Konzerttipps für Berlin: Kriegsmusik und Gordansche Knoten
Joachim Kühn und Ernstalbrecht Stiebler feiern Geburtstag, im KM28 wird es klassisch, und das Trio Gordan verbindet serbische Folklore mit Noise.
E igentlich geht Alter vor Schönheit, aber da die Sache chronologisch laufen soll, beginnen wir mit dem jüngeren Jubilar. Der Pianist Joachim Kühn wird am 15. Mai 80 Jahre alt. Diesen Anlass feiern er und sein Kollege Michael Wollny am Freitag in der Philharmonie mit einem Duo-Konzert. Beide können als Stars gelten, Kühn zudem als Weltstar.
Die kommen dieser Tage im Jazz nicht scharenweise aus Deutschland – gut, war immer eher eine überschaubare Menge. Zwei unterschiedliche Temperamente, Kühn hat sich unter anderem Bach als Vorlage für seine Interpretationen gewählt, Wollny hat eine Schwäche für Romantik und Freude am Rock, die dann auf der Bühne ganz selbstverständlich zusammenfinden (Philharmonie, 10. 5., 20 Uhr, 22-68 Euro).
Am Sonnabend wäre normalerweise auch Gelegenheit, den unter anderem für seinen Witz geschätzten Rapper Danny Brown im Heimathafen zu erleben. Wie es aussieht, ist das Konzert aber schon ausverkauft. Ob es Hoffnung auf Karten an der Abenkasse gibt, lässt sich schwer abschätzen. Doch es soll hinterher nicht heißen, wir hätten nichts gesagt (Heimathafen Neukölln, 11. 5., 21 Uhr).
Dafür gibt es am selben Abend im Theater im Delphi (18.30 Uhr), beginnend mit einem kurzen Film über den zweiten Jubilar, den nächsten Geburtstag zu feiern: Der Komponist Ernstalbrecht Stiebler ist zwar schon am 29. März 90 Jahre alt geworden, damals gab es auch schon ein Konzert, doch jetzt folgt sogar ein zweitägiges Festival, kurz und knapp „EA:90“ betitelt. Erwartet werden ein paar namhafte Gäste zum Feiern.
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Am Sontag (17 Uhr) wäre das etwa die als Schöpferin von Drone-Stücken hervorgetretene Komponistin Sarah Davachi, oder, ebenfalls am Sonntag (19 Uhr), der Echtzeitmusiker Werner Dafeldecker am Bass und der „Maulwerker“ Christian Kesten, der sich als Vokalist auf erweiterte Stimmtechnik konzentriert.
Kompakter hingegen die Reihe Biegungen im Ausland, bei der, wieder am Sonnabend, das Trio Gordan sein selbstbetiteltes Album vorstellt. Die Sängerin Svetlana Spajić, Schlagzeuger Andi Stecher und Multiinstrumentalist Guido Möbius verbinden serbische Folklore, Berliner reduktionistische Improvisation und menschenverachtende Untergrundmusik, äh, nein, Letzteres sei der Sicherheit halber an dieser Stelle als scherzhafte Umschreibung von Noise kenntlich gemacht – Möbius spielt unter anderem Feedbacks als gestaltendes Element.
Damit nicht genug, spielt zum selben Konzert auch das Projekt Skultura des Bassisten Nick Dunston auf. Neben ihm sind das die Sängerin Cansu Tanrıkulu, die Keyboarderin Liz Kosack, Eldar Tsalikov an Klarinette und Saxofon und die Perkussionistin Mariá Portugal am Schlagzeug. Man sollte nicht einfach Jazz dazu sagen (ausland, 12. 5., 20.30 Uhr, Tickets AK: 10 Euro).
Klassisch wird es noch einmal am Donnerstag. Im KM28 gibt es vom französischen Komponisten Olivier Messiaen dessen „Quatuor pour la fin du temps“. Messiaen schrieb das Werk in deutscher Kriegsgefangenschaft 1940-41, es enthält neben schroff bewegten Passagen auch eines seiner lyrischsten Stücke.
Eine Besonderheiten ist, dass die Musiker nicht in allen Sätzen zusammenspielen. Aufgeführt wird es von EMP – der Violinistin Emanuelle Bernard, dem Cellisten Mathis Mayr, dem Klarinettisten Manfred Preis – und Antonis Anissegos am Klavier. Leider weiter aktuell, immer noch ein Höhepunkt der Musik des 20. Jahrhunderts (KM28, Karl-Marx-Straße 28, 16. 5., 20 Uhr).
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