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Kosten für Polizeieinsätze im FußballDie Mär vom Sparzwang in Berlin

Marie Frank
Kommentar von Marie Frank

Berlins soziale und kulturelle Infrastruktur wird kaputt gespart, aber eine Kostenbeteiligung der Fußballclubs an Polizeieinsätzen lehnt der Senat ab.

Kultursenator Joe Chialo (CDU) (li.) könnte das Geld, auf das Innensenatorin Iris Spranger (SPD) (re.) verzichtet, gut brauchen Foto: Sebastian Gollnow

E s ist eine Entscheidung mit politischer Sprengkraft: Berlin plant auch nach dem Scheitern der Beschwerde der Deutschen Fußball Liga (DFL) vor dem Bundesverfassungsgericht keine Kostenbeteiligung der Fußballclubs an Polizeieinsätzen bei Hochrisikospielen. Angesichts der Sparwut des schwarz-roten Senats, mit der die soziale und kulturelle Infrastruktur der Hauptstadt kaputt gekürzt wird, wirft die Absage an zusätzliche Einnahmen durchaus Fragen auf.

Schließlich gilt die Beteiligung der Clubs nur für gewinnorientierte und gewaltgeneigte Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Menschen. Betroffen wären also nicht kleine Vereine, die dadurch um ihre Existenz bangen müssen, sondern Hertha BSC und Union Berlin.

Da sorgt die Absage von Sport- und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) selbst in der eigenen Partei für Unverständnis: Angesichts von weit über 20 Millionen Eintrittskarten, die in den ersten beiden Fußballligen pro Saison verkauft würden, spreche vieles dafür, „einen Teil der Erlöse zur Stärkung der Bundespolizei und der Landespolizeien zu verwenden“, so der sportpolitische Sprecher der SPD, Dennis Buchner.

Doch stattdessen muss weiterhin die Allgemeinheit für die Gewaltexzesse von Typen blechen, die im Namen des Fußballs ungehemmt ihre toxische Männlichkeit ausleben. Nach dem Motto: Lieber ein paar Frauenhäuser weniger als sich mit König Fußball anlegen.

Falsche Prioritäten

Dabei sind CDU und SPD an anderer Stelle weniger zimperlich, wenn es darum geht, sich die Kosten für Polizeieinsätze erstatten zu lassen: Erst im vergangenen Jahr war die Landesregierung damit gescheitert, Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen für das Loslösen von der Straße zur Kasse zu bitten.

Wer in Berlin also für eine gute Sache wie den Einsatz für mehr Klimaschutz auf die Straße geht und sein Grundecht auf Meinungsfreiheit mit Mitteln des zivilen Ungehorsams ausübt, wird persönlich zur Kasse gebeten. Wenn bei kommerziellen Fußballspielen gewaltbereite – und im schlimmsten Fall noch rechtsradikale und misogyne – Männer zum Spaß andere Menschen verprügeln, muss die Allgemeinheit die Kosten tragen – und die Gewinne streichen die Vereine ein.

Die Prioritäten von CDU und SPD sind damit klar gesetzt. Wer derart freiwillig auf dringend benötigtes Geld verzichtet, macht sich unglaubwürdig, wenn es heißt, die Einsparungen im Sozialen und in der Kultur seien alternativlos. Sie sind es nicht. Sie sind politisch so gewollt.

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Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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3 Kommentare

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  • Was ja auch richtig ist, die Fußballvereine sind nicht Schuld an der Notwendigkeit der Polizeieinsätze.



    Zum anderen müssen bei Demos oder dergleichen auch Polizisten anwesend sein, hier werden die Veranstalter auch nicht zu Kasse gebeten, sondern die straffälligen Demonstranten selber.

    Gewaltbereite Fans müssen genauso zahlen wie Demonstranten die zivilen Ungehorsam begehen, wenn sie erwischt werden. Hier findet keine Ungleichbehandlung statt.

    „ Wer in Berlin also für eine gute Sache wie den Einsatz für mehr Klimaschutz auf die Straße geht und sein Grundecht auf Meinungsfreiheit mit Mitteln des zivilen Ungehorsams ausübt, wird persönlich zur Kasse gebeten. “



    Es gibt halt auch kein Recht auf zivilen Ungehorsam. Also logisch das dann die entsprechenden Demonstranten zu Kesse gebeten werden.

    Zu guter letzt bringt der Fußball eben auch genug Steuereinnahmen, welche die Polizeieinsätze mehr als deckt.



    Allein 2% des BIP resultiert aus dem Fußballgeschäft.

    • @Walterismus:

      Tja, das war zu erwarten und ist in der Tat das falsche Zeichen, welches Frau Spranger hier aussendet.

      Natürlich sind die Vereine verantwortlich dafür, wen sie in ihre Stadien lassen und wenn für Hochrisikospiele die Polizei personell und materiell Überstunden leistet und dafür andernorts fehlt, muss das Konsequenzen haben. In diesem Fall finanzielle.

      Straftäter müssen aus den Stadien verbannt werden, dafür müssen die Vereine sorgen. Tun sie das nicht, wird es halt teuer.

      Übrigens fehlt in der Auflistung mindestens noch der BFC Dynamo mit seinen rechtsextremen Hooliganschlägern unter den "Fans".



      Dessen Spiele arten jenseits des Spielfelds regelmäßig aus und oft genug werden von marodierenden Nazischlägern vor und nach den Spielen Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen.

      Nur weil der Fußball eine gewisse wirtschaftliche Größe darstellt, muss man diese Gewaltexzesse als Gesellschaft keinesfalls finanzieren. Punkt!

      • @Lahmarsch:

        Straftaten sollen Vereine aus den Stadien verbannen. Problem 1: Straftäter tragen keine Erkennungszeichen. Problem 2: Datenschutz. Problem 3: Resozialisierungsansatz nach verbüßter Strafe.



        Der größte Teil der Polizeistunden wird ansonsten nicht im Bereich des Veranstalters erbracht, sondern drum herum, an Bahnhöfen, mithin im öffentlichen Raum.