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Kommentar UN-KlimaschutzpläneNur nicht „irgendein Abkommen“

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Zurzeit feilen die UN-Staaten ununterbrochen an einem Klimaschutzvertrag. Das müssen sie auch: Wir steuern auf die Drei-Grad-Erwärmung zu.

Die Klimaschutzpläne der UNO: irgendwo zwischen nationalem Egoismus und internationaler Katastrophe Foto: dpa

E s sieht gut aus für ein Abkommen zum Klimaschutz: Wenn uns nicht noch der Himmel auf den Kopf fällt (womit wir allerdings immer rechnen sollten), wird es im Dezember in Paris einen Vertrag geben, in dem die 196 UN-Staaten sich ab 2020 zum Klimaschutz verpflichten. Das französische Außenministerium arbeitet mit Hochdruck daran, dass sich Präsident François Hollande nicht schon wieder blamiert; weltweit jagt ein Treffen der Unterhändler das nächste.

Inzwischen tagen die Delegationen praktisch permanent: letzte Woche bei der Zwischenkonferenz in Bonn, bald zur Finanzierung in Peru, dann im Rahmen der G20 und im Oktober wieder in Bonn, wo endlich mal ernsthaft über einen Vertragstext geredet wird. Nicht einmal die Staatschefs werden ihre Beamten daran hindern können, einen Vertrag unter Dach und Fach zu bekommen.

Allerdings: Für den Klimaschutz läuft es nicht so gut. Trotz aller Klimapläne, die die Länder mit viel Eigenlob verkünden, steuern wir auf eine Erwärmung von drei Grad zu, statt die Obergrenze von zwei Grad zu halten. Die Auswirkungen wären verheerend, Stichworte sind Stürme, Meeresspiegelanstieg, Dürren, Krankheiten, Flüchtlinge.

Auf die Schwarmintelligenz der UN-Staaten ist kein Verlass. Bremser sind nicht nur nationale Egoismen, sondern vor allem der Widerstand alter Strukturen, die auf Kohle und Öl ausgerichtet sind. Im Dickicht der Klimadiplomatie geht der Klimaschutz verloren. Da wird das Ziel „ein Abkommen“ schnell zu „irgendein Abkommen“, das Lösungen nur vorgaukelