Krieg in Syrien: Diskrete Hilfe aus Moskau
Waffen und Militärberater: Unbestätigten Berichten zufolge rüstet Russland das Assad-Regime auf. Die US-Regierung zeigt sich besorgt.
Im Falle von Tadmor gab es Berichte, wonach das Regime das berüchtigte Gefängnis und Regierungsgebäude vorab räumen ließ. Dies wäre ein weiterer Hinweis darauf, dass Assad inzwischen auch bereit ist, Gebiete aufzugeben, und von seinem bisherigen Prinzip abgerückt ist, landesweit Präsenz zu zeigen. Die Kontrolle entgleitet ihm immer mehr.
Mittlerweile rücken Rebellen auch näher an die Provinz Lattakia heran, Heimat des Präsidenten und Hochburg des Regimes. Hier dominieren in den ländlichen Gebieten die Alawiten, denen auch Assad angehört.
Nun ist es keineswegs so, dass die syrische Armee auf sich allein gestellt ist. Mit ihr kämpfen verschiedene regimetreue Milizen und die libanesische Hisbollah, unterstützt wird sie auch vom Iran. Russland, das in der syrischen Hafenstadt Tartus seine einzige Mittelmeerbasis unterhält, in der sich auch ständiges russisches Personal befindet, liefert schon lange Waffen an Syrien und unterstützt Assad seit Kriegsbeginn mit Militärberatern und auch auf diplomatischer Ebene.
Im internationalen Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) steht eine Ausweitung der Luftangriffe westlicher Staaten von irakischem auf syrisches Staatsgebiet bevor. Sowohl der britische Premierminister David Cameron als auch Frankreichs Präsident François Hollande befürworten jetzt eine solche Ausweitung, die bisher lediglich die USA umsetzen. Es wird erwartet, dass Hollande seinen Beschluss, IS-Stellungen in Syrien mit französischen Kampfjets, die in Jordanien und Abu Dhabi stationiert sind, zu attackieren, am Montag an einer Pressekonferenz erklärt. Cameron will erst Anfang Oktober das britische Parlament bitten, Luftangriffe auf den IS in Syrien zu billigen. (taz)
Und nun steigt Russland offenbar auch militärisch größer ein, wenn man vorliegenden Medienberichten Glauben schenkt. Demnach wurde am 20. August ein schwerbeladenes russisches Schiff im Bosporus gesichtet, das unterwegs nach Syrien gewesen sein soll. Experten, die Fotos von der Ladung analysierten, machten neue Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge aus, wie die britische BBC berichtete. Militärisches Gerät von diesem Typ sei bisher nicht nach Syrien geliefert worden, hieß es weiter. Seine Bedienung wäre ohne entsprechende Ausbildung nicht möglich.
Inzwischen hat die syrische Armee Videomaterial veröffentlicht, das neue russische Schützenpanzer bei Übungen oder im Kampf in Syrien zeigt. Dabei soll es sich um eine Variante handeln, der noch nie in Syrien eingesetzt wurde. Ein syrischer Militär, der namentlich nicht genannt wurde, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters in diesem Zusammenhang von einer „großen Veränderung“.
Die New York Times berichtete unter Berufung auf Vertreter der US-Regierung, Russland habe ein Militärvorauskommando nach Syrien entsandt. Zudem seien Fertigwohneinheiten und eine transportable Luftfahrtkontrollstation zu einem syrischen Flugplatz gebracht worden. Dies lege nahe, dass Russland bis zu 1.000 Berater oder anderes Militärpersonal dorthin abordnen könnte. Dem Bericht nach sehen die Regierungsvertreter aber keine Anzeichen, dass Russland erhebliche Bodentruppenkontingente entsenden wolle.
Immerhin nahm die US-Regierung dies so ernst, dass US-Außenminister John Kerry seinen russischen Amtskollegen Sergei Lawrow anrief und sich besorgt erklärte. Ein Ausbau der militärischen Zusammenarbeit Russlands mit dem Assad-Regime, ein solcher Schritt könne die Lage in Syrien verschärfen, warnte Kerry nach Angaben des US-Außenministeriums vom Samstag. Sollten die entsprechenden Informationen stimmen, bestünde zudem das Risiko einer Konfrontation mit der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz IS.
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