Kommentar von Andreas Speit über Schulgründungen von Querdenker:innen: Eine reaktionäre Alternative
Eine breite Mobilisierung scheint dem querdenkenden und Corona leugnenden Milieu gegenwärtig für größere Aktionen kaum zu gelingen. Aber in der Kritik an den staatlichen Maßnahmen war die Sorge um die Kinder und Jugendlichen immer virulent – wegen der Kita- und Schulschließungen, Kontaktbegrenzungen, Impfüberlegungen, Masken- und Testpflichten.
Diese Sorgen treiben Lehrkräfte, Eltern und Pädagog:innen aus diesem Milieu weiterhin zu Aktionen an, mal im System, mal außerhalb. Die Kinder und Jugendlichen sind längst politische Figuren, die Kitas und Schulen ein politisches Kriegsfeld.
Im Bezirkselternausschuss Hamburg-Nord ermöglichte dessen Vorsitzende mit, dass Referent:innen Eltern bei einer Online-Veranstaltung gewagte Thesen vortragen konnten. Sie selbst soll den Querdenker:innen nahestehen. Deren Annahme ist, dass Staat und Schule mit den Maßnahmen die physische Gesundheit und das psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen wissentlich gefährden. Diese Annahme lässt die Gründung einer eigenen Schule als Rettung der Kinder und Jugendlichen erscheinen. Zugleich ist dieses Motiv nur ein weiteres Verschwörungsnarrativ unter vielen in diesem Spektrum.
Per se ist die Gründung einer freien Schule, das Anbieten von alternativen Lernoptionen ja auch nicht verwerflich. Fragwürdig ist im Fall der Gründungsbemühungen in Hamburg aber die Motivation. Denn diese Herzensliebe und Fürsorge befeuert nicht bloß Verschwörungsnarrative. Wer so argumentiert, stellt auch die Seele gegen den Geist, das Gefühl gegen die Wissenschaft. In diesem zutiefst antimodernen Reflex schlummert ein reaktionäres ideologisches Moment, das zur Radikalisierung der Szene beiträgt. So etwas darf nicht Bestandteil eines Lehrplans werden.
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