die ohnehin recht überschaubare Teststrategie für die Berliner Kitas zu stützen: „Das Projekt läuft sechs Wochen und würde gefolgt von einer Ausschreibung sein, so dass effektiv frühestens im Herbst mit dieser Methode gearbeitet werden kann“, kritisieren die ElternvertreterInnen. Man verpasse jetzt die „Chance, einen frühzeitigen Anstieg der Inzidenz zum Beispiel durch Reiserückkehrer zu unterbinden.“
Ein Problem sehen die Eltern auch darin, dass in der Coronavirus-Testverordnung des Bundes Kitas und Schulen nicht als Einrichtungen gelten, in denen Kinder und Personal automatisch Anspruch auf einen Test haben, auch wenn sie keine Symptome haben. Die Länder können das zwar regeln – aber sie müssen es eben auch nicht, siehe die Regelung für Kita-Kinder in Berlin.
Wenn man betone, dass man Kitas und Schulen offen halten wolle, sagt Kettgen-Hahn, müsste sich das dann auch in der Verordnung entsprechend widerspiegeln und die Pool-Tests für die Länder auch ausfinanziert werden. Der Leak kalkuliert mit Kosten von rund 27 Millionen Euro im Monat bei zwei Tests pro Kind und Woche, wenn man 2 Euro pro Test zu Grunde lege und von rund 173.000 Kita-Kindern in Berlin ausgehe.
Die Jugendverwaltung sagte auf auf taz-Anfrage, das Testkonzept für die Kitas sei ausreichend – auch, weil „die Erzieherinnen und Erzieher inzwischen mehrheitlich geimpft sein dürften“. Über die Einführung einer Testpflicht für den Kitabesuch analog zur Testpflicht für die Schulen denke man derzeit nicht nach, teilte ein Sprecher mit.
Allerdings solle der Pilotversuch mit den Lolli-Tests auch darüber Aufschluss geben, ob die Pooling-Methode auch auf die Schulen ausgeweitet werden könnte. Testkapazitäten gebe es genügend für Berlin, hatten die akkreditierten Labore in der Medizin, ein Zusammenschluss mehrere Labore, bereits vor den Sommerferien verlauten lassen.
Aus Sicht von Kettgen-Hahn spricht nichts gegen die Einführung einer Testpflicht auch für Kita-Kinder – sofern die Lolli-Methode nach dem Piloten flächendeckend angewandt werde. „Das ist nicht invasiv wie der Nasentest, den Kindern macht das häufig sogar Spaß.“
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