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Krankenhaus-ReformLauterbach verspricht „Revolution“

Die Bundesregierung sieht Deutschlands Krankenhäuser vor einem drohenden Kollaps. Eine Großreform soll auch für Patienten Verbesserungen bringen.

Die Regierungskommission für Krankenhäuser bei der Vorstellung der Reformpläne Foto: Christian Mang/reuters

Berlin dpa | Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern sollen in Zukunft weniger nach wirtschaftlichen und stärker nach medizinischen Gesichtspunkten behandelt werden. Das ist das Ziel umfangreicher Reformvorschläge, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag in Berlin vorstellte. „Die Medizin wird wieder in den Vordergrund der Therapie gestellt und folgt nicht der Ökonomie“, versprach der SPD-Politiker.

„Die Krankenhäuser haben gravierende Probleme“, sagte Lauterbach. Das Hauptproblem sei die Bezahlung der Kliniken über sogenannte Fallpauschalen. Das sind pauschale Sätze für vergleichbare Behandlungen – „egal wie aufwendig der Fall behandelt wird, egal, wo er behandelt wird, ob er gut behandelt wird oder nicht so gut behandelt wird“, wie Lauterbach erläuterte. Unterm Strich lohne es sich für Kliniken, möglichst viele Behandlungen auf möglichst billige Weise durchzuführen. „Somit hat man mit diesem System eine Tendenz zu billiger Medizin.“

Nach den Vorschlägen einer Regierungskommission zur Krankenhausversorgung sollen die Kliniken stattdessen in Zukunft nach drei neuen Kriterien honoriert werden: Vorhalteleistungen, Versorgungsstufen und Leistungsgruppen. Die geplante Reform solle in den kommenden Jahren einen Schwerpunkt seiner Arbeit bilden und stelle „eine Revolution im System“ dar, sagte Lauterbach.

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11 Kommentare

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  • Dann wollen wir mal alle hoffen, dass Lauterbachs Krankenhausreform erfolgreicher wird als die Cannabis-Legalisierung. Das die Situation sich in den Krankenhäusern verbessert, glaube ich erst dann, wenn es geschieht und ich es am eigenen Leibe erfahre.

  • Will er das was er vor 20 Jahren angerichtet hat ganz rückgängig machen oder nur daran herumdoktern? Rote-Grün hat ja auch behauptet sie würden ihre Abschaffung des Sozialstaates rückgängig machen...

  • "Die Bundesregierung sieht Deutschlands Krankenhäuser vor einem drohenden Kollaps. Eine Großreform soll auch für Patienten Verbesserungen bringen." Jetzt schon? Kaum wartet man ein paar Jahrzehnte, schon kommt die Einsicht.

  • "Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern sollen in Zukunft weniger nach wirtschaftlichen und stärker nach medizinischen Gesichtspunkten behandelt werden."



    " „Die Medizin wird wieder in den Vordergrund der Therapie gestellt und folgt nicht der Ökonomie“ "



    Unfassbar, diese Geistesblitze! Allein diesen beiden Aussagen ist doch der komplette 'der Markt regelt schon alles'-Zynismus inhärent. Welch Revolution, wenn Medizin und Gesundheit wieder in den Fokus der medizinischen Therapie rücken!!



    Wie, bitte schön, soll ich Politik auch nur noch ansatzweise ernst nehmen können, wenn ein als Bundesgesundheitsminister agierender Arzt nach 20 Jahren kapiert, dass Gesundheit nicht mit möglichst wenig Geld wieder hergestellt wird, sondern mit angemessener therapeutischer Behandlung?

    • @HopeDrone:

      Ich denke das hat er auch schon vorher kapiert, keine Ahnung woher sie die 20 Jahre nehmen, aber der Herr Lauterbach ist erstens noch nicht so lange im Amt und zweitens funktioniert unser System nunmal nicht so, dass er mal eben im Alleingang die Regeln ändern kann, also anstatt blöd rumzumotzen freuen sie sich doch, dass diese Änderung endlich kommt und nicht noch weitere 20 Jahre verschleppt wird

      • @PartyChampignons:

        vor 20 Jahren wurden die DRGs eingeführt

    • @HopeDrone:

      Nun will einer, die Mängel die er vor ewigen Zeiten mal mit beschlossen hat, selbst beheben.



      Das ist doch toll.



      Mir fallen massenhaft Politiker*innen ein, die weder Fehler eingestanden haben, noch Verantwortung für die Reparatur übernommen haben.

      So betrachtet, lassen sie ihn doch erstmal machen - meckern können sie dann ja immernoch, wenn das Ergebnis nicht ihren Vorstellungen entspricht.

    • @HopeDrone:

      Zuviel des gemeckers!



      Lauterbach ist eben nicht 20 Jahre im Amt. Ich gehe zwar davon aus, dass diese Regierung auch hier alles schlechter macht als es schon war, und Lauterbach natürlich vorweg, aber die Kritik an Lauterbach war hier völlig unangemessen.

      • @Mangahn:

        Lauterbach war vor 20 Jahren schon Arzt und als solcher sowie als Politiker Befürworter des DRG-Systems. Und schon damals war klar, dass Krankheiten nach medizinischen Gesichtspunkten therapiert werden sollten, nicht nach ökonomischen. Und ebenso klar war, dass genau das passieren würde, was jetzt passiert ist. Ich habe als Krankenpfleger am Bett die Auswirkungen erlebt und mitgetragen - inklusive der Insolvenz einer hochspezialisierten onkologischen Fachklinik, deren Klientel unmöglich als Pauschale 'abgerechnet' werden konnte.

      • @Mangahn:

        Nein zum Glück ist er nicht 20 Jahre im Amt, aber er hat die Fallpauschale vor 20 Jahren mitbewirkt, federführend, als "Fachmann". Darum ist die aktuelle Situation tatsächlich direkt auf seine ebenso absurde wie vollkommene Unfähigkeit zur simplesten Logik zurückzuführen. Darum ist er ja so stolz auf die Erkenntnis, dass Medizin vielleicht besser heilen sollte als magisch Gewinne zu generieren. Wer ein funktionierendes Hirn hat der weiß dass Leben Retten nur kostet, Ressourcen und Arbeitslohn, woher soll der "Gewinn" kommen? Wirft Gott Geld vom Himmel, wenn man ein Schäfchen rettet? Der Gewinn ist dass das Kind überlebt hat, aber davon kann man nichts kaufen und darum zählt das nicht für geldfixierte Kreaturen wie Lauerbach und Co.

        • @Eva Kern:

          Danke :-)