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Kommentar US-Strategie in VenezuelaWashingtons Regime in Caracas

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Auch ohne Sympathien für Maduro: US-amerikanischer Interventionismus und Imperialismus erleben gerade eine unschöne Wiedergeburt.

Ob es den USA gefällt oder nicht: Der Chavismus hat noch viele Anhänger*innen Foto: dpa

W enn sich ein Oppositioneller umgeben von schwer bewaffneten Männern vor Kameras stellt und das Militär seines Landes auffordert, die Waffen gegen ihre Regierung zu richten und sie zu stürzen, ist das ein Putschversuch. Dabei spielt es keine Rolle, ob dieser von Erfolg gekrönt ist, oder ob er scheitert, wie der jüngste Anlauf von Juan Guaidó, die Macht in Venezuela zu ergreifen.

In Washington und New York aber heißt das anders. Dort hat eine ganz große Allianz dekretiert, dass es in Venezuela keinen Putschversuch gibt, sondern „demokratischen Protest“, einen „Aufstand“ gegen die Regierung. In dieser Position und in dieser Semantik sind sich in den USA all jene einig, die sich ansonsten untereinander bitter bekämpfen: von Präsident Donald Trump über die Republikanische Partei und die Demokratische Partei bis zu den großen Medien. Die US-Öffentlichkeit, die mit Ausnahme winziger Minderheiten weder eine Ahnung von noch eine Meinung zu dem hat, was im Rest der Welt geschieht, schaut schulterzuckend zu.

Im langen Vorspiel zu dem Drama, das sich jetzt auf den Straßen von Venezuela abspielt, hat Washington den Konflikt in dem südamerikanischen Land, das einige der größten Ölvorräte der Welt hat, immer weiter verschärft. Zuletzt verhängte die Trump-Regierung Sanktionen, die den Rest der Gesundheitsversorgung in Venezuela zum Zusammenbruch brachten, und gab Männern in Washington die Federführung in der Venezuela-Politik, die bekannt sind für ihren Bellizismus und ihren Interventionismus. Darunter Elliott Abrams, der schon bei der Iran-Contra-Affäre in den 80er Jahren in Nicaragua eine zentrale Rolle gespielt hat, und John Bolton, einer der Architekten des Irakkriegs von 2003.

Es ist keine Sympathie mit der Regierung in Caracas nötig, um zu verstehen, dass Washington gerade dabei ist, sich sein eigenes Regime in Venezuela aufzubauen. Trumps Wahlkampf­gerede vom Ende des Regimewechsels ist vergessen. Jetzt sind die alten Mechanismen von Interventionismus und Imperialismus am Werk.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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16 Kommentare

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  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    " Die US-Öffentlichkeit, die mit Ausnahme winziger Minderheiten weder eine Ahnung von noch eine Meinung zu dem hat, was im Rest der Welt geschieht, schaut schulterzuckend zu."

    Also ganz anders als bei uns, wo die Hartz-IV-Empfänger der zweiten Generation Goethe auf dem Klo lesen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Schon mal in den USA Nachrichten geschaut?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Natürlich, ich bin oft dort, ein Teil meiner Familie lebt in New York.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Dann wissen Sie ja, wie die meisten Amerikaner "informiert" werden. Die Qualität ist unterirdisch. Nicht nur bei Fox News.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ja, ich bin auch froh, dass wir in Deutschland so ausgewogen und sachlich informiert werden.

            Von den Schnarchnasen des Öffentlich-Rechlichen bis zu den Knallchargen der Privaten.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Na ja. Die Sachlichkeit ist auch nicht bei allen Themen gegeben. Aber wir haben es wesentlich besser als die Amerikaner.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Die Bandarbeiter im 3-Schicht-System lesen auch nicht unbedingt Goethe und das Lesen von Goethe selbst ist auch kein Garant dafür, kein ignoranter Mensch zu sein. Gleichzeitig kann ein Hartz IV-Empfänger in 2. Generation das glatte Gegenteil davon sein. Ein freundlich gemeinter Hinweis auf eine verengte Sichtweise auf die Ignoranz von Gesellschaften.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Hampelstielz:

        Stimmt schon. Das war nicht glücklich formuliert und das denke ich auch nicht. Mir hat nur die "winzige Minderheit" geärgert. Das ist so ein billiges Klischee.

        Vielleicht sind die Leute in den USA weniger interessiert, weniger gebildet. Auf der anderen Seite stellt das Land die meisten Literaturnobelpreisträger, ist popkulturell immer ganz vorn, hat exzellente Universitäten. Hat mit Programmen wie Affirmative Action Minderheiten Zugänge verschafft.

        Jede soziale Bewegung hat ihren Ursprung in den USA. Usw., usw. Das alles schafft eine winzige Minderheit doch gar nicht.

  • Auch wenn der Artikel genau beschreibt, welche finsteren Gestalten gerade die US-Politik zu Venezuela bestimmen, so erwähnt er nicht die katastrophale soziale Lage im Land, die einer dringenden Lösung bedarf. Wenn die aber mit Maduro und seinen korrupten 2000 Generälen nicht zu haben ist, was schlägt die Autorin als Alternative zum Putschaufruf Guaidos gegen eine illegitime und korrupte Militärdiktatur vor, die freiwillig nicht gehen will? Die große Mehrheit der Bevölkerung will nur, dass die jetzige Regierung geht, damit die Versorgungslage besser wird (siehe TAZ-Leitartikel von heute). Müssen erst noch einmal 3.5 Millionen emigrieren müssen, weil sie zu Hause nichts zu essen haben?

    • @Rinaldo:

      Die Antworten erwarten Sie von Trump und Konsorten?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Antwort muss von der venezuelanischen Armee kommen. Genau das hat Guaido gefordert: die Diktatur zu stürzen.



        Das hat erstmal nichts mit den USA zu tun.

        • @Rinaldo:

          Warum sollte die Armee jemanden folgen, der offensichtlich in enger Abstimmung mit den USA agiert? Die Gringos sind in Lateinamerika äußerst unbeliebt.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Sie reduzieren den Konflikt auf die USA, was die hausgemachten Ursachen ausblendet. Die Armee ist auf der Führungsebene in massive Korruption verwickelt und hat kein Interesse den Satatus Quo zu verändern. Die mittlere Ebene könnte aber sehr wohl eingreifen und die 2000 Generäle zum Teufel jagen, nicht weil die USA das wollen, sondern weil das Regime nicht die elenentarsten Grundbedürfnissen der Bevölkerung befriedigen kann.

            • @Rinaldo:

              Die mittlere Ebene könnte schon. Aber sie muss auch Vertrauen in die Alternative haben. Bis jetzt hat G. nur große Ankündigungen gemacht, ohne auch nur annähernd zu liefern. Für einen Aufschneider riskiert niemand seinen Hals. Gleich Recht nicht,wenn er mit den ungeliebten Gringos zusammenarbeitet.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Ob Guaido einem passt oder nicht, jemand muss die völlig verfahrene Situation lösen. Das kann m.M. nach nur die mittlere Ebene der Armee tun. Deshalb ist Guaidos Forderung die einzige Alternative, um die Dikatur zu stürzen, so wie z.B. im Sudan oder Algerien.

                • @Rinaldo:

                  G. ist nur ein Typ, der große Reden ohne Substanz hält. Das kann M. auch. Ein Austausch lohnt sich also nicht. Die meisten Venezianer scheinen ähnlich zu denken. Ist Ihnen aufgefallen, dass zu seinen Aktionen wesentlich weniger Menschen kommen als zu früheren Protesten der Opposition? Sein Marsch auf Caracas ist z.B. ausgefallen. Hatte wohl kaum jemand Lust mitzumachen.