Konflikt nach Kontrollen: Demo gegen Polizeigewalt
Anwohner aus Hamburg-Altona fordern das Ende diskriminierender Polizeikontrollen Jugendlicher und eine Entschuldigung.
Am Samstag haben in Altona mehr als 1.000 Menschen friedlich gegen Polizeigewalt, Vertreibung und verdachtsunabhängige Kontrollen aufgrund rassistischer Zuschreibungen demonstriert. Eltern und Anwohner aus dem Stadtteil werfen der Polizei vor, dass sie gezielt Kinder und Jugendliche schikaniert und kriminalisiert hätte.
Die Betroffenen sagen, dass die Kontrollen im Viertel um den August-Lüttgen-Park bereits vor einem Jahr zugenommen hätten. Anfang Juli, das bestätigte auch der Leiter des zuständigen Polizeireviers, Gerd Malachowski, hatte die Polizei ihre Präsenz noch einmal verstärkt und eine Woche später eskalierte die Situation.
Die Polizisten hatten Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Jugendlichen eingesetzt und ihr Vorgehen damit erklärt, dass sich Autofahrer darüber beschwert hätten, dass sie von Jugendlichen mit Laserpointern geblendet worden zu sein. Doch bei keinem der 16 festgenommenen Jugendlichen fanden die Beamten Laserpointer. Anschließend räumte die Polizei Fehler ein.
Ende vergangener Woche bestätigte der Vorsitzende der Hamburger Gewerkschaft der Polizei, Gerhard Kirsch, dass in Altona im „weitaus überwiegenden Teil der Fälle“ junge Muslime „präventiv“ durchsucht worden seien. Es gibt sieben Strafanzeigen gegen Beamte. Die Polizei hat interne Ermittlungen eingeleitet.
„Wir haben es immer noch nicht hinbekommen, dass Leute, die anders aussehen, nicht so wie Deutsche behandelt werden“, sagte ein Jugendlicher auf der Demo. „Dabei sind wir keine Türken oder Afrikaner, wir sind hier geboren – unsere Herkunft ist Altona.“
Die Demonstranten forderten eine Entschuldigung von der Polizei und wollen, dass die Anzeigen gegen die Jugendlichen fallengelassen werden. Am kommenden Donnerstag soll es Gespräche zwischen den Jugendlichen und der Polizei geben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin