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Krieg in SyrienDiskrete Hilfe aus Moskau

Waffen und Militärberater: Unbestätigten Berichten zufolge rüstet Russland das Assad-Regime auf. Die US-Regierung zeigt sich besorgt.

Nach einem Angriff Assad-treuer Truppen nahe Damaskus. Foto: reuters

BERLIN taz | Das Regime von Baschar al-Assad ist militärisch überfordert. Nicht nur, weil die dschihadistische Miliz Islamischer Staat (IS) weite Teile des Landes kontrolliert, sondern auch, weil Rebellen in den vergangenen Monaten wichtige Erfolge erzielt haben. Ende März gelang es ihnen, die Provinzhauptstadt Idlib im Nordwesten des Landes zu erobern. Zwei Monate später rückte der IS in der Wüstenstadt Tadmor neben dem berühmten antiken Palmyra ein.

Im Falle von Tadmor gab es Berichte, wonach das Regime das berüchtigte Gefängnis und Regierungsgebäude vorab räumen ließ. Dies wäre ein weiterer Hinweis darauf, dass Assad inzwischen auch bereit ist, Gebiete aufzugeben, und von seinem bisherigen Prinzip abgerückt ist, landesweit Präsenz zu zeigen. Die Kontrolle entgleitet ihm immer mehr.

Mittlerweile rücken Rebellen auch näher an die Provinz Lattakia heran, Heimat des Präsidenten und Hochburg des Regimes. Hier dominieren in den ländlichen Gebieten die Alawiten, denen auch Assad angehört.

Nun ist es keineswegs so, dass die syrische Armee auf sich allein gestellt ist. Mit ihr kämpfen verschiedene regimetreue Milizen und die libanesische Hisbollah, unterstützt wird sie auch vom Iran. Russland, das in der syrischen Hafenstadt Tartus seine einzige Mittelmeerbasis unterhält, in der sich auch ständiges russisches Personal befindet, liefert schon lange Waffen an Syrien und unterstützt Assad seit Kriegsbeginn mit Militärberatern und auch auf diplomatischer Ebene.

Luftangriffe in Syrien

Im internationalen Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) steht eine Ausweitung der Luftangriffe westlicher Staaten von irakischem auf syrisches Staatsgebiet bevor. Sowohl der britische Premierminister David Cameron als auch Frankreichs Präsident François Hollande befürworten jetzt eine solche Ausweitung, die bisher lediglich die USA umsetzen. Es wird erwartet, dass Hollande seinen Beschluss, IS-Stellungen in Syrien mit französischen Kampfjets, die in Jordanien und Abu Dhabi stationiert sind, zu attackieren, am Montag an einer Pressekonferenz erklärt. Cameron will erst Anfang Oktober das britische Parlament bitten, Luftangriffe auf den IS in Syrien zu billigen. (taz)

Und nun steigt Russland offenbar auch militärisch größer ein, wenn man vorliegenden Medienberichten Glauben schenkt. Demnach wurde am 20. August ein schwerbeladenes russisches Schiff im Bosporus gesichtet, das unterwegs nach Syrien gewesen sein soll. Experten, die Fotos von der Ladung analysierten, machten neue Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge aus, wie die britische BBC berichtete. Militärisches Gerät von diesem Typ sei bisher nicht nach Syrien geliefert worden, hieß es weiter. Seine Bedienung wäre ohne entsprechende Ausbildung nicht möglich.

Inzwischen hat die syrische Armee Videomaterial veröffentlicht, das neue russische Schützenpanzer bei Übungen oder im Kampf in Syrien zeigt. Dabei soll es sich um eine Variante handeln, der noch nie in Syrien eingesetzt wurde. Ein syrischer Militär, der namentlich nicht genannt wurde, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters in diesem Zusammenhang von einer „großen Veränderung“.

Die New York Times berichtete unter Berufung auf Vertreter der US-Regierung, Russland habe ein Militärvorauskommando nach Syrien entsandt. Zudem seien Fertigwohneinheiten und eine transportable Luftfahrtkontrollstation zu einem syrischen Flugplatz gebracht worden. Dies lege nahe, dass Russland bis zu 1.000 Berater oder anderes Militärpersonal dorthin abordnen könnte. Dem Bericht nach sehen die Regierungsvertreter aber keine Anzeichen, dass Russland erhebliche Bodentruppenkontingente entsenden wolle.

Immerhin nahm die US-Regierung dies so ernst, dass US-Außenminister John Kerry seinen russischen Amtskollegen Sergei Lawrow anrief und sich besorgt erklärte. Ein Ausbau der militärischen Zusammenarbeit Russlands mit dem Assad-Regime, ein solcher Schritt könne die Lage in Syrien verschärfen, warnte Kerry nach Angaben des US-Außenministeriums vom Samstag. Sollten die entsprechenden Informationen stimmen, bestünde zudem das Risiko einer Konfrontation mit der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz IS.

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7 Kommentare

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  • Der Artikel ist ja schon fast preisverdächtig. Damit keiner auf die Idee kommt, die vermuteten Lieferungen für Assad könnten sinnvoll sein, wird von einem Vormarsch der "Rebellen" gesprochen. Frau Seel. Sprechen Sie es doch bitte offen aus. Es sind die rückwärts gewandten Fanatiker des IS und der Nusra Front, die auf dem Vormarsch sind. Und es beunruhigt Sie, wenn jemand etwas unternimmt, um sie aufzuhalten.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass sich die jeweiligen Machtzentren (USA, Türkei, Iran, Golfstaaten, Rußland) gerade positionieren, um dem schwächelnden IS Gebiete abzujagen. Die Türkei möchte die Pufferzone, die USA den Irak befreien, der Iran den schiitischen Teil des Iraks sichern und mit Hilfe der Hisbollah Assad beistehen, die Golfstaaten (+die Türkei) möchten Assad stürzen und unterstützen dabei va. den "IS Light", Al Nusra, und Rußland sichert sich die bedingungslose Unterstützung Assads + seine einzige Militärbasis im Nahen Osten. Alle merken, dass der IS militärisch extrem geschwächt ist und nur noch durch Ausweitung von Selbstmordattentaten und grausamer Folter und Hinrichtungen auffällt. Bei der YPG rennt er sich nach immensen Verlusten fest und selbst gegen äußerst schwache und demoralisierte Assad-Truppen und die unfähige Irakische Armee gibt es keine nennenswerten Erfolge mehr zu verzeichnen. Der Nachschub an ausländischen Kämpfern nimmt rapide ab, die Exekutionen eigener Kämpfer nehmen zu. Ohne die stille Unterstützung der Türkei hätte der IS sich nie so lange gehalten, und das scheint jetzt vorbei zu sein.

  • Nun das ist ja keine Überraschung. Die Türkei will einen eigenen Pufferstaat/Sicherheitszone/ein Bollwerk gegen die Kurden etablieren - eine Reaktion der anderen Seite war absehbar. Und die Reaktion ist schon lange so, dass Iran und Russland Assad halten. Ohne die finanziellen Hilfen und inzwischen auch immer mehr praktische Unterstützung wäre Assad nicht in der Lage, an der Macht zu bleiben. Sein Ende könnte gleichwohl dennoch eintreten, denn das Chaos am Boden ist groß genug und mit Damaskus und seinen Vororten zu unübersichtlich, als dass es dem Regime auf Dauer gelingen wird, die Gebiete zu halten. An qualifizierten Soldaten mangelt es Assad wohl auch nicht, schon eher an Männer fürs Grobe am Boden. Die Streitkräfte schwächeln aber, das ist eine Tatsache. Ob die Rebellen in den Gabal Alaween eine Chance haben, bezweifele ich, es sei, denn hier wird nachgeholgen, von der Türkei z.B. Der Sturm auf den armenischen Villenurlaubsort Kasab soll ja auch aus der Türkei begonnen worden sein. Er liegt ja auch direkt an bzw. sogar auf der Grenze. Geht Assad, wird allerdings auch nix gut.

  • Solange es die westliche Wertegemeinschaft okay findet, die Saudis, das Mullah-Regime und Turkvolk-Despoten in ehemaligen Sowjetrepubliken zu hofieren, ist der Einsatz gegen Typen wie Assad heuchlerisch bzw. in diesem speziellen Fall erst der indirekte Auslöser für IS-Terror und Flüchtlingsströme.

     

    Das schlimmste Manko aktueller Weltpolitik ist das nahezu vollständige Versagen der Diplomatie. Das hat selbst zu Zeiten des eisernen Vorhangs noch besser geklappt.

  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Ich bin in der Meinung, dass der Assad weg muss aber man muss auch den Russen gleicher zustehen. Was die Amerkaner machen, können die Russen auch und ist auch richtig so. Abgesehen davon, dass Russland kein Land überfällt, was man von den Amerikaner nicht behaupten kann. Daher ist die Behauptung von Sarah Wagenknecht und Dietmar Bartsch berechtigt.

    • @70023 (Profil gelöscht):

      Ja genau, es gab ja keine russische Intervention in Afghanistan, das waren die Sowjets. Und in Georgien wurde auch nie aeine russische Armee gesichtet. Und die Krim ist auch aus freien Stücken zum Russ heimgekehrt. Es lebe der friedliche Putin!

      • @Chutriella:

        Machen Sie sich doch bitte mal schlau wie es zum Einmarsch der Russen in Afghanistan gekommen ist.

        In Georgien wurde eine Stadt bombardiert von der georgischen Seite, außerdem wurden mehrere russische Soldaten getötet die sich dort unter UN-Mandat befunden haben. (Sieht die EU offiziell genau so)

        Und ja, die Bewohner der Krim sind aus freien Stücken der RF beigetreten (Siehe auch Umfrage dazu von der GfK)

        Ich hätte viel Punkte die ich an Putin kritisieren könnte - Krim, Georgien, Afghanistan gehören aber nicht dazu.