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Kommentar türkische Imame als SpitzelZerreißprobe für Ditib

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Spitzeldienste von Ditib-Imamen sind mehr als nur eine Panne. Der Verband muss aufhören, den verlängerten Arm Ankaras zu spielen.

Will der Verband deutsche Muslime vertreten oder die türkische Regierung? Ditib-Moschee in Köln Foto: dpa

V on einer „Panne“ kann man schon sprechen. Das betrifft aber eher die Art und Weise, wie der größte deutsche Islamverband, Ditib, bislang mit dem Vorwurf umging, einige seiner Imame hätten sich für die türkische Regierung als Spitzel betätigt. Über Gemeindemitglieder, die sie der Gülen-Bewegung zurechneten, erstatten sie pflichtschuldig Bericht nach Ankara, wie es von dort gewünscht wurde.

Und die Ditib-Zentrale in Köln? Erst tat man die Vorwürfe empört ab. Als eine regierungskritische Zeitung in der Türkei offensichtliche Beweise vorlegte, zeigte man sich überrascht, sprach von „Amtsmissbrauch“ der beschuldigten Imame und versprach Aufklärung. Und nun entschuldigt man sich und spricht von „Panne“.

Die Entschuldigung war überfällig, denn Seelsorge und Spionage vertragen sich nicht. Doch das Problem geht tiefer. Denn Ditib muss sich entscheiden, ob sich der Verband als religiöse Vertretung hiesiger Muslime verstehen will – oder als verlängerter Arm der türkischen Regierung. Bisher ist er beides. Von einer „Panne“ zu sprechen, verharmlost das Problem, denn es ist struktureller Natur.

Die Abhängigkeit des Verbands von Ankara ist ein offenes Geheimnis. Sie zeigt sich schon in der Satzung des Vereins, wo der Einfluss des türkischen Religionsministeriums festgeschrieben ist, wie der Deutschlandfunk kürzlich nachwies. Gut möglich, dass es eine solche Verquickung von staatlichen und religiösen Interessen auch anderswo gibt, etwa bei der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland.

Aber angesichts einer türkischen Regierung, die deutlich macht, dass sie gern entschiedener durchregieren möchte, und das bis nach Deutschland, wird das für Ditib zu einer Zerreißprobe. Nicht nur eine Anerkennung des Verbands als Körperschaft des öffentlichen Rechts rückt damit in weite Ferne. Schon im Interesse seiner eigenen Mitglieder, die sich in Deutschland zu Hause fühlen, muss sich Ditib von Ankara emanzipieren.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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11 Kommentare

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  • "Der Verband muss aufhören, den verlängerten Arm Ankaras zu spielen."

     

    Falsch: Sollte er zu irgendeinem Zeitpunkt als "verlängerter Arm Ankaras" fungiert haben, wäre das ein klarer Verstoß gegen geltendes Recht und der gesamte Verein gehörte verboten, enteignet und alle Mitarbeiter des Landes verwiesen.

  • "Die Spitzeldienste von Ditib-Imamen sind mehr als nur eine Panne. Der Verband muss aufhören, den verlängerten Arm Ankaras zu spielen...."

     

    Les ich richtig? -"spielen" - ?

    Das ist gewöhnlich die zugewiesene Rolle -

    Einer Staatlichen Organisation.

    ".. Er untersteht der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei, welches dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert ist..."

    Noch Fragen? - & -

     

    Als das heutige DITIP-Glashaus - vulgo Moschee -

    Noch ein eher unansehlicher weitverzweigter

    Flachbau eines Fabrikruine anne Venne in Kölle war -

    Residierte dorten nach SchlapphutErkenntnissen -

    Klar. Klandestin. - Auch der Iranische Geheimdienst.

    So geht das.

    (Heutige Erkenntnisse kenne ich nicht.)

    • @Lowandorder:

      Wie jetzt, mit Billigung von Ditib und türkischer Politik? Wie passt das denn zusammen?

      • @Ruhig Blut:

        Falls Sie das mit "Auch der Iranische Geheimdienst." - meinen?!

        Das. Hab ich mich damals beim Lesen -

        Ne ganze Zeitungsseite - auch gefragt.

        Aber nur kurz.Dann aber an den

        Urkölner - Heinrich Böll & seine feines Teil -

        "Dompfaff ruft Gimpel " o.s.ä. erinnert &

        Geschmunzelt: So- hatte sich das

        Paul Feyerabend mit seinem -

        "Anything goes" - nicht gedacht!

        kurz - Da wabert zusammen -

        Was zusammen gehört!

        • @Lowandorder:

          Sorry ja, das meinte ich. Hm, merkwürden. Aber Sie haben schon recht, passen tut’s allemal, und sei es nur auf der Ebene irgendeiner temporären kleinen und schmutzigen Kooperation.

        • @Lowandorder:

          Um dieses doch etwas backsige - ja - NaivAnsinnen mal abzurunden & Etwas realistischer anzufetten:

           

          Als ich im DITIP-Glashaus wg einem

          Nay-Konzert neben einer todschicken

          Türkin zu sitzen gebracht worden war

          (die sogleich gar nicht so leise -

          Über die gewichtige "Phalanx der Pinguine" vor uns ablästerte!;).

          Dachte ich an - neben den Bannern Bank Katar - an die stapelweisen & Tragbaren DITIP-Werbe-Plakattafeln

          Im Vorraum! - & - Genau! - sojet!

          "Unser FDJ-Winkelement hätte sich

          Ob solcher Hand-in-Stange-&Hand

          Propaganda-Technik doch sicherlich

          In alter Frische mopsfidel gefühlt!"

          • @Lowandorder:

            Ich vermute bei der Katar-Bank-Werbung ging‘s ums halales banking. Weiß nicht so recht was ich davon halten soll; ich glaube das ist zumindest nicht schlechter als „normales“ banking. Trotzdem eine unsympathische Allianz.

            • @Ruhig Blut:

              "Katar Bank" - 2,50 breit bis zur Decke.

              Banner daneben

              "?....islamisch • menschlich"

              Sorry - ich zitier ja nur.

               

              (Zu Angies VorwendeSekretärinZeiten

              Bezeichneten sich bestimmte Juristen

              Als Richter - Waren aber - sorry -

              Sheriffs der Partei - SED!;)

  • Ditib muss erst einmal offen legen, was eigentlich passiert ist. Sind das schon Stasi-Methoden und als solche auch zu ächten? Dann stünde die Frage des weiteren Umgang mit Ditib zur Debatte ....

  • Wer die Musik bestellt...

     

    Die bereits im vergangenen Jahr aufgeworfene, weiter ungelöste Frage ist, wie die Ditib ihr Leistungsspektrum aufrechterhalten könnte, sollte sie sich je von Ankara emanzipieren. Die Regierung Erdogan ist nicht dafür bekannt, gerne Geld für Leute auszugeben, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Kein Geld mehr aus Ankara hieße aber auch: Keine hauptamtlichen Imame.

  • Die DITIB hat schon vorher mal dem türkischen Geheimdienst Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt um hier Kurden und Regimkritiker auszuspionieren. Man weiss was dieser Verein in Deutschland treibt und die Politiker wissen noch viel mehr. Es scheint, als gäbe es auf jede erdenkliche Situation immer nur die gleiche Reaktion von den deutschen Regierungen: prüfen, besonnen sein, alles beim alten belassen. Die DITIB muss keine Konsequenzen fürchten. Für die von der DITIB initiierte Hetzplakate gegen Weihnachten und Silvester gabs auch keine Konsequenzen. Wir tolerieren diese Intoleranz und glauben dann auch noch es würde alles besser werden.

     

    Genau diese verweichlichte Politik, sorgt dafür dass man AfD wählt.