Korruption in Argentinien: Schmutziges Geld
Die Scheine wurden gewogen und nicht mehr gezählt: Lázaro Báez hat Millionen veruntreut. Auch gegen Vizepräsidentin Kirchner wird ermittelt.
Insgesamt standen 27 Personen vor Gericht, darunter auch Báez’ Söhne und Töchter, die ebenfalls zu Haftstrafen verurteilt wurden. Lázaro Báez hat bis heute zu allen Vorwürfen beharrlich geschwiegen. Der Prozess hatte 2016 begonnen, doch die Ermittlungen reichen viele Jahre weiter zurück.
Es waren investigative Journalist*innen, die die Justiz zur späteren Untersuchung veranlassten. Ein Geldkofferträger hatte sich an die Presse gewandt und von Bargeldtransporten aus der Provinz Santa Cruz nach Buenos Aires berichtet, die von dort nach Panama und in die Schweiz gingen. Irgendwann seien die Scheine nicht mehr gezählt, sondern schlicht abgewogen worden, so viele seien es gewesen, erzählte der Kurier. Vom Gericht erhielt der reuige Kofferträger dafür eine gemilderte Strafe von fünf Jahren.
Lázaro Báez war in den 1990er Jahren nach Río Gallegos gezogen, die Provinzhauptstadt von Santa Cruz, in der Néstor Kirchner Bürgermeister war. Dort hatte er bei der Banco de Santa Cruz als kleiner Bankangestellter angefangen. Báez und Kirchner lernten sich kennen und schlossen Freundschaft. Als Néstor Kirchner 2010 verstarb, ließ Báez ein wuchtiges Mausoleum bauen, das auf dem Friedhof von Río Gallegos alles überragt. „Hier liegen die Überreste von Néstor Carlos Kirchner, einem Mann aus Santa Cruz, der Argentinien veränderte, aber vor allem (…) ein Freund“, steht auf der von Báez angebrachten Plakette.
Verfahren gegen Vizepräsidentin Cristina Kirchner
2003, kurz vor Kirchners Amtsantritt als Präsident, gründete Báez die Austral Construcciones. In den folgenden Jahren bekam das Bauunternehmen gut 80 Prozent aller öffentlichen Straßenbauaufträge in der Provinz Santa Cruz zugesprochen. Ein Wert von rund 2,2 Milliarden Dollar. Báez persönliches Vermögen vermehrte sich von 2004 bis 2015 um aberwitzige 12.217 Prozent, wie die Justiz ermittelte.
Ob Báez als Strohmann der Kirchners fungierte, war nicht Gegenstand des Prozesses. Bisher wurde bei den Kirchners nichts von den beiseite geschafften Millionen gefunden. Ob, und wenn ja, wie Gelder geflossen sind, wird in einem anderen Gerichtsverfahren geklärt. Eine der Angeklagten ist die heutige Vizepräsidentin Cristina Kirchner. Verhandelt wird, ob der Bauunternehmer über fingierte Hotelrechnungen Gelder verschoben hat. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hat Báez für seine Beschäftigten in den kirchnereigenen Hotels in Santa Cruz ganze Etagen auf Monate hinaus gebucht und bezahlt, in denen nie jemand übernachtete.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!