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Kommentar zu Hans-Peter FriedrichAuch eine Exit-Strategie

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Der Ex-Innenminister ist ein schlechter Verlierer. Er inszeniert sich als Opfer – einer Koalitionsräson, die er selbst ausgehandelt hat.

Fast schon im Dunkeln verschwunden, der ehemalige Minister Bild: reuters

W enn man alles verloren hat, wenn man gescheitert ist und dann der ganze Schlamassel auch noch öffentlich geworden ist – dann folgt als letzter Reaktionsschritt die Aggression. Hans-Peter Friedrich (CSU) hat gerade eindrucksvoll vorgeführt, wie so was aussieht: ein schlechter Verlierer sein. Die Frage aber ist: Warum tut er das? Friedrich mag beleidigt sein; ein politischer Dummkopf ist er deshalb noch lange nicht.

In einem Spiegel-Interview hat er kräftig gegen seine Kanzlerin gezickt. Angela Merkel sei wegen ihrer Mitte-Politik verantwortlich für das Erstarken der Rechtspopulisten in diesem Land. Weil Merkels Union „mit der Frage nach der Identität unseres Volkes und unserer Nation zu leichtfertig umgegangen“ sei, marschiere mittlerweile Pegida durch deutsche Innenstädte. Politischen Mehrwert zöge daraus einzig die AfD.

Es ist schwer zu übersehen, wie sich hier jemand als Opfer inszeniert. Ja, Hans-Peter Friedrich ist das Bauernopfer in der übel riechenden Edathy-Affäre; seine Regierungschefin hat ihn der Koalitionsräson geopfert. Zugleich aber saß Friedrich an jenem Tisch, an dem mit der SPD über die vier gemeinsamen Regierungsjahre verhandelt wurde. Er hat dem Vertrag freudig zugestimmt, als er Bundesinnenminister werden konnte. Nun verdammt er ihn.

So agiert einer, der nicht mehr viel zu verlieren hat. Vielleicht, weil er andere Pläne hat. Es gibt ein paar Unions-Männer, die ihren guten Ruf in politischen Netzwerken und in der freien Wirtschaft darauf begründen, Merkels Opfer zu sein. Friedrich Merz heißt einer von ihnen, er war mal Fraktionschef. Roland Koch und Peter Müller, die Ministerpräsidenten von Hessen und dem Saarland, sind zwei weitere. Gut möglich, dass Hans-Peter Friedrich künftig gerne zu dieser erlauchten Gruppe gehören möchte.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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4 Kommentare

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  • "...So agiert einer, der nicht mehr viel zu verlieren hat. Vielleicht, weil er andere Pläne hat. Es gibt ein paar Unions-Männer, die ihren guten Ruf in politischen Netzwerken und in der freien Wirtschaft darauf begründen, Merkels Opfer zu sein..."

     

    Das Interview war ja auch nur sein Bewerbungsgespräch für die Nach-Merkelsche-CDU-AfD-Koalition ab 2017.

  • "Er hat dem Vertrag freudig zugestimmt..."

    Das glaube ich nicht!

  • Upps... da `stimmt was nicht´... in der Republik!

    Der Herr Friederich.. als Verfechter europäischer Rechtstrends.. gefallen durch seltsam/illegale Affären eines anderen... schimpft!

    Was soll das?

    Als Vertreter neoliberaler Hoffnungslosigkeit im Sozialstaat giesst er mehr Wasser auf die Mühlen von Afd und pegida...

  • Tja - Exit&Anschlußverwendung -

    Ein echtes Propblemchen der Erlauchten - gewiß -

     

    als da sind:

    ". . Friedrich Merz heißt einer von ihnen, er war mal Fraktionschef. Roland Koch und Peter Müller, die Ministerpräsidenten von Hessen und dem Saarland, sind zwei weitere. Gut möglich, dass Hans-Peter Friedrich künftig gerne zu dieser erlauchten Gruppe gehören möchte.. ."

     

    Tja wie könnte - so Hans-Peter sicher möchte - grad sein finaler Exit ussehe:

    Ok - Bierdeckel hamm mer scho -

    Als Frangke aach wohl eher Weindringker -

    Is aber aach schon belegt mit Brüderles Rainer - des Opfer!

    Halt mal - des isses doch für unseren gewieften Hans-Peter!

    Doch doch - de hett doch amol promoviert - dooch - und hett´s anoch -

    Zwangsvollstreckung in Kommanditanteile - hm spannend - aber

    Des pascht scho - willige Vollstregger braachts ja aach amol, gell.

    Un einen exIM hette se dort aach alang ni meh:

    kurz - Hans-Peter Friedrich goes Karlsruhe und alles ist geritzt;

    "Wir können verlangen - daß die dort ihre Arbeit machen -"

    Mit diesem einzigen belegten zusammenhängenden Satz -

    stehen Hans-Peter dort gewiß alle Türe&Tore offe - aber Hallo!

    Entsprechend den steuernden Kirchhof-Brüdern -

    kann er zwanglos des Asyl-&Ausländer-Dezernat

    nunja - vorher´s Jackettle schließe, gelle - bittedanke - bekleide;

     

    Ok - vielleicht leicht überqualifiziert - gell? - aach wieder wahr.

    Ja ja - des könnt sich noch zum Handikap aaswachse;

    Na - Schaugmermal - des Jahr is ja ers fast am Anfang.