Kommentar von Jan Kahlcke zu christdemokratischer Islam-Angst: Vom Nichtschwimmer zum heiligen Krieg
Die Hamburger CDU will also der „Generation Allah entgegenwirken“. Geht’s noch? Was bitte soll das denn sein, die „Generation Allah“?
Was die CDU meint, ist ein islamistisches Milieu, das sich der Integration bewusst verweigert. Die Forderung, dem „entgegenzuwirken“ ist zwar insofern eine populistische Plattitüde, als das an Hamburger Schulen längst – wenn auch nicht immer erfolgreiche – Praxis ist. Falsch wird die Forderung dadurch aber nicht. Natürlich müssen die Schulen alles tun, damit Kinder das komplette Rüstzeug bekommen, das sie in dieser Gesellschaft brauchen – inklusive der Fähigkeit, sich buchstäblich über Wasser zu halten.
Das pauschale Etikett „Generation Allah“ allerdings hat das Zeug zur rassistischen Stigmatisierung. Es greift die an den Stammtischen etablierte Verwechslung von Islam und Islamismus auf. Muslim gleich Islamist gleich Terrorist.
Bei der CDU haben sie einen Buchtitel gelesen, wahrscheinlich nicht viel mehr, und ihn sich umstandslos zu eigen gemacht. Praktischerweise ist der Autor Ahmad Mansour arabischer Herkunft und somit über jeden Verdacht des antimuslimischen Ressentiments erhaben. Sein Konzept der „Generation Allah“ als Nährboden für salafistische Gewalt ist aber in der Fachwelt umstritten: Empirisch zeigt sich, dass viele der jungen Dschihadisten aus eher weltlich geprägten Familien kommen oder gar keinen muslimischen Hintergrund haben.
Im Titel eines Parlamentsantrags zur Integration wirkt das negativ konnotierte Schlagwort von der „Generation Allah“ ausgrenzend – gegen alle Muslime. Die Botschaft ist: Lasst das einfach mit eurem Gott, dann klappt’s auch mit der Integration. Dass das ein unbedachter Lapsus gewesen sein soll, klingt in Zeiten, in denen die CDU schmerzhafte Konkurrenz durch eine Anti-Islam-Partei erlebt, wie ein Märchen aus tausendundeiner Fraktionssitzung.
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