piwik no script img

Kretschmann über Grüne im Wahljahr„Ich bin an Lösungen interessiert“

Schaffen es die Grünen aus ihrer bundespolitischen Irrelevanz? Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann im Gespräch.

Wenn man nahe rangeht, wen sieht man dann? Winfried Kretschmann oder einen Grünen? Foto: dpa
Benno Stieber
Peter Unfried
Interview von Benno Stieber und Peter Unfried

taz.am wochenende: Herr Ministerpräsident Kretschmann, in Schleswig-Holstein waren die Grünen ein Wahlsieger mit strammen 12,9 Prozent, in Nordrhein-Westfalen wurden sie mit 6,4 halbiert und abgewählt. Was heißt das für die Bundestagswahl?

Winfried Kretschmann: Ergebnisse aus Landeswahlen sind noch kein Trend, den man auf den Bund hochrechnen kann. Man muss aber leider sagen, dass wir in den Umfragen bundesweit nicht im Trend von Schleswig-Holstein liegen. Wir müssen uns also fragen, was in NRW schiefgelaufen ist.

Und zwar?

Wichtigste Konsequenz: Man darf Radikalität nicht mit Relevanz verwechseln. Wir müssen relevant sein.

Also Schleswig-Holstein relevant, NRW nicht relevant?

Nur wenn wir zeigen, dass wir relevant sind, kommen wir im Bund aus dem Keller raus. Wenn man aber kurz vor der Wahl in NRW Optionen ohne Not ausschließt, heimlich auf Rot-Rot-Grün hofft und die SPD-Ministerpräsidentin Kraft einem das dann auch noch wegkegelt, dann bleibt einem nur noch zu sagen: Wir werden’ne tolle Opposition machen. Und das ist nicht so attraktiv für den ­Wähler.

Ohne Not? Die Grünen waren in höchster Not.

Sie haben in höchster Not ohne Not genau das Falsche gemacht. Wenn der Landesverband ankündigt, man werde ganz rigoros nicht mehr nach Afghanistan abschieben, und ein Moratorium von der Landesregierung verlangt, dann aber drei Tage später sieben von vierzehn der Abgeschobenen aus Nordrhein-Westfalen stammen, dann ist die Botschaft: Wir haben bei diesem Thema nix zu melden. Das ist das Gegenteil von Relevanz.

Im Interview: Winfried Kretschmann

Jahrgang 1948, ist grüner Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Er regiert seit 2011, zunächst mit der SPD, seit 2016 mit der CDU als Junior, die von den Grünen mit 30,3 Prozent als führende Volkspartei abgelöst wurde.

Sie haben den NRW-Grünen gerade „gesinnungsethischen, idealistischen Überschuss“ attestiert. Sollten sich die Grünen denn nicht mehr um Fragen wie Asyl und Abschiebung kümmern?

Darum geht es nicht. Wir sollten keine Themen ins Zentrum stellen, bei denen wir als Regierung in den Ländern keinen Einfluss haben, selbst wenn sie richtig sind. Die Beurteilung, ob nach Afghanistan abgeschoben werden kann, fällt in die Kompetenz des Außenministeriums. Der SPD-Außenminister kommt auch nach mehrfacher Nachfrage meinerseits zum Schluss, dass das vertretbar ist. Das muss ich dann akzeptieren. Die Verantwortung liegt bei ihm. Der öffentliche Raum ist begrenzt, und wenn wir ihn mit solchen Themen füllen, die wir nicht entscheiden können, dann schließen wir ihn damit für unsere Kernkompetenz Klima und Umwelt.

Die gesellschaftsdominierenden Probleme derzeit sind konservative Probleme, speziell Sicherheit. Da wird klassisch konservativen Parteien mehr zugetraut.

Die FDP sagt ganz unspezifisch: Wachstum ist gut! Was da wächst, ist denen wurscht. Wir haben wie keine andere Partei ein Interesse daran, was materiell in der Wirtschaft passiert

Winfried Kretschmann

Wenn es Terroranschläge gibt und vermehrt Wohnungseinbrüche, dann dominiert dieses Thema, das ist klar. Nun liegt es ein bisschen in den Genen der Grünen, dass wir denken, für Sicherheit sind eher andere Parteien zuständig – wir passen auf, dass Freiheit und Bürgerrechte nicht aufgegeben werden. Dadurch entsteht der Eindruck, wir hätten immer nur Bedenken. Die Spitzenkandidaten machen das richtig: Sie nehmen die Kernthemen der politischen Diskussion an.

Was ist die Lösung, wenn die Leute andere Probleme als die Grünen haben? Grüne Positionen ganz räumen?

Nein, grüne Themen weiterentwickeln, aktuelle Debatten im Blick behalten und damit anschlussfähig bleiben. Beispiel: Wir haben Transformationsprozesse in der Automobil­industrie vor uns, es geht um das Thema vernetzte Mobilität. Vernetzung ist übrigens ein urgrüner Begriff …

… der aber offenbar in der Partei selbst nicht praktiziert wird …

Da tut sich eine Revolution auf, eine kluge Vernetzung und emissionsfreier Verkehr ist möglich. Zero Emission, Connectivity und Sharing-Economy, das haben wir Grünen doch immer gepredigt. Jetzt können wir da wirklich etwas erreichen, es geht massiv los. Das meine ich damit, wenn ich sage, wir müssen unsere Themen anschlussfähig machen und nicht immer das erzählen, was wir schon immer erzählt haben, also dass wir für den ÖPNV sind. Wir können da eine zentrale Rolle spielen. Der Autogipfel der Bundesgrünen war da eine wichtige Ini­tia­tive.

Die Bundestagswahl ist nur noch vier Monate entfernt.

Man kann vor Wahlen nicht groß sein Profil ändern, das gelingt nicht. Aber das Profil, das wir haben, auf die Höhe der Zeit bringen, das können wir noch schaffen. Daran arbeiten unsere Spitzenkandidaten, mit denen ich mich auch regelmäßig austausche.

Stimmt das Gerücht, dass Sie sich nur begrenzt in den Wahlkampf einbringen, um nicht mitverantwortlich für ein schlechtes Ergebnis zu sein, oder gehen Sie mit voller Power rein?

Das Gerücht ist falsch. Ich würde sagen, ich gehe mit Power in den Wahlkampf. Aber ich muss ja auch noch regieren. Das darf nicht darunter leiden.

Die Minus-Grünen

Die Ergebnisse der Grünen bei den letzten 12 Wahlen

2017 Nordrhein-Westfalen 6,4 (–4,9)

2017 Schleswig-Holstein 12,9 (–0,3)

2017 Saarland 4,0 (–1,0)

2016 Berlin 15,2 (–2,4)

2016: Mecklenburg-Vorpommern 4,8 (–3,9)

2016: Rheinland-Pfalz 5,3 (−10,1)

2016: Baden-Württemberg 30,3 (+6,1)

2016: Sachsen-Anhalt 5,2 (–2,0)

2015 Bremen 15,1 (−7,3)

2015 Hamburg 12,3 (+1,1)

2014 Europawahl 10,7 (–1,4)

2013 Bundestagswahl 2013: 8,4 (–2,3)

Was antworten Sie auf die gern gestellte Frage: Wozu noch Grün?

Weil der Klimawandel massiv voranschreitet und wir zeigen, dass Ökologie und Ökonomie sich vertragen und befruchten, weil wir unsere weltoffene und liberale Gesellschaft weiter leben wollen, weil wir für Europa stehen und unser Europa weiterentwickeln wollen. Die Strategie der baden-württembergischen Grünen ist es, aus der Mitte der Gesellschaft, aus der Mitte der Wirtschaft die Änderungsprozesse voranzutreiben, heute würde man sagen, die Akteure darauf zu committen. Und nicht mehr zu glauben, man könnte die Minderheiten von Rand her sammeln und sozusagen die Gesellschaft einkreisen. Das hat meiner Erfahrung nach nie so richtig funktioniert, jetzt funktioniert es mit Sicherheit nicht mehr. Das heißt, unsere Themen sind interessant, wir müssen sie nur in der Mitte der Gesellschaft zur Sprache bringen.

Andere Teile der Grünen leiden wie Hunde an Kretschmanns Regieren aus der Mitte, weil sie das als Gegenteil von grün empfinden.

Das ist das Problem in diesen modernen Zeiten, der Unterschied zwischen Gefühl und Realität. Ich habe die Grünen in Baden-Württemberg zur neuen Wirtschaftspartei gemacht und das ist sehr ernst gemeint. Ich versuche das mal im Vergleich mit der FDP zu erklären. Die FDP sagt ganz unspezifisch: Wachstum ist gut! Was da wächst, ist denen wurscht. Wir haben wie keine andere Partei ein Interesse daran, was materiell in der Wirtschaft passiert. Wir wollen, dass Windräder gebaut werden und nicht Atomkraftwerke. Und ich persönlich will nicht, dass Heroinfabriken hier gebaut werden, auch wenn die was zum Bruttoinlandsprodukt beitragen könnten. Wenn man darüber nachdenkt, dann ist jedem klar: Unsere Politik ist grün bewegt. Das sollte die linken Freunde in der Partei mal nicht so irritieren.

Die würden sich mehr klare Ansagen, manchmal auch mehr Verbote wünschen.

Das ist nicht so einfach mit den Verboten, das haben wir jetzt beim Fahrverbot in Stuttgart gemerkt. Wir Grüne denken an diese Ökosachen, und die Leute haben vor zwei Jahren ein neues Auto gekauft und zehn Jahre dafür gespart. Das ist für die ein Vertrauensbruch, wenn ich ein Auto erlaube und zwei Jahre später die Erlaubnis widerrufe. Das habe ich unterschätzt.

Also brummen die Diesel ­weiter.

Nein, aber immerhin hat erst die Ankündigung von Fahrverboten dazu geführt, dass nun doch eine Nachrüstung von Euro-5-Dieseln möglich erscheint. Ich bin als Ministerpräsident für diese Menschen mitverantwortlich. Wir wollen sie nicht verprellen, wir wollen sie aus Überzeugung mitnehmen. Was meinen Sie denn, wie man anders auf 30 Prozent kommt?

Für die leidenden Kretschmann-Kritiker ist das keine Gewinn-, sondern eine Identitätsfrage.

Man kann selbstverständlich sagen: Lieber 6 Prozent bekommen als so eine Politik wie Kretschmann machen. Okay. Dann kann man halt versuchen, aus der Opposition ein bisschen was zu machen. Aber erst wenn man stark ist und regiert, kann man richtig was bewegen.

Jetzt werben Sie sogar vehementer für Dieselfahrzeuge als die Autoindustrie. Was ist daran grün?

Ich bin an Lösungen interessiert. Ich habe wochenlang den sauberen Diesel landauf, landab promotet, weil es ihn tatsächlich gibt. Wir brauchen ihn als Übergangstechnik. Wir wollen die emissionsfreie Mobilität, aber bei solchen einschneidenden Veränderungen sind Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Gefahr. Die Digitalfotografie hat Kodak und andere Filmproduzenten weggefegt. Die Wertschöpfungskette bei Elektroantrieb beträgt vielleicht ein Sechstel des Verbrennungsmotors. Wir müssen darauf achten, dass das, was wegfällt, an anderer Stelle wieder dazukommt.

Diesen Übergang wollen Sie gemeinsam mit der Autoindustrie gestalten?

Wir haben in dieser Woche einen langfristigen strategischen Dialog begonnen, um zu klären: Wie schaffen wir es, möglichst schnell die Klimaziele von Paris zu erreichen, ohne dass es zu Verwerfungen bei Arbeitsplätzen kommt? Denn das führt immer auch zu politischen Verwerfungen. Und wenn das passiert, rückt sofort das Klimathema in den Hintergrund. Wir werden also beim Auto noch länger mit verschiedenen Antrieben fahren und da ist der Diesel wichtig, weil er einfach weniger CO2 emittiert als der Benziner.

War es demnach eine politische Entscheidung, dass Sie sich gerade privat einen neuen Diesel gekauft haben?

taz.am wochenende

Von ihrem Frühjahrshoch ist die SPD unter Martin Schulz schnell wieder abgestürzt. Alles schien möglich. Und nun? Eine Vorwahlanalyse lesen Sie in der taz.am wochenende vom 20./21. Mai. Außerdem: Der FC Bayern München hat jetzt einen eigenen TV-Sender und schottet sich gegenüber Journalisten ab. Und: Inga Humpe, die Königin der Club-Kultur, im Gespräch über Nichtwähler und freie Liebe. Das alles – am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Nein, ich mache auch privat, was ich für richtig halte. Ich wohne auf dem Land, meine Frau muss weit zum Enkel fahren, ich habe auch einen Anhänger. Neulich habe ich für meinen Enkel eine Tonne Sand geholt: Da brauche ich einfach ein gescheit’s Auto.

Neulich haben Sie mit dem früheren Fraktionschef und Kretschmann-Kritiker Jürgen Trittin Kaffee getrunken. War das nett?

Nett? Das war nicht die Absicht des Gesprächs. Es war ein gutes, produktives Gespräch, ich habe ja vor Trittin Respekt. Er ist kompetent und fleißig, aber in der Grundausrichtung haben wir schon erhebliche Differenzen.

Was war das Ziel des Gesprächs, ein Bundesparteitag ohne Verliererthemen?

Eine Partei muss geschlossen in den Wahlkampf gehen, wir können uns da ja nicht offen bekämpfen. Es ging auch darum, sich auf die Kernthemen zu einigen, und da lagen wir nicht so weit auseinander.

Sind die Grünen einfach zu schlecht darin, aus ihren zwei Flügeln eine Stärke zu produzieren?

Zurzeit schon.

War das schon mal besser?

Ja. Das verlief immer in Wellen. Um das schätzen zu lernen, muss man die Grünen in anderen Ländern anschauen, etwa in der Schweiz, wo sie sich gespalten haben in liberale Grüne und in linke Grüne. Das haut nicht hin. Man hat zu viel Überschneidungen im Kerngebiet, dann kommen die Differenzen dazu, das ist ganz schwer kommunizierbar.

Klingt wie eine Analyse der deutschen Lage. Sind die Grünen liberal oder links?

Die Frage ist immer, wer sich durchsetzt. Ich bin da kein Dogmatiker, aber wo haben wir denn eigentlich zuletzt gewonnen außer in Baden-Württemberg?

Gerade spektakulär in Schleswig-Holstein.

Das stimmt. Wenn auch nicht mathematisch.

Robert Habecks Sprachregelung lautet: 12,9 Prozent sind in Anbetracht von 7 bis 8 Prozent der Bundespartei nicht minus 0,3, sondern gefühlte 18 Prozent.

Das sehe ich ganz genauso. Für die Bedingungen war das ein Superergebnis. Wenn man mir zeigt, dass man auch mit einer linken Politik in einem Bundesland gewinnt, dann okay. Es mag solche Situationen geben, wo das passt, aber ich sehe sie derzeit nicht.

Was ist in Schleswig-Holstein richtig gelaufen?

Unsere Grünen dort haben mit Monika Heinold und Robert Habeck sehr gute Frontleute, die zum Land passen. Und sie betreiben eine Politik, die auf die Menschen zugeht und sie mitnimmt.

Die beiden Sieger der letzten Wahlen sind der Grüne Habeck und FDP-Chef Christian Lindner, die jenseits der Volksparteien als zentrale Politiker ihres Landes gewählt wurden. Was sagt Ihnen das?

Ich sehe da eine gewisse Verwandtschaft, wie Robert Habeck einen sehr ernsthaften grünen Wahlkampf gemacht hat; mit dem Anspruch, Orientierungs- und nicht Korrekturpartei zu sein. Darüber hinaus ist er natürlich eine Persönlichkeit, wie sich jede Mutti ihren Schwiegersohn wünscht.

Und Christian Lindner, ist das nicht interessant, was der da gerade macht?

Absolut. Und wir Grüne lassen dem zu viel Räume.

Wo?

Liberalität kann nicht bei der Wirtschaft haltmachen. Der Bereich gehört einfach dazu. Ich spreche nicht von Marktradikalismus, ich bin ein scharfer Gegner davon. Aber im Bereich Wirtschaft lassen wir ihm einfach zu viel Räume. Ich habe fünf Jahre mit den Sozialdemokraten regiert. Man kann mit ihnen sehr viele Dinge hinbekommen, aber manche auch nicht. Zum Beispiel hat der Sozialdemokrat überhaupt kein Gespür, was Bürokratisierung für ein Problem für Unternehmen oder Leute sein kann. In dieser Beziehung kriegst du mit den Sozis nichts hin.

Lindner machte Wahlkampf gegen angeblichen Bürokratisierungswahn.

Ist doch klar. Deshalb sage ich ja: Dieses Feld des Bürokratisierungsproblems darf man nicht einfach Lindner überlassen. Oder Start-ups. Wenn man sich die Umfragen anschaut, dann sieht man, damit punktet Lindner ohne Ende. Ich bin nun wahrlich kein Digital Native, aber diesen Raum haben wir in Baden-Württemberg besetzt. Wir kümmern uns um die Start-ups, und da ist für uns richtig Musik drin, denn jede fünfte Geschäftsidee ist grün angehaucht. Es geht darum, uns anschlussfähig zu machen für das, was stattfindet. Das macht Lindner auch. Respekt. Das hat er einfach gecheckt.

Und er hat die FDP in der Flüchtlingspolitik gegen Kanzlerin Merkel positioniert.

Ja, das ist klar, das macht mein FDP-Fraktionsvorsitzender hier im Land auch. Da ist die FDP total auf CSU-Linie.

Emmanuel Macron hat einen Wahlkampf für eine liberale Gesellschaft und eine liberale Wirtschaft geführt und ist jetzt französischer Präsident. Gute Wahl?

Ja. Mit Van der Bellen, den Niederlanden und nun Macron haben wir den Aufstieg des Rechtspopulismus mal geknickt, aber wir sind noch nicht überm Berg.

Was ist wichtig an Macron?

Er hat den Mut gehabt, die offene Gesellschaft zum Kernthema zu machen, er hat einen richtig prononcierten Pro-Europa-Wahlkampf geführt und er versucht, überfällige Reformen zu machen, wie wir mit der Agenda 2010, um Frankreich anschlussfähig zu machen im internatio­nalen Wettbewerb. Die Kombination macht es bei Macron. Und diese Kombination pflegen wir auch: wettbewerbsfähige Wirtschaft kombiniert mit offener Gesellschaft und Europa.

Macron ist nach Ihnen der zweite Fall, in dem eine neue und experimentelle Mehrheit die Dominanz der beiden Volksparteien geknackt hat. In der Bundespolitik ist das ausgeschlossen für die nächsten hundert Jahre?

Für die nächsten hundert Jahre mache ich sicher keine Prognosen.

Warum geht das im Bund nicht?

Also, bitte: Die Bundeskanzlerin hat dafür gesorgt. Sie macht die offenste, humanste und liberalste Flüchtlingspolitik der Welt. Grüner geht’s doch gar nicht.

Wenn Sie die CDU so toll finden, bleibt ja für die Grünen kein gesellschaftspolitischer Spielraum mehr.

Langsam, ich rede nicht von der CDU, ich rede von der Bundeskanzlerin. Sie hat ihre Flüchtlingspolitik gegen enorme Widerstände gemacht, danach musste sie dem Widerstand in der eigenen Partei und der CSU auch etwas Raum geben. Darum verstehe ich Impulse aus Teilen meiner Partei nicht, sich immer noch an die SPD zu hängen. Aus welchem Grund denn? Ich plädiere für Offenheit und bin da, glaube ich, einig mit meinen Spitzenkandidaten.

Der Grund ist Tradition und das Gefühl, SPD ist irgendwie links?

Unsere Wählerschaft ist cum grano salis sicher mehrheitlich mehr für Rot-Grün, aber die Bundeskanzlerin ist doch bei unseren Wählern beliebter als bei ihren eigenen. Da bricht etwas auf, dadurch wird es komplizierter, aber auch interessanter und spannender. Da kann man nicht mit den alten Anti-CDU-Reflexen kommen, das ist jetzt ein gebrochenes Bild.

Was Ihre Kandidaten angeht, haben vor der Urwahl viele gesagt, Cem Özdemir sei der Richtige. Seit er gewählt ist, sagen viele, Habeck wäre der Richtige gewesen. Wie sehen Sie ’s?

Das ist keine besonders sinnhafte Debatte. Die Urwahl hat stattgefunden. Wenn man so etwas nach dem tagespolitischen Thermometer machen will, muss man auf Urwahlen verzichten. Warum ist Schulz hoch wie eine Rakete und abgestürzt wie eine Rakete, was hat sich grundlegend geändert? Wir leben heute sehr stark von Stimmungen, aber ich bitte Sie: Cem Özdemir hat sich super entwickelt in den letzten Jahren. Sollen wir den jetzt fallen lassen, nur weil Habeck ein gutes Wahlergebnis hat? Wo kommen wir denn da hin? So geht es nicht.

Özdemir hat zuletzt das Thema Bienen besetzt. Das klingt weder nach Kretschmann noch nach Macron. Ist das ein Gewinnerthema?

Jetzt geht aber der Großstädter mit Ihnen durch. Das Insektensterben ist ein manifestes Problem. Die Insekten stehen am Grund des Ökosystems. Bei manchen Vogelarten hat sich der Bestand aufgrund des enormen Rückgangs von Insekten in den letzten Jahrzehnten um 80 Prozent reduziert. Ohne Bienen wird die Bestäubung von Blüten radikal beeinträchtigt – Ernten würden ausfallen. Auch hier gilt: die Natur braucht uns nicht – aber wir brauchen sie!

Joschka Fischer sagt auf die Frage, wie die Grünen wieder vorankommen könnten: Es gebe ein klares Erfolgsmodell, es heiße Kretschmann.

Das muss ich ja jetzt nicht kommentieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...Kretschmann, da kann man echt nur noch den Kopf schütteln.

  • Dieser Mann ist so unwichtig, wie seine Partei!

     

    Die Entwicklung der Autos ist wichtig, klare Aussagen zum Thema "Geflüchtete" nicht!

     

    Nie wieder Grün!

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    "...Wir brauchen ihn als Übergangstechnik.."

    Das kommt einem ja auch sehr bekannt vor. Vielleicht ist ja die Kernkraft auch garnicht sooooo schlimm.

    Wenn man hier von Übergangstechnolgien reden kann, geht es wohl eher um Hybridantriebe, und um dreckige Euro6 Diesel.

    Aber "übergangsweise" müssen dann halt noch ein paar mehr zehntausend Menschen an den Folgen der Diesel-PKW gemachten Luftverschmutzung sterben. Halt so lange, bis unsere gepamperte Automobolindustrie so weit ist.

    Wenn die sich da mal nicht vertun, und am Ende andere schneller sind. Dann sind auch die Kunden schnell weg.

    • @64938 (Profil gelöscht):

      Genau, die rennen zu Tesla.

       

      Golf und Polo liegen wie Blei in den Regalen, der Toyota Prius verkauft sich wie geschnitten Brot und diese komischen franz. Ökoschachteln bestimmen unser Straßenbild.

       

      *Muhahaha, ich lach mich tot.

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Is halt die Spätzle-Fortsetzung des - Wellknown - Joke of california -

        BMW 704 & Toyota Prius -

        Stehen vor Villa kurz vor mittach -

        Tell's you what?

        Klar - "Die Zugehfrau ist da!"

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Thomas_Ba_Wü:

        Erinnert mich irgendwie an die Einführung des Rußfilters für Dieselfahrzeuge. Die hatten 5 Jahre Zeit umzustellen und von der deutschen Automobilindustrie hörte man nur "wir brauchen keinen Filter, wir lösen das Problem mit neuen Motoren". Selten so gelacht. Nach 5 Jahren dann "Wir brauche mehr Zeit", gab's aber nicht. Die Filter kaufte man später dann bei Renault.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Und trotzdem verkaufen die "zugekauften" Auto besser als der technologische Vorreiter.

           

          So schnell sind also die Kunden offensichtlich dann doch nicht weg.

          Und das wird auch Tesla noch lernen.

          Die "Technik" unter der Haube juckt den größten Teil der Autokäufer einen feuchten Scheiß.

           

          Gerade der Prius zeigt doch, dass fortschrittliche Technik nicht mit Verkaufszahlen belohnt wird.

          VW verkauft an einem Arbeitstag mehr Dieselgolfs als Toyota in einem Jahr Prius (ca. 1400 Stk. letztes Jahr) - Ökohype hin Ökohype her.

           

          ////

          Verstehen sie mich nicht falsch - die deutschen Hersteller müssen was tun (und die haben das längst in der Schublade) allerdings hat nicht jeder Hersteller das Glück (wie Tesla) des Geld von nem Idealisten verbrennen zu dürfen.

          Manche müssen auch Geld verdienen.

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    "...Ich habe die Grünen in Baden-Württemberg zur neuen Wirtschaftspartei gemacht"

     

    Genau das ist auch mein Eindruck.

    Das hat nun garnichts mehr mit den visionären Ansätzen zu tun, die die GAL mal attraktiv machte.

    Und nachdem bisher immerhin kein FDP Politiker öffentlich auf die Idee gekommen ist, in Brunsbüttel ein Kohlekraftwerk zu errichten, um die Stadtkasse zu füllen, bin ich mir nicht mal mehr so ganz sichet, wer hier das kleinere Übel ist.

    • @64938 (Profil gelöscht):

      Genau -

       

      "...Ich habe die Grünen in Baden-Württemberg zur neuen Wirtschaftspartei gemacht"

       

      Die eine eine nicht gestellte Frage -

      "Hatten Durchlaucht nicht wenigstens -

      Nen Koch dabei¿!;)"

      "Ha noi. - Ich doch nicht!

      Nur Rezzo Porschi Schlauch -

      Fritze Micedis Kuhn &

      Boris Blauteübi Palmer!" &

       

      Immer fei - "Bede für Mutti" - gell!

      kurz - "Einmal K&K-Ministrant! & -

      Bis zur Bahre - Bist - Verrannt!"

  • Der wartet auf Lösungen anderer? Und sein Parlament in Stuttgart will vorsorglich die Pensionen für sich um 30 % erhöhen? Ich erkenne das als "die Ratten verlassen das sinkende Schiff.

     

    Um sein Warten zu verkürzen habe ich ihm bester geschrieben:

    Sehr geehrter Herr MP Kretschmann,

     

    Zhuangzi: Das Leben bewahren: Der Natur folgen! (380 v. Chr.)

    Heute lese ich, dass unser grünes Erbe für eine Zukunft auf diesem Planeten gefährdet ist! https://www.theguardian.com/environment/2017/may/19/arctic-stronghold-of-worlds-seeds-flooded-after-permafrost-melts#img-1

    Auszug: "The vault is on the Norwegian island of Spitsbergen and contains almost a million packets of seeds, each a variety of an important food crop."

    Das ist wichtiger als Geld, denn Geld ist ein Versprechen, einmal reale Güter (z. Nahrung und Wasser) dafür zu erhalten!

    Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ist Sinnvoller, als industriell (mit Fleiß) Schrott (Autos) zu produzieren!

    Industrie IV.Null (Arbeitsplätze) kann die notwendige Binnennachfrage finanzieren und das Überleben der Menschen sicherstellen.

    Viel Erfolg wünsche ich uns.

  • Ich starte erst mal mit dem Positiven, denn er hat ja auch in vielen Dingen Recht (Bürokratisierung, Menschen mitnehmen, Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, StartUps usw.) Aber: erstmal zum Thema Asylsuchende aus Afghanistan. Mit seiner Begründung für sein Verhalten könnte er einfach bei fast allen Themen den Mund halten, was soll sowas denn? Zum Thema neues Auto: klar, verständlich, da muss schon ein vernünftiges Auto her, aber wenn Daimler und Co so etwas nicht liefern können, dann nehme ich ein Gebrauchten und kommuniziere weshalb!

    Zum Thema Stuttgart, wirklich schwierig mit dem drohenden Vertrauensbruch für die Leute. Allerdings war der Vertrauensbruch in erster Linie von den Dieselherstellern ausgegangen und da könnte man auch mal weiter denken. Wie wäre es mal mit einer horrend hohen Sonderzuweisung für die Kommune, damit diese einen sehr effizienten (wahrscheinlich auch sehr defizitären) Park & Ride einrichtet, Elektrofahrräder für Dieselbesitzer usw. Da gibt es viele Möglichkeiten, die er ja z.T. selbst angesprochen hat. Aber um ein Fahrverbot wird Stuttgart nicht herumkommen(vl. erst mal mit Londoner Lösung) Und da sollte man auch nicht schon wieder einen Vertrauensbruch begehen, sondern den Leuten das auch sagen, damit sie ihre Drechschleuder schnell (an Herrn Kretschmann z.B.) verkaufen. Nun zum Thema Arbeitsplätze: Auch da verstehe ich Herrn Kretschmann gut und seine Argumente sind aller Ehren wert. Jedoch wird und muss die Umstellung der Autowirtschaft viel schneller geschehen (China wird und kann das nämlich ganz einfach mit Verboten regeln), als wir uns das jetzt so vorstellen (siehe erneuerbare Energien). Und so werden eben in der Wertschöpfungskette Auto sehr schnell eine große Menge Arbeitsplätze wegfallen. Herrn Kretschmanns Worte sind hier nur ein weiterer Vertrauensbruch. Und statt Autoindustrie bauchzupinseln sind vor allem Umbaumaßnahmen (Energiespeicher, Hybridmodelle sind allemal besser als Diesel u.v.m.) erforderlich.

  • 3G
    38057 (Profil gelöscht)

    Der Mann hat überhaupt keine Idee von einer besseren und gerechteren Gesellschaft. Das ist echt traurig!

    Statt mit Heroinfabriken sollte er sich besser mit seiner kriminellen Automobilindustrie auseinandersetzen. Aber er ist ja scheinbar schon Teil dieser Mafia, die meint, die Regeln des Staates nicht respektieren zu müssen.

  • "Das muss ich ja jetzt nicht kommentieren."

    Ich aber: Pfui Teufel!

    Und ja Kretschmann ist tatsächlich eine Gefahr für die Zukunft. Er schafft es, Rassismus sowie nationalistische und regionale Standortaktforenpolitik salonfähig zu machen. Dabei macht er sich auch noch zum Diener der Automobillobby. Aber enttäuscht über die Grüne Partei braucht man ja längst nicht mehr zu sein.

  • "…Erfolgsmodell, es heiße Kretschmann.

    Das muss ich ja jetzt nicht kommentieren."

     

    Ok. Versuchs mal.

    "…anschlussfähig bleiben. Beispiel: Wir haben

    Transformationsprozesse in der Automobilindustrie vor uns,

    es geht um das Thema vernetzte Mobilität.

    Vernetzung ist übrigens ein urgrüner Begriff …" Na dufte! &?

    "…der Unterschied zwischen Gefühl und Realität.

    Ich habe die Grünen in Baden-Württemberg zur neuen

    Wirtschaftspartei gemacht und das ist sehr ernst gemeint.…"

    Ha noi. Dess. Glaub ich danach unbesehen. & ?

