Kommentar zu Heinz Buschkowsky: Wie Trump, nur ohne Twitter
Der Exbürgermeister von Neukölln wettert mal wieder. Die Bundes-SPD nennt er eine „Klugscheißerpartei“, im Berliner Landesverband seien „viele Kranke“ unterwegs.
Es fällt schwer, die neuerlichen Einlassungen von Heinz Buschkowsky zu kommentieren. Über die SPD sagt er, sie sei eine „Klugscheißerpartei“, der das „Volk abhandengekommen“ sei. Die Berliner SPD nennt er den „unterirdischsten Landesverband der deutschen Sozialdemokratie“. Da seien viele Kranke unterwegs. Und ganz besonders gruselt ihm der Gedanke, die Linke könne in Berlin den Posten des Regierenden übernehmen.
Der frühere Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky, wirft seiner Partei mangelnden Realitätssinn vor. Die SPD habe sich zu einer "Klugscheißerpartei" entwickelt, sagte er im Interview mit der "Welt am Sonntag". "Der Volkspartei SPD ist das Volk abhandengekommen und sie hat es nicht bemerkt", so Buschkowsky. Seine Partei habe sich in "in weiten Teilen von der Lebenswirklichkeit, den Sorgen und Nöten der Menschen völlig entfernt", so der langjährige Kommunalpolitiker.
Als ein Kernproblem seiner Partei sieht Buschkowsky, dass es immer weniger Vertreter aus Arbeiterfamilien in den Gremien gibt. "Wenn ich in den 70er Jahren hier in Berlin-Neukölln in eine Ortsvereinsversammlung der SPD gegangen bin, dann saßen da etwa 50 Leute, die in der Gegend zu Hause waren: Polizeibeamte, Müllfahrer, Rentner - ein Querschnitt der Stadtbevölkerung, so der SPD-Politiker. "Wenn Sie heute in die gleiche Versammlung des gleichen Ortsverbandes gehen, dann sitzen da vielleicht acht Figuren, von denen mindestens ein Drittel erst vor sechs Monaten nach Berlin gezogen ist."
Besonders scharfe Kritik übte Buschkowsky am stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Ralf Stegner und an Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD). "Herr Stegner ist dem Sozi-Herzblut nur sehr schwer vermittelbar. Ihm fehlt nahezu alles dazu, eine politische Führungspersönlichkeit zu sein, hinter der man sich versammeln möchte", sagte er im Interview. Und weiter: Die Berliner SPD gelte "nicht umsonst als unterirdischster Landesverband der deutschen Sozialdemokratie". Zugleich schloss Buschkowsky aus, dass Müller angesichts schlechter Zustimmungswerte noch einmal SPD-Spitzenkandidat werden könnte. (dpa)
Nun ist es so, dass viele Politiker schon in ihrer aktiven Zeit Politjunkies wurden, die die Bühne mehr brauchen als den Parlamentsausschuss. Noch schlimmer aber wird es, wenn solche Junkies auf Entzug sind. Manch einer schafft es, wie Klaus Wowereit, andere werden von heftigen Rückfällen geplagt.
Vielleicht muss man es einfach mal so sagen: Wenn einer krank ist, ist es Heinz Buschkowsky. Er ist eine Art Neuköllner Provinz-Trump, nur ohne Twitter. Und offenbar nehmen die Symptome seines Narzissmus in Sommerlochzeiten zu. Denn nicht nur der Welt am Sonntag hat Buschkowsky den – erwartbaren – Senf gegeben. Auch bei RTL hat der ehemalige Neuköllner Bezirksbürgermeister seinen Auftritt gehabt – als Überbringer eines Koffers mit Geld für Hartz-IV-Familien. Buschkowsky-Sprüche natürlich inklusive: Kostprobe? „In anderen Ländern krepierst du auf der Straße, wenn du arbeitslos bist.“
Was kommt als Nächstes? Frisst Buschkowsky Ameisen, um Dschungelkönig zu werden? Oder sagt ihm mal jemand, am besten von der AfD, weil er auf die vielleicht noch am meisten hört, dass er eigentlich auf die Couch muss. Wird ihm aber keiner sagen, weil er der nützliche Idiot geworden ist, dessen sich jeder bedienen kann, dem populistischer Schwachsinn gerade in den Kram passt.
Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Buschkowsky sagt einige Sachen, über die man nachdenken kann. Aber er sagt es so durchsichtig, dass die Absicht stärker wiegt als der Inhalt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
Biden hebt 37 Todesurteile auf
In Haftstrafen umgewandelt