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Kommentar US-Olympiastar JennerTransphobie ist biologistischer Mist

Enrico Ippolito
Kommentar von Enrico Ippolito

Bruce Jenner sagt, er sei eine Frau. Die Schauspielerin Alice Eve kommentiert das so, dass man Frau zu sein nicht spielen könne.

In den 70ern beim Zehnkampf sehr erfolgreich: Bruce Jenner, hier im Jahr 2012. Bild: ap

B ruce Jenner gab letztes Wochenende ein Interview. Ein exklusives Interview mit der amerikanischen Queen der intimen Gespräche: Diane Sawyer. Jenner ist vor allem als 70er-Olympia-Zehnkampfstar und als Elternteil der Kardashian-Kinder bekannt. Jenner sagt im Gespräch mit Sawyer: „Ich bin eine Frau.“

Und schon beginnt die Meute, sich das Maul zu zerreißen. Die Kardashians und Jenner täten alles für eine gute Geschichte – alles. So schrieb die britische Schauspielerin Alice Eve auf Instagram: „Frauen können nicht zum Zehnkampf antreten. Du wärst nur ein frustrierter junger Athlet, der keine Chance bekommen hätte. Bis Frauen nicht den gleichen Lohn erhalten wie Männer, ist es einfach unfair vorzugeben, eine Frau zu sein, während man die Vorteile eines Mannes erhält. Hast du eine Vagina? Erhältst du weniger Lohn als ein Mann? Dann, mein Freund, bist du eine Frau.“ Klingt nach Ignoranz.

Aber viel mehr klingt es nach einem knallharten biologistischen Verständnis von Gender. Wie es sich heute gehört, wurde Eve für ihren Kommentar virtuell gelyncht. Ihre Entschuldigung verschlimmerte allerdings alles: „Ich stimme damit überein, dass der Transgenderkampf einzigartig und schrecklich ist. Jedoch möchte ich trotzdem auch für ein Thema eintreten, von dem ich sehr überzeugt bin, nämlich das Recht von Frauen, die gleichen Rechte zu erhalten wie Männer. Der Transgenderkampf für die Gleichbehandlung kommt als Nächstes, wie wir alle wissen. Und der ist genauso real.“

Ach so, erst kämpfen wir für das eine, dann für das andere. Natürlich, so hat es immer schon funktioniert – vor allem auch so erfolgreich.

Die Unterdrückungsolympiade nimmt ihren Lauf. Anstatt gemeinsam für etwas zu kämpfen, werden erst einmal Hierarchien aufgebaut. Und klar, wenn Frauen dann die gleichen Rechte wie Männer haben, kämpfen sie beide gemeinsam für die Rechte von Trans*Menschen, Flüchtlingen und allen anderen marginalisierten Menschen. Wer das glaubt, glaubt auch an Einhörner.

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Enrico Ippolito
Redakteur bei taz2/medien
Jahrgang 1982, ist seit 2011 bei der taz. Seit November 2012 wirkt er als Redakteur bei tazzwei/medien. Zuvor hat er ein Volontariat bei der taz absolviert.
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4 Kommentare

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  • "Erhältst du weniger Lohn als ein Mann? Dann, mein Freund, bist du eine Frau.“

    Die Frau per Definition und eigenem Anspruch darauf, Opfer zu sein; So wird man (Frau) diesen Status nie los oder will ihn nie loswerden, denn es schwingt in dieser Aussage der aus Unterdrückung geborene Stolz mit, ein scheinbar gordischer Knoten.

  • Ich glaube kaum, dass Bruce Jenner (den neuen weiblichen Namen kenne ich nicht) alles täte, um Aufmerksamkeit zu erlangen, das kann Kim Kardashian auch so, ohne das Trans*thema aufzureißen. So gesehen, steht das Zitat von Alice Eve bloß für die gängige Trans*phobie vieler Feministinnen, die ihre eigene Weiblichkeit erfersüchtig verteidigen, als ginge sie verloren durch eine weitere Trans*frau. Gelesen und vergessen. Was mich in der Causa Jenner umtreibt, ist das doch relativ hohe Alter von 65 beim Coming-Out. Da wüsste ich gern etwas über die Motive der Spätentwicklung, über Jahre währende Verdrängungsleistungen und die Perspektiven einer neuen, alternden Frau.

  • Dahinter steht nicht nur die "Unterdrückungsolympiade" (schönes Wort - wird wahrscheinlich dann "Unwort des Jahres" oder so). Dahinter steht auch dass Frauen Privilegien erhalten sollen, da sie ja unterdrückt seien. Ein Mann der sagt, er sei eine Frau, bedient sich dann unrechterweise dieser Privilegien.

    Solange wir aber nicht gegen die Unterdrückung angehen sondern darum kämpfen die besten Kompensationsprivilegien zu erhalten, werden wir nicht weniger sondern mehr Ungleichheit erhalten. Einmal weil zumindest das Gefühl der Unterdrückung als Rechtfertigung der Privilegien erhalten bleiben muss und zum anderen weil die Privilegien der einen unterdrückten Gruppe den Nachteil der anderen bedeutet.

    • @Velofisch:

      Kommata! So um die sechs, bitte. :-D