     

    Die Erich Kästner Frage -

    "Wo bleibt das Soziale - Herr Kretschmann?"

    Schnackeldidackel di… ah - &

    Däh! - Schlau! Schlau! - Über Bande:

     

    Was ist wichtig an Macron?

    … ¿??? hm???

    Aber. Jetzt! - "…er versucht, überfällige Reformen zu machen,

    wie wir mit der Agenda 2010, um Frankreich

    anschlussfähig zu machen im internationalen Wettbewerb…"

     

    Ja. & Das - Das sagt mehr als tausend Worte - wa!

    Da. Ja da - Lichtet sich endgültig der Nebel del Schwadroneur!

    Danke. Ganz im ernst. Danke.

    Ha noi. Fein gesagt - der Herr!

     

    kurz - Da schließt sich der Kreis - gell!

    Puff-Peter GazPromBastaGerd &

    Kriegstreiber - 2fach - JoschkaFischer der Kellner -

    Die Drei. Lassen - Arminarm - Feistfett - Grüßen!

    Aber sowas von! Aber Hallo!

    Danke. Das nenn ich mal Klartext!

     

    Herr MP - "Wir danken Ihnen für - Dieses Gespräch!" & - doch doch -

    Ihr Schwatz-Greenhornies - Da hilft auch - Kaa Bede!

    So geht das.

    • @Lowandorder:

      & nochens -

       

      Unser aller wandelndes Lösungsmittel -

      ex-K-Schrägschisser & ex-Pauker -;)

       

      Kann - Mengenlehre! Jau. Genau. Wie´s tapfere Schneiderlein.

      "Drei Fliegen auf einen Streich mit zwei Klappen."

      (Na - & seine aloi isch ja aach groß g´nug - gell)

       

      Das geht so! - "Was ist wichtig an Macron?"

      Seins: "…er versucht, überfällige Reformen zu machen,

      wie wir mit der Agenda 2010, um Frankreich

      anschlussfähig zu machen im internationalen Wettbewerb…"

       

      Das. Is nämlich ne vielfältige Mehrzweckwaffe in x-Richtungen - aber Hallo!

      1. "Macrönchen Herchehört! - Klare Ansage - reife Lehrerin is ja ok -

      Ich bete ja auch für Mutti - Aber!

      Rühr uns nicht nochemals sone schlaff-insuffiziente

      Sauce hollandaise an - kerr!" &

      2. An Mutti - siehe vor - & "Ha noi. - Tu weiter bede - gell!" &

      3. Vor allem: ".Mr.Grexit Wolfgang Schäuble Zéro noir -

      aka Mr. "..wer anderes von mir verlangt, tret ich zurück!"

      Geh ich voll condomi mit! Die Frogs - solle denn Gürtel enger schnalle - &

      Endlich schaffe wie mir - gell!

      Genau. "Germany first" & Mit Ziehvater Filbinger -

      "Was einmal richtig war - kann heute nicht unrichtig sein!" &

      4. Grexit! Dess alls aach glei an Alexis Tsipras & Co - Klartext!

      "Mer Schwabe lasse uns aach net denn Arsch nachtrage! &

       

      Na? Ok. Einer geht noch - mindestens - gell

      5. In Richtung La Solaria - "Christine! Ha noi. Mer schwächele - Nicht! -

      Mir sann hier doch nicht beim IWF - Frau Lagarde! &!!

      Schwabe halde z´samme - gell!"

      6. fff - bitte selber einsetzen! Danke!;)

       

      Na & le excheflereporter PU ?

      Nu. Anbetungs&würdig - Wie auch immer.

      Gibt gekonnt - den begnadeten Klappeur. &

      Benno Stieber steht dabei &

      Schaukelt sich - öh so durch!

      kurz - Au wei!

  • tja, wenn die Grünen mehr Kretschmanns hätten, würde ich sie wohl auch wieder wählen. Aber so kommt das erst mal nicht mehr in Betracht. Ich wähle ja auch keine Linkspartei.

    • @Dr. McSchreck:

      was machen sie hier bei der taz?

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    "...denn jede fünfte Geschäftsidee ist grün angehaucht."

     

    Klarer kann man nicht ausdrücken, dass man alle, wirklich alle Ideale über Bord geschmissen hat.

    Der Mann ist eine Gefahr für unsere Zukunft.

  • Standard...

     

    "Bringt mir Lösungen und keine Probleme."

     

    Der Standardspruch vieler Chefs... Kommt immer wieder.

  • Die Frage ist doch wie relevant eine Grüne Partei ist die vollkommen ununterscheidbar von der CDU in BW regiert ... dasselbe in grün möchte man meinen.