Kommunalwahlen in Italien: Für Italiens Linke läuft es
Bei der Kommunalwahl in Italien bleibt ein rechter Triumph aus. Der Deutsche Eike Schmidt schafft es in Florenz in die Stichwahl.
Gleich ein doppeltes Novum will Schmidt so schaffen. Er wäre nicht bloß der erste Teutone (mittlerweile auch mit italienischem Pass) an der Spitze der Renaissancestadt, er wäre seit Jahrzehnten auch der erste Mann einer stramm rechten Koalition in Florenz. Bis vor wenigen Monaten leitete er acht Jahre lang die Uffizien, das weltberühmte Museum der Kunststadt, jetzt ist er im gleichen Job im neapolitanischen Museum Capodimonte tätig. Dort ließ er sich für den Wahlkampf beurlauben.
Jedoch könnte der Freiburger bald seinen Dienst in Neapel wieder aufnehmen, denn seine Siegchancen gelten als minimal. Knappe 33 Prozent holte Schmidt in der ersten Runde, während seine Gegnerin Sara Funaro von der gemäßigt linken Partito Democratico (PD) gut 43 Prozent verbuchte. Die Umfragen hatten einen wesentlich niedrigeren Abstand vorhergesagt, auch weil Funaro nicht vom gesamten Mitte-links-Lager unterstützt wurde.
Gleich vier Kandidat*innen aus der gemäßigten ebenso wie der radikalen Linken und von den Fünf Sternen gingen ebenfalls ins Rennen. Das Gros ihrer Wähler*innen dürfte in der Stichwahl eher für Funaro optieren als für Schmidt. Den Ton setzte sie unmittelbar nach der Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten Runde, als sie erklärte, in Florenz gelte es, „gegen die übelste Rechte“ zu gewinnen.
Solider Vorsprung
Am Ende dürfte die Regionshauptstadt der Toskana ebenso wenig für die Linke verloren gehen wie Bari, die Hauptstadt Apuliens. Auch dort trat das Mitte-links-Lager gespalten an. Denn ihr stärkster Kandidat, Vito Leccese, holte in der ersten Runde 48 Prozent und hat einen soliden Vorsprung vor dem Rechtskandidaten, der sich mit 29 Prozent begnügen musste.
Dabei hatte sich die Rechte Hoffnungen gemacht angesichts der von ihr entfesselten Schlammschlacht gegen den scheidenden Bürgermeister Antonio Decaro, weil im März Mafia-Ermittlungen auch gegen städtische Bedienstete bekannt wurden.
Decaro ist von diesen Ermittlungen nicht betroffen, doch die Rechte trat eine Schmutzkampagne los, an der auch das Innenministerium der Regierung Meloni mitwirkte. Der Schuss ging nach hinten los. Decaro erhielt bei den EU-Wahlen fast 500.000 Präferenzstimmen – und in den Kommunalwahlen liegt die Linke uneinholbar vorn. Der von den Fünf Sternen in Bari ins Rennen geschickte Kandidat (22 Prozent) hat in der zweiten Runde seine Unterstützung für den PD-Mann zugesagt.
Feiern kann das Mitte-links-Lager in diversen anderen Städten. Sardiniens Hauptstadt Cagliari wurde in der ersten Runde der Rechten ebenso entrissen wie Pavia in der Lombardei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken