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Konflikt mit neuem US-PräsidentenKolumbien gibt im Abschiebestreit mit Trump nach

Kolumbiens Präsident Petro protestierte gegen die Abschiebung von Ko­lum­bia­ne­r:in­nen in US-Militärmaschinen. Trump drohte mit Zöllen – und gewann.

Protestiert gegen die Abschiebung von Migrant:innen: Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Foto: Pierre Marckinson/reuters

Bogotá taz | Die Abschiebungen von undokumentierten Mi­gran­t:in­nen aus den USA haben am Wochenende zu einer kurzen, aber heftigen Krise mit Kolumbien geführt. Am Sonntag in den frühen Morgenstunden hatte die kolumbianische Regierung unter dem linken Präsidenten Gustavo Petro zwei US-Militärmaschinen mit Mi­gran­t:in­nen die Landung verweigert. „Ein Migrant ist kein Krimineller und sollte mit Würde behandelt werden“, begründete Petro auf X diesen Schritt. In zivilen Maschinen würde man die Landsleute hingegen aufnehmen.

Zuvor hatte schon Kolumbiens Verbündeter Brasilien sich über die „entwürdigende“ Behandlung von abgeschobenen Mi­gran­t:in­nen beschwert. Die USA-Regierung hatte diese in einem Militärflugzeug nach Brasilien geflogen. Die Mi­gran­t:in­nen waren an Händen und Füßen gefesselt, durften die Toilette nicht benutzen. Außerdem war die Klimaanlage ausgefallen, sodass mehrere Mi­gran­t:in­nen ohnmächtig wurden.

Der US-Präsident reagierte prompt auf Petros Nein. Trump kündigte an, die USA würden sofort Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent auf kolumbianische Produkte erheben; nach einer Woche dann in Höhe von 50 Prozent. Zudem sollten alle Visa-Prozesse gestoppt, Einreisevisa für Ver­tre­te­r:in­nen der Regierung und „Unterstützer“ von Petro annulliert und Ko­lum­bia­ne­r:in­nen an US-Flughäfen strenger überprüft werden.

„Wir werden nicht zulassen, dass die kolumbianische Regierung ihre rechtlichen Verpflichtungen hinsichtlich der Aufnahme und Rückführung der von ihr in die Vereinigten Staaten eingeschleusten Kriminellen verletzt!“, schrieb Trump auf Truth Social. Petro schoss zurück: Er habe seinen Handelsminister angewiesen, ebenfalls die Einfuhrzölle auf Waren aus den USA auf 25 Prozent zu erhöhen.

Siegeserklärung aus dem Weißen Haus

Es war ein kurzes Aufbäumen, das zur außenpolitischen Krise samt Wirtschaftskrise hätte werden können. Doch in der Nacht haben sich die rechtsextreme Regierung von Donald Trump und Kolumbiens linker Präsident Gustavo Petro geeinigt.

Die kolumbianische Regierung habe „alle Bedingungen“ von US-Präsident Donald Trump akzeptiert, einschließlich der Annahme „aller illegalen Ausländer aus Kolumbien, die aus den USA zurückgebracht werden – auch an Bord von US-Militärflugzeugen“, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses spätnachts.

Auf der Grundlage dieser Vereinbarung würden die zuvor angekündigten Strafzölle und Sanktionen nicht unterzeichnet, „es sei denn, Kolumbien hält sich nicht an diese Vereinbarung“, fügte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, hinzu. Die Visavergabe sei jedoch bis zur Ankunft des ersten Flugs gestoppt.

„Die heutigen Ereignisse haben der Welt deutlich gemacht, dass Amerika wieder respektiert wird. Präsident Trump wird die unsere nationale Souveränität weiterhin entschlossen verteidigen, und er erwartet von allen anderen Nationen der Welt, dass sie bei Abschiebung ihrer sich illegal in den USA aufhaltenden Bürger voll kooperieren“, sagte Leavitt weiter. Das ist eine Siegeserklärung.

Kolumbien und USA sind wichtige Handelspartner

„Wir haben die Sackgasse mit der US-Regierung überwunden“, sagte der scheidende kolumbianische Außenminister Luis Gilberto Murillo. Er werde mit dem kolumbianischen US-Botschafter demnächst in die USA reisen. Präsident Gustavo Petro stellte den Präsidentenflieger zum Transport der Abgeschobenen zur Verfügung. Der sonst so redselige Präsident teilte den Post aus dem Weißen Haus kommentarlos und löschte ihn später.

Es ist unklar, ob die Zollerhöhung rechtlich überhaupt möglich gewesen wäre. Kolumbien und die USA haben ein Freihandelsabkommen unterschrieben. Falls ja, wären die Folgen fatal gewesen.

Die USA sind Kolumbiens wichtigster Handelspartner: Rohöl, Kaffee und Schnittblumen zählen zu den wichtigsten Gütern. Umgekehrt ist Kolumbien der wichtigste südamerikanische Markt der USA für landwirtschaftliche Produkte, Schweinefleisch, Milchprodukte, alkoholische Getränke, Hunde- und Katzenfutter.

Wenige Tage zuvor hatte Trump alle internationalen Hilfsgelder, die per USAID vergeben werden, für vorerst 90 Tage ausgesetzt. Das wurde in Kolumbien mit Besorgnis aufgenommen, hängt doch vieles im Land von US-Geldern ab – von Programmen zur Bekämpfung von Drogenpflanzen und zur Unterstützung des Rechtsstaats bis zu Hilfen für vulnerable Gruppen. Kolumbien ist seit Jahren eines der Länder, das die meisten US-Gelder erhält.

Auch wenn Petro immer wieder verbal gegen Trump und die USA schießt: Historisch ist Kolumbien einer der engsten Verbündeten der USA in Lateinamerika – eine Partnerschaft, die für beide Seiten wichtig ist, Stichwort Anti-Drogenkrieg. Auch Petro hatte daran nichts geändert. Seine Regierung hatte auch Abschiebeflüge mit zivilen Maschinen bisher akzeptiert. Deshalb überraschte Petro mit der Reaktion am Sonntag.

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16 Kommentare

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  • In manchen US-Medien liest man über diesen Konflikt auch anderes: Inszenierung durch die Trump-Regierung, um nach innen und aussen die "neue Stärke" der "wieder groß gemachten USA" zu demonstrieren. Z.B. hier: www.wonkette.com/p...-caved-to-colombia --- hier mal nur die Zusammenfassung:

    "... Wenn die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, am Sonntagabend in einer Pressemitteilung verkündet, dass „die heutigen Ereignisse der Welt deutlich machen, dass Amerika wieder respektiert wird“, dann ist das völliger Blödsinn. Aber sie bekommen die Schlagzeilen und das Framing, das sie in den rechten Medien und sogar in den Mainstream-Medien wollen, und das ist alles, was sie interessiert.

    Wie wir in der ersten Amtszeit gesehen haben, löst Trump Probleme oft auf diese Weise. Er bekommt einen Wutanfall und gibt dann im Austausch für ein minimales Zugeständnis nach, das oft nicht einmal ein Zugeständnis ist, sondern eher eine Wiederverpflichtung zum ursprünglichen Deal, das er und seine Speichellecker aber immer noch als großen Sieg darstellen können."

    Interessant, wie umfassend das funktioniert ...

  • Das die Trump-Regierung das als Sieg verkauft war klar. Trump gewinnt ja immer, selbst die Wahlen 2020. Von einer Zeitung würde ich aber erwaren, dass sie diese Sicht hinterfragt (mit offenen Ausgang) und dann dem Leser entsprechende Infos zu Verfügung stellt. Kolumbien hat sich ja nicht gegen die Aufnahme dieser Menschen ausgesprochen, sondern gegen die Art (Militärflieger, gefesselt etc.) Deswegen, so lese ich, stellt die kolumbianische Regierung einen Flieger zur Verfügung. (Sollten Kolumbianer nun in solchen Maschinen ins Land gebracht werden, wäre das ein Sieg Kolumbiens) Dass sie dem Einsatz von US-Militärflugzeugen zugestimmt hat, ist erstmal nur eine Behauptung des Weißen Hauses. Aufgabe von Journalisten wäre, genau dies zu prüfen...

  • "...haben der Welt deutlich gemacht, dass Amerika wieder respektiert wird..." Ja, so kann man es auch sehen. Juristen in aller Welt sehen so etwas als Erpressung an. Das ist es, auf was wir uns alle gefasst machen müssen. Auf diese Art Respekt können anständige Menschen verzichten...

  • Man kann das Argument von Hr. Petro auch als vorgeschoben bewerten. Er hat die Landung verweigert. Wäre es nicht humaner gewesen die Landung sofort zu erlauben um anschließend über die Transportbedingungen der weiteren Flüge zu sprechen? Allgemein: Wenn ein Land seine Staatsbürger nicht mehr aufnimmt, muss man das wohl mit dem Entzug der Staatsbürgerschaft gleichsetzen. Ist das akzeptabel?

  • Es ist noch keineswegs raus, ob Trump mit dieser Aktion wirklich "gewonnen" hat. Kurzfristigst, vermutlich. Das war's dann aber auch. Die Lateinamerikanischen Länder sind gerade dabei, sich zu koordinieren, um den feindseligen Erpressungsversuchen seitens der USA zu begegnen. Die USA haben Jahrzehnte gebraucht, um sich als verlässlicher Partner in der Welt zu etablieren. Trump zerstört diese wichtige Arbeit innerhalb von Wochen.

    Der USA-Hass insbesondere in Lateinamerika wird wieder aufflammen und andere Partner werden sich weitest möglich von den USA lösen. Das ist nicht im Interesse der Vereinigten Staaten, es schadet ihnen. Auch die stärkste Supermacht braucht Verbündete. Trump ist zu simpel gestrickt, um das zu begreifen.

    • @Milonga:

      "Trump zerstört diese wichtige Arbeit innerhalb von Wochen."



      Stimmt so nicht. Er brauchte nur 7 Tage.

    • @Milonga:

      Petro hat wohl auch schon erwähnt, in Kolumbien hielten sich 15.000 US Beürger illegal auf. Amüsant, wenn das so stimmt. Aber wir wissen ja, wie Trump reagiert, wenn man die nun mit Militärhubschraubern vor dem weißen Haus absetzt. Südamerika wird schweigen und das hinnehmen. Aber Konsequenzen werden in der Tat folgen. Dazu kennen die ihre eigene Geschichte nur zu gut.

  • Regieren mit Hilfe von Angst und Machtmissbrauch, wie nennt man das noch? Ach ja, Faschismus.

    • @TV:

      Faschismus ist was anderes. Andere sagen auch Diktatur drüber.

    • @TV:

      "Regieren mit Hilfe von Angst und Machtmissbrauch, wie nennt man das noch?"



      EU. Fragen sie mal in der Sahelzone bei den Kleinbauern nach wie sie das finden das die EU ihren Markt mit Hühnerflügeln überschwemmt - dem Ekelzeug das wir Europäer am Geflügel verschmähen...



      Was Trump da macht ist nichts was nicht vorher gemacht wurde, er tut es nur offensichtlicher und prahlt damit, statt es unter den Teppich kehren zu wollen - das ist der einzige Unterschied

      • @Farang:

        Die Kleinbauern finden das wahrscheinlich blöd. Die Verbraucher dort eher gut, weil die subventionierten Hühnerflügel aus de EU günstiger sind. Mit Anst und Machtmissbrauch hat das nix zu tun. Und: Ich mag Hühnerflügel, aber sie dürfen sie natürlich ekelig finden...

      • @Farang:

        Starkes Plädoye !

  • Erschreckend dabei die Berichterstattung. Den Social Media Konsumenten wird meist vorgemacht, Kolumbien wollte die Migranten nicht aufnehmen und dass es dabei schlicht um die Art und Weise ging wird meist in Headlines und Berichten unterschlagen. Die üblichen Social Media Konsumenten nehmen nun Pedro, dem es um Menschenwürde ging, auseinander und sind wieder stolz Amerikaner zu sein.

    Wenn das so weiter geht, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Konsumenten vieler Länder ein privates Embargo gegen "America First" und gelebte Unmenschlichkeit etablieren.

  • Die Kommunikation und Art und Weise von Trump ist unter aller Sau. Gleichzeitig halte ich das Sanktionieren von Ländern die bei Papieren und Aufnahme ihrer Landsleute nicht faktisch kooperieren für Sinnvoll.

    • @Andi S:

      Ja, aber was hat das Kolumbien zu tun?

    • @Andi S:

      Hä? Trump ist doof, hat aber Recht... Die Brandmauer bröckelt nicht, sie wird niedergerissen.