Kritik an Schlesingers Ehemann: Lukratives Goodie für Spörl
Der Ehemann von Ex-RBB-Intendantin Schlesinger bekommt viel Geld für ein Jubiläumsbuch über die Messe Berlin. Die „Welt“ ist erzürnt, unser Autor freut sich auf die Verfilmung.
G ibt es eigentlich noch Dinge, die sich im Internet nicht finden lassen? Kaum zu glauben, aber ja! Wer sich in diesen Tagen für das berühmte Coffee-Table-Book „Messe Berlin – 200 Jahre Gastgeber von Welt“ interessiert, findet im Netz schlicht nichts. Dabei ist der Wälzer zum Geburtstag angeblich tatsächlich erschienen.
Bei Amazon bestellen lässt er sich aber nicht. In der Buchhandlung unseres Vertrauens ist er ebenfalls nicht vorrätig, voll analoge Fehlanzeige. Und auch der Messe Berlin selbst scheint er nicht mehr so dolle am Herzen zu liegen. Es gibt jedenfalls keine Pressemeldung oder wenigstens einen Hinweis auf den liebevoll gestalteten Internetseiten zum Jubiläum.
Die „Gastgeber von Welt“ würdigt bislang nur ein einziger Artikel, der sich über die Kosten des Buches aufregt. Und der steht ironischerweise in der Welt, also der von Springer. Das ist schade, aber auch irgendwie verständlich. Denn schließlich ist das Buch von Gerhard Spörl. Also vom Ehemann der einstigen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger.
Die ist bekanntermaßen genauso wenig mehr im Amt wie Messechef Martin Ecknig, dem das Stühlchen im November vor die Tür gestellt wurde. Spörl hatte für ein sattes Salär (Tagessatz 2.000 Euro) Ecknig beraten, weil der Anfang 2021 angeblich medial eher unbedarft und in Berlin unvernetzt den Job übernommen hatte und Nachhilfe brauchte.
Spörl in der Rolle des mittelmäßigen Medienberaters
Das Messebuch kam noch als Goodie auf den mit insgesamt knapp 140.000 Euro dotierten Auftrag drauf. Eingefädelt hatte das Ganze Wolf-Dieter Wolf, der auch längst weg vom Fenster ist, weshalb sein Name sowohl bei der Messe Berlin wie beim RBB nur noch mit schmerzverzerrtem Gesicht genannt werden darf.
Schließlich war der umtriebige Herr Wolf bei der Messe erster Mann im Aufsichtsrat und beim RBB Vorsitzender des Verwaltungsrats. Wo er es weder formal noch formell mit den Regularien allzu ernst genommen hat. Bei den Ermittlungen gegen ihn, Schlesinger und Spörl liefern sich gerade die Generalstaatsanwaltschaft Berlin und die vom RBB beauftragte Kanzlei Lutz Abel ein kostspieliges Wettrennen.
Die Welt rechnet nun vor, dass Spörl für die „Gesamtkonzeption“ 54.000 Euro und weitere 11.500 Euro für „redaktionelle Tätigkeiten“ bekam. Für ein 351-Seiten-Buch mit einer Auflage von gerade einmal 2.500 Exemplaren sei das „schamlos viel“, zitiert das Blatt ungenannte Ghostwriter. Was vermuten lässt, dass eine Verfilmung des Messe-Stoffes durch den RBB längst beschlossene Sache sei. Mit Gerhard Spörl in der Rolle des mittelmäßigen Medienberaters.
„So werden Legenden geschaffen“, amüsiert sich die Mitbewohnerin. „Alle reden drüber und spinnen mit eigenen Ideen die Geschichte weiter.“
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