piwik no script img

Konzertempfehlungen für BerlinSich vom Bass treiben lassen

Queen Omega macht Reggae feministisch, Dictaphone zitiert den Brüssler Underground. Und im About Blank findet das Down By The River Festival statt.

Queen Omega spielt mit ihrer Band The Royal Souls am Freitag im HKW Foto: Cotton/HKW

B is 2022 hieß die Sommerkonzertreihe im Haus der Kulturen der Welt (HKW) Wassermusik, seit zwei Jahren nennt sich die Global-Pop-Sause Sonic Pluriverse – doch der Vibe ist ähnlich geblieben. In diesem Jahr lautet die thematische Klammer „Bass Cultures“. Ideal ist die Musik auf der wunderbar für einen Sundowner geeigneten Terrasse des HKW zu erleben – wenn das Wetter nicht mitspielt, im Auditorium.

Den Auftakt am Freitag machen Queen Omega & The Royal Souls. Die Sängerin kam in Trinidad zur Welt, wandte sich Rastafarismus und Roots Reggae zu und gab Letzterem eine feministische Grundierung – ein Gewinn für die männerdominierte Szene. Weniger geschmeidig liefen die querdenkerischen Verschwörungstheorien rein, die sie bei ihrem Comeback am Ende der Pandemie kommunizierte. Hoffentlich konzentriert sie sich diesmal auf ihren Mix aus Roots Reggae, Calypso, Soca, Jazz und Soul. Vorab liest die Spoken-Word-Legende Linton Kwesi Johnson aus seiner Prosa-Anthologie „Time Come“ (27. 9., 19 Uhr, Tickets im VVK 23, erm. 19 Euro).

Am Samstag stehen im HKW die ebenfalls feministisch inspirierten Mamans du Congo zusammen mit dem französischen HipHop- und Electronic-Produzenten Rrobin auf der Bühne, gefolgt von André Marie Tala aus Kamerun, der mit seiner Tchamassi Band seine ganze eigene Spielart des Afrobeat geschaffen hat (28. 6., 19 Uhr, Tickets im VVK 23, erm. 19 Euro).

Auch die Panels und Lesungen der Reihe versprechen durchaus erhellendes. Den Auftakt macht Mykaell Riley, der unlängst eine Ausstellung in der Londoner British Library kuratiert hat und der die relevante Frage stellt: „From Museum Basements to Machine Learning: Is AI a Friend or Enemy of Black Music?“ (28. 6, 17 bis 18 Uhr, Eintritt frei). Das Festival endet am 2. August.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Vorab-Premiere von Dictaphone

Wer widerlegt haben will, dass avantgardistische Musik manchmal ein bisschen beliebig klingt, der schaue sich das unglaublich tight aufspielende KNM Ensemble an. Dessen Streicher-Quartett spielt an diesem Wochenende gleich zweimal. Und weil die Mu­si­ke­r:in­nen keine Herausforderungen scheuen, werden sie das arg komplexe 2. Streichquartett (1980) des britischen Komponisten Brian Ferneyhough aufführen. Als Lehrer gab dieser seinen Vorstellungen des Komplexismus, einem Subgenre der Neuen Musik, an Generationen von Komponisten weiter.

Als Bonus zu der Veranstaltung, die nicht einmal Eintritt kostet, macht das Ensemble ihre Arbeit an dem Stück für das Publikum transparent. Mittels Videos sollen in den audiovisuell inszenierten Aufführungen im Teilelager der Galerie Fahrbereitschaft auch die Vorbereitungen des Konzerts und mittels Körpersensoren die emotionalen Zustände der Mu­si­ke­r:in­nen erlebbar werden (28. und 29. 6., jew. 18.30 und 20 Uhr, Eintritt frei).

Erst im August erscheint Dictaphones sechstes Album „Unstable“. Das düstere Experimental-Album mit Referenzen an den belgischen Underground-Sound der 1980er-Jahre, das den Komponisten Oliver Doerell musikalisch sozialisierte, hat allerdings schon jetzt im Theater Hebbel am Ufer Premiere – anlässlich des 25. Jubiläum von Dictaphone.

Minimal Jazz trifft hier in atmosphärischer Manier auf Musique concrète und Post Punk. Begleitet wird Doerell von Roger Döring, dem Violinisten Alexander Stolze und dem Trompeter Shahab Anousha. Vorab gibt es im HAU 1 den Komponisten und Andrea Belfi zu erleben, dessen fluides Perkussionspiel zusammen mit melodischen, aber komplexen Arrangements für Vergnügen sorgt. (29. 6., 19.30 Uhr, Tickets im VVK 22 Euro).

Down By The River im About Blank

Nach so einem vollgepackten Wochenende heißt es erst einmal: chillen. Und den Sommer draußen genießen. Deshalb hier schon mal ein kleiner Ausblick auf das kommende Wochenende, auf das Down By The River, was über die Jahre für viele zu so etwas wie einem Festival der Herzen geworden ist – und an einer entzückenden Draußen-Location stattfindet, von der befürchtet werden muss, dass sie eines Tages von einer Autobahn plattgewalzt wird:­ dem lauschigen Garten des About Blank.

Wie immer wird eine bunte, erschwingliche Wundertüte geboten. Unter anderem treten auf: der immer aufs Neue entzückende Bela Fast aka fastmusic mit seinem Minimal Pop, die Jazzer von Lail & Lomar, und der für die Bühne geborene Sedlmair. (6. 7, 13 bis 23 Uhr, Tickets im VVK 16,32 Euro bis 24,74 Euro).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!