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Kommentar US-PräsidentschaftswahlEtwas Gutes hat das auch

Barbara Junge
Kommentar von Barbara Junge

Trumps Kandidatur fordert die US-Zivilgesellschaft heraus. Und die muss jetzt beweisen, dass sie den Republikaner verhindern kann.

Donald Trumps Slogan „Make America great again“ müsste eigentlich „Make America white again“ heißen Foto: ap photo

D as Wort „Immigration“ bekommt in Amerika in diesen Tagen einen ganz neuen Klang. Nach Donald Trumps faktischer Nominierung als Kandidat stiegen bei „Google Trends“ diese Woche die Suchanfragen „how to move to Canada“ steil an. Kanada ist für viele Amerikaner derzeit das bessere Amerika. Aber wie ernst ist die Gefahr eines Präsidenten Trump? Und was heißt das für die USA?

Glaubt man den Umfragen, dann scheint ein Wahlsieg Hillary Clintons gesetzt. Fänden am kommenden Dienstag die Wahlen statt, würde Clinton all jene Bundesstaaten gewinnen, die Barack Obama 2012 geholt hatte. Clinton, so scheint es, spricht für die Mehrheit der Amerikaner.

Doch sollte Trump in den Umfragen um 5 Prozentpunkte steigen, läge Clinton nur mit 285 zu 253 Wahlstimmen vorn. Bei weiteren 5 Prozentpunkten wäre die Wahl mit 233 zu 305 für Clinton verloren. Angesichts dessen, wie Trump seine bisherigen Gegner schlicht erlegt hat, sollte man das Szenario nicht leichtfertig abtun. Trump hat das Momentum auf seiner Seite.

Mit ihm reüssiert eine Welle des Hasses und der Intoleranz. Trumps Slogan „Make America great again“ müsste „Make America white again“ heißen. Er setzt auf eine Renationalisierung der Innenpolitik, in der die Interessen der weißen Mittelschicht, die in der globalisierten Ökonomie tiefe Angst vor dem Abstieg hat, im Zentrum stehen.

Trumps Erfolg ist auch, zumindest indirekt, als eine Antwort auf den progressiven Liberalismus Barack Obamas zu verstehen. Obama zog auf einer Welle des Aufbruchs ins Weiße Haus ein, er hat die USA weltzugewandter und liberaler gemacht. Er hat die Rechte von Minderheiten betont. Die weiße, christlich-konservative Mittelklasse hingegen hat unter Obama an Bedeutung verloren. Vor unseren Augen findet ein Kultuturkampf zwischen dem weißen und dem bunten Amerika statt, ausgetragen vor der Kulisse des Wahlkampfes.

taz.am wochenende

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Wer darauf baut, dass Clinton Trump schon stoppen wird, könnte eine unangenehme Überraschung erleben. Um das zu erreichen, bedarf es mehr als eines Wahlkampfes. Die kommenden Monate werden vielmehr ein Gütetest für die amerikanische Zivilgesellschaft sein.

Es fällt leicht, sich mit wohlfeilem Schaudern über einen Wahlsieg Trumps auszulassen. Wichtiger aber wäre es, diesen Wahlkampf als demokratische Chance zu betrachten. Politische Partizipation wird in den USA durch fehlende Parteienvielfalt und die Abhängigkeit von Wahlkampfspenden beschnitten. Allzu oft wirken Wahlen in Amerika wie die Entscheidung zwischen Pepsi oder Coke.

Doch gerade steht mehr zur Wahl. In den kommenden Monaten geht es um Toleranz und Weltoffenheit oder die Wiederkehr eines aggressiven Nationalismus, um den inneren Frieden und die Frage, ob Freiheit bedeutet, eine Waffe tragen zu dürfen – oder die Freiheit, anders zu sein.

Diese Freiheit musste einst erkämpft werden, von weißen und schwarzen Bürgerrechtlern, von Schwulen und Lesben, hispanischen Einwanderern und der Frauenbewegung. Trumps Erfolg ist als Angriff auf diese Freiheiten gemeint. Verhandelt wird 2016 deshalb auch über einen Vertrag der Zivilgesellschaft. Diese große Debatte, was das moderne Amerika ausmacht, betrifft jeden Amerikaner und jede Amerikanerin. Das Wahljahr 2016 taugt nicht für Popcorn auf der Couch. Es ist Zeit, sich einzumischen.

Die USA sind ja nicht nur das Land der Trumps – sie sind auch das Land von Occupy Wall Street, Black Lives Matters und Millionen von jungen Menschen, die für Bernie Sanders stimmen. Es ist jetzt an ihnen, die Freiheit gegen Trump und seine Wutbürger-Bewegung zu verteidigen. Wenn das bunte Amerika zeigt, dass das intolerante Amerika keine Chance mehr hat, wenn also ein Gefühl erwächst, dass die Trumps dieser Welt vielleicht laut, aber nicht in der Mehrheit sind – dann hätte Trumps Kandidatur sogar etwas Positives bewirkt.

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Barbara Junge
Chefredakteurin
taz-Chefredakteurin, Initiatorin der taz-Klima-Offensive und des taz Klimahubs. Ehemals US-Korrespondentin des Tagesspiegel in Washington.
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21 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Dass Trump die weiße Mittelschicht stärken könnte halte ich für Wunschdenken der Anhänger von Trump. Das Problem, von welchem Trump profitiert ist, dass es genau dieser Mittelschicht immer schlechter geht. Die ehemals starke Mittelschicht hat sich zerlegt. Das Lohnniveau ist massiv gesunken und die USA scheinen in eine reiche aber kleine Ober- und eine arme Unterschicht zu zerfallen. Unter der Annahme, dass die weißen Männer ja sowieso reich und mächtig wären, wurden sie bei allen Förderprogrammen links liegen gelassen. Aber nur weil die Reichen meist weiß und häufig männlich sind, sind die meisten weißen Männer in der USA noch lange nicht reich und mächtig.

    So traut die weiße Mittelschicht weder den traditionellen Republikanern, die sie verarmen ließ noch den Demokraten, die sie als per se privilegierte Gruppe diskriminierten. Daher scheint ihnen Trump attraktiv - auch wenn er ihnen als Präsident nicht helfen würde. Trump könnte deshalb als Anti-Establishment-Kandidat durchaus Chancen gegen Clinton haben. Gerade deshalb wäre ein Anti-Establishment-Kandidat der Demokraten - Sanders - möglicherweise besser positioniert als Clinton.

    Diese Vernachlässigung der Mittelschicht ist auch in Deutschland ein Problem. Sie zahlen das Gros der Steuern. Steuererleichterungen helfen meistens nur den Reichen, die inzwischen selbst prozentual weniger Steuern als die Mittelschicht zahlen. Von sozialer Förderung ist die Mittelschicht ausgeschlossen und immer mehr "positive" Diskriminierung richtet sich direkt gegen diese Mittelschicht. Dies bereitet auch in Deutschland den Boden für Parteien wie die AfD. Diese bietet sicherlich keine praktikablen Lösungen, benennt aber doch einige Probleme, die die etablierten Parteien ignorieren.

    • @Velofisch:

      Trump profitiert vor allem, wie schon GW Bush, von der zunehmenden Verblödung großer Teile der Bevölkerung. Anders ist der Zuspruch, den dieser Suppenkasper erfährt, nicht zu erklären.

  • Welches Versagen der amerikanischen Politik im Inneren? Krankenversicherung? Wohlstandsverteilung? Waffen? Alte Geschichten. Immrhin hat Obama nach der Bankenkrise die USA besser bereinigt als die EU. Da krebst immer noch Griechenland rum. Trump ist wahrscheinlich eine amerikanischer durch Genfood aufgeblusterte Version von Kaczyński, dessen Bruder Lech nahe Smolensk von den Russen umgebracht wurde. Kaczyński, der seit Mutti im Zölibat lebt, wird von Trump in die Wollust eingeweiht.

    • @Gabriel Renoir:

      Dass sein Bruder umgebracht worden sei, ist seine Wahnvorstellung. Diese Position teilt doch niemand im seriösen Umfeld.

  • "Ich fürchte, die "Ansage", die Barbara Junge hier macht, ist eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Kriege auszurufen, in denen es zu siegen gilt, weil sonst das Abendland versinkt, ist nämlich ausgesprochen weiß und männlich."

     

    Ist Frau Junge nicht eine Frau?

  • "Trumps Kandidatur fordert die US-Zivilgesellschaft heraus. Und die muss jetzt beweisen, dass sie den Republikaner verhindern kann."

     

    Hat sie nicht gerade eben bewiesen, dass sie ihn gar nicht verhindern will?

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Doch gerade steht mehr zur Wahl. In den kommenden Monaten geht es um Toleranz und Weltoffenheit oder die Wiederkehr eines aggressiven Nationalismus, um den inneren Frieden und die Frage, ob Freiheit bedeutet, eine Waffe tragen zu dürfen – oder die Freiheit, anders zu sein."

     

    Andererseits verhandelt wird auch die Abhängigkeit der Politik und der Politiker vom Geld. Wie konnten die Clintons, die nach seinem Ausscheiden aus dem Amt finanziell "dead broke" waren, in den Jahren 2007-2015 140.000.000 UDS verdienen? Für welche Worte z.B. Hillary Clinton so fürstlich bezahlt wurde und wie sich das mit ihrem out and in im Amt verträgt?

     

    Die (vermutete) politische Korruption, oder bloße Möglichkeit dergleichen gehen anscheinend vielen Amerikanern gehörig auf den Sack. Liberale Gesellschaftspolitik allein reicht nicht aus.

    Sorry, Clinton wird getoastet, und es ist gut so.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Warum zum Geier sollten denn 2 Personen in 7 Jahren nicht 140 Millionen verdienen können?

       

      Vielen Veranstaltern ist es eben eine 6stellige Summe wert, wenn der ehemalige Präsident auf ihrer Veranstaltung spricht und Menschen kaufen sich die Bücher, die solche Leute schreiben, um die Geschichte, die sie selbst erlebt haben noch mal aus der Perspektive der Macht nachzulesen.

       

      Das ist ja ehrlich verdientes Geld und das wurde auch ordentlich versteuert.

  • Seit 1993 - also einer ganzen Generation - hat die GOP nur eine einzige Präsidentenwahl gewonnen und das war eine Wiederwahl (denn die erste Wahl hat ja Bush gar nicht gewonnen). Warum sollte das ausgerechnet dem unbeliebtesten Kandidaten gelingen, den das Rennen um die Präsidentschaft in der Neuzeit je gesehen hat?

     

    Und die Zeit spielt gegen die GOP - in 8 Jahren Obama hat sich das Land weiter verändert.

     

    In den deutschen Medien hingegen tobt die Panik der fiktiven Prozente - als könnte ein aufgeklärter liberaler Amerikaner auch einfach Trump wählen, und da sollte die Frage erlaubt sein, ob da nicht schlicht

  • Und dann zaubern wir zweimal 5% aus der Tasche, damit wir den Teufel an die Wand malen können. Und überhaupt die Prozente.... Man kann in den USA theoretisch auch dann Präsident werden, wenn man - 10% hat. Denn wenn 100% in den Red-States GOP wählen und Clinton die Blue-States und Florida mit 51% holt, dann haben fast 2/3 der Amerikaner Trump gewählt und er wird trotzdem nicht Präsident.

     

    All diese Horror-Szenarien, die jetzt durch die Medien geistern, zeigen ja keine echten Szenarien auf.

     

    Absolut nichts weist darauf hin, dass Trump auch nur einen der Blue-States holen kann, der vor 4 Jahren für Obama gestimmt hat. Und in mindestens 2 der Red-States liegt er deutlich hinter Clinton in den Polls.

     

    Und das bedeutet: Clinton startet mit 242 Stimmen ins Rennen und ihr fehlen 28 (Florida allein brächte 29) und es sind insgesamt 18 Kombinationen möglich, wie sie die fehlenden 28 Stimmen bekommen kann.

     

    Trump hingegen startet - wenn er nur die Red-States holt mit 180 Stimmen und er darf in keinem Fall Florida verlieren und muss neben Florida - bis auf 2 - alle Battleground States holen. Dass ist etwa so wahrscheinlich, wie ein Wahlsieg der "DIE Linke" in Bayern.

     

    Trump ist kein Phänomen der USA sondern ein Phänomen der GOP, die - gefangen zwischen der Ultra-Rechten Tea-Party und einem liberaler werdenden Establishment - keinen Kandidaten mehr findet, der die Anhänger hinter sich bringt.

     

    Trump kann weder die gebildete, weiße Mittelschicht erreichen, noch die Frauen, noch das non-white Vote.

  • Wo kommt nur dieser Hass her?

    Das ist Orwells "1984" at its best!

    Mir macht das einfach nur Angst und ich weiß, genau das ist das, was diese rechten Menschenhasser wollen. Ich ergebe mich ihr auch nicht, aber sie ist da. Und das ist ebenso beängstigend.

  • "...weißen Mittelschicht..."

     

    Ist es nicht etwas einfach, nur von der weißen Mittelschicht zu sprechen? Steht Trump nicht eher für den konservativen Teil der Mittelschicht, die in den letzten 8 Jahren massiv an Wohlstand eingebüßt hat und der mit dem religiösen Fanatismus eines Cruz nichts anzufangen wusste? Und dies ohne dass die Hautfarbe und Herkunft dabei eine große Rolle spielt? Trump ist die Antwort auf das totale Versagen der amerikanischen Politik im Inneren.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Totale Versagen der amerikanischen Politik im Inneren? Man kann vielleicht sagen, totale Versagen der griechischen Politik im Inneren. Obama hat die Schuldenkrise ordentlich gemeistert, wie auch Nordeuropa und viele andere. Amerika hat sicher viele Probleme, aber die Wirtschaft ist relativ dynamisch und das Land zieht viele Einwanderer an. Nach Russland wollen die auf jeden Fall nicht.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das "totale Versagen der amerikanischen Politik im Innern" kennt nur Trump als Antwort?

       

      Einen Milliardär, der politisch für Vieles - um nicht zu sagen: für Alles - steht, auch für's Gegenteil, der angeblich sehr viel Geld "verdient" hat durch zwielichte Geschäfte - das soll der Retter Amerikas sein bzw. weden?

       

      Ich weiß nicht, aber da schüttelt es mich eher. Das passt nicht so recht zusammen, weil ja auch die amerikanische Story des Tellerwäschers, der Millionär wurde, eher nach Hollywood gehört als in die Welt der "normalen" "durchschnittlichen" Amerikaner.

       

      Problem ist nur, dass Hillary Clinton ebenso wenig dafür taugt, Amerika "jenseits der Glitterwelt", das alltägliche Amerika zu repräsentieren, geschweige denn zu retten. (So sympathisch mir Bernie Sanders ist, auch er würde, trotz ehrlicher, harter Arbeit, scheitern. Leider.)

       

      Amerika kann wahrscheinlich nur von Amerikanern mit normaler Biographie, mit normalem Job, Einkommen und Sparbuch gerettet werden. It's a long, long way ... .

      • @Der Allgäuer:

        Es ist traurig, das Trump die Antwort ist. Der Einzige im Kandidatenfeld, der ein vernünftiges Programm hat, ist Bernie Sanders. Nur leider hat er keine Chance. Bleibt also nur Trump als Alternative zu weiter so.

  • Da gibt es jede Menge Geschrei nur zu dem Zweck, die eigentliche Problemfrage aus dem Bewußtsein zu drängen.

    Was die Mehrzahl der Menschen bewegt, ist die Frage, ob Trump in seiner Unberechenbarkeit eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt. Die Antwort darauf sollte richtigerweise "mittelbar" lauten, sofern man dem Verlauf der Geschichte vertrauen darf. Denn bisher brachte jeder Schreihals kaum mehr als heiße Luft hervor, wogegen die wirkliche Gefahr von den selbsternannten Friedensengeln ausging (zumeist die unmittelbaren Nachfolger der Schreihälse), die mit Engelszungen das blaue vom Himmel herunterlogen und die Welt ins Chaos stürzten.

  • Alles schön und gut, aber wenn die Vorwahlen einmal gelaufen sind, nützt ein Appell an "die" amerikanische Zivilgesellschaft wenig. Dank des winner-take-all-Wahlsystems in allen Bundesstaaten außer zweien (wo ein split vote fast nie vorkommt) hängt der Ausgang realistisch von etwa zehn "swing states" ab, davon sechs mit einer zweistelligen Zahl von Wahlmännern. Trump muss "nur" beispielsweise in Pennsylvania, Virginia, North Carolina, Florida und einem weiteren kleinen Staat knapp gewinnen, dann ist er nächster US-Präsident. Entsprechend regionalistisch wird der Wahlkampf ablaufen.

    • @th60:

      Aber wieso sollte er Swingstates gewinnen, wenn er schon bei den normalen Republikanern Probleme hat? Das ist wie mit LePen: Gewinnt mal eine Runde fast, aber dann ist s vorbei. Amerika ist nicht Osteuropa, wo man mit nationalistischen und 50er Jahre Weltbildern Wahlen gewinnen kann. Dazu sind die USA zu multikulturell und zu entwickelt, zumindest in den etwas gebilderteren Schichten. Wie weit das Spektrum ist sieht man am Erfold Bernie Sanders, einem AltHippie.

  • Typisch Medien! Ich fürchte, die "Ansage", die Barbara Junge hier macht, ist eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Kriege auszurufen, in denen es zu siegen gilt, weil sonst das Abendland versinkt, ist nämlich ausgesprochen weiß und männlich. Es ist geradezu kolonialistisch.

     

    Ich fürchte, wenn die Sieger der Geschichte ihre Gegner am Ende des "Kulturkampfes" nicht allesamt ausgewiesen oder umgebracht haben, wird die Wut der Unterlegen nur um so größer sein. Eine USA, die dann mitmischt auf der großen Weltbühne, möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Die aktuelle reicht mir schon.

     

    Dem Grünen Ministerpräsidenten Kretschmann kann man immerhin zugute halten, dass er das Tempo aus einer Entwicklung genommen hat, die seinen Landsleuten nicht geheuer war. Trump tut das Gegenteil davon. Er behauptet, er könne, stellvertretend für das "langsame Amerika", im Rennen um die Macht mithalten. Als (irrationaler) Kultur-Krieger ist er leider ein willkommener Anlass für das "schnelle Amerika", die Muskeln spielen zu lassen.

     

    "Die kommenden Monate werden [...] ein Gütetest für die amerikanische Zivilgesellschaft sein", schreibt Barbara Junge, und es klingt fast wie ein Haka, wenn sie die Kämpfe der letzten 100 Jahre heraufbeschwört. Dass sie zugleich für "inneren Frieden", für "Toleranz und Weltoffenheit" wirbt, scheint in ihrem Kopf besser zusammen zu gehen, als in ihrem Text. Ist denn nicht jeder offiziell erklärte (Bürger-)Krieg das Gegenteil von "innerem Frieden"?

     

    Wobei – innerer Frieden und Wettbewerbsgesellschaft...? Nein, es steht grade nicht viel mehr als das ewig gleiche Erfolgsrezept zur Wahl in den USA. Heißt schließlich nicht umsonst: Wahl-Kampf. Die Waffen mögen unterschiedlich sein. Was bleibt, ist das Prinzip. Die Freiheit, anders zu sein, ist keine, die in den USA heute noch zur Wahl steht. Ist es tatsächlich Zeit, sich einzumischen? Auch für die, die (noch) nicht wissen, was sie tun?