Kremlkritiker Alexej Nawalny: Ermittlungen gegen Mitarbeiterin
Ljubow Sobol wird Hausfriedensbruch vorgeworfen. Die Anwältin wollte jenen FSB-Agenten aufsuchen, der die Vergiftung Nawalnys zugegeben haben soll.
Sobol hatte kurz nach der Veröffentlichung des Anrufs das Polizeiaufgebot an der Wohnadresse des angeblichen Mitarbeiters des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB gefilmt. Sie war daraufhin festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie sich angeblich der Anordnung eines Polizisten widersetzt habe.
Sobol werde nun vorgeworfen, gegen die „Unverletzbarkeit des Hauses durch Gewaltanwendung oder Androhung“ verstoßen zu haben, weil sie an der Haustür des Agenten geklingelt habe, sagte der Chef von Nawalnys Fonds zur Bekämpfung von Korruption (FBK), Iwan Schdanow. Ihr drohe bei Hausfriedensbruch im schlimmsten Fall eine Haftstrafe.
Das Ermittlungskomitee wirft Sobol demnach vor, mehrfach mit anderen Personen versucht zu haben, die Wohnung einer älteren Frau mit der Uniform der Verbraucherschutzbehörden betreten zu wollen. Wenig später habe sie vorgetäuscht, eine „verlassene Ehefrau mit Kleinkind“ zu sein. So sei Sobol in das Haus gelangt und habe die Wohnung der Frau „gestürmt“ und in allen Räumen mit ihrem Handy gefilmt.
Nawalny kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. „Das ist kein Staat, das ist eine kriminelle Gruppe“, sagte er. „Es wird einfach dreist ein Strafverfahren fabriziert.“ Die gesamte Ausrüstung in Sobols Wohnung sei von den Sicherheitskräften beschlagnahmt worden, selbst das Handy der sieben Jahre alten Tochter, schrieb Nawalny. Das Mädchen und der Ehemann hätten die Wohnung verlassen dürfen. Sobol selbst sei zwar vor der Durchsuchung zunächst freigelassen worden, doch von fehle nun jede Spur, ihr Handy sei ausgeschaltet. Nawalny vermutete, dass sie erneut festgenommen wurde.
Der 44 Jahre alte Nawalny hält sich nach seiner schweren Vergiftung zu einer Reha-Maßnahme in Deutschland auf. Er macht für den Giftanschlag mit einem chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe ein unter dem Befehl von Kremlchef Wladimir Putin agierendes „Killerkommando“ des FSB verantwortlich. Nawalny hatte vor wenigen Tagen den Mitschnitt eines Telefonats mit dem mutmaßlichen FSB-Agenten Konstantin Kudrjawzew veröffentlicht. Darin erzählt der Mann, dass das Gift in der Unterhose Nawalnys angebracht worden sei.
Zu der Vergiftung hatten Ärzte der Berliner Charité in der Fachzeitschrift „The Lancet“ einen medizinischen Bericht veröffentlicht. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Freitag der Agentur Interfax zufolge: „Wir lesen keine medizinischen Veröffentlichungen.“ Russland warte weiterhin auf Beweise. Der Kreml hatte mehrfach eine Verwicklung in dem Fall zurückgewiesen.
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