Kommentar US-Demokraten und Mueller: Auf den Falschen gesetzt
Der Bericht von Sonderermittler Robert Mueller muss öffentlich werden, klar. Doch die Demokraten hätten ihre Energien besser verwenden können.
N atürlich haben die US-Öffentlichkeit und der US-Kongress einen Anspruch darauf, den kompletten Mueller-Bericht zu sehen. Nachdem es fast zwei Jahre lang hieß, Sonderermittler Robert Mueller entscheide über die Zukunft des Landes oder zumindest seiner Spitze, gäbe es keine Rechtfertigung dafür, die Früchte seiner Arbeit geheim zu halten.
Aber wenn stimmt, was bislang aus dem US-Justizministerium durchsickert, dann muss sich die Öffentlichkeit auf einen durchwachsenen Bericht einstellen. Er wird kriminelle Aktivitäten aus Donald Trumps Umfeld zeigen. Er wird die 34 bereits zuvor bekannten Anklagen gegen Personen sowie die drei gegen Unternehmen bestätigen. Und er wird Hinweise auf alle möglichen illegalen Kontakte zwischen Trump-Leuten und russischen AkteurInnen liefern. Aber in dem einen wichtigen Punkt, zu dessen Klärung Mueller überhaupt eingesetzt wurde – nämlich ob es illegale Absprachen zwischen Trumps Kampagne und Russland gab – wird sein Bericht die Antwort schuldig bleiben. Es soll keine neue Anklagen geben.
Muellers Arbeit war nicht umsonst. Er hat den Finger in alle möglichen Wunden gelegt und den Weg für weiterführende Ermittlungen bereitet.
Dennoch wird ein extrem schales Gefühl zurückbleiben. Denn jetzt zeigt sich, wie politisch hohl das Hauptthema der DemokratInnen war: „Russiagate“. Niemand bezweifelt, dass Putin einen Favoriten namens Trump hatte und dass Putins AgentInnen in den USA gehackt und in sozialen Medien manipuliert haben.
Aber es ist klar, dass Hillary Clinton eine schlechte Kandidatin war. Statt Lehren aus ihrer Niederlage von 2016 zu ziehen und ein Programm für 2020 zu entwickeln, haben die Demokraten zwei Jahre lang mit dem Finger auf Moskau gezeigt. Und dabei einen ehemaligen FBI-Chef, einen Republikaner und bekannt konservativen Ermittler zu ihrem Hoffnungsträger gemacht. Beides war eine Vergeudung oppositioneller Energien, die weitreichende Folgen haben kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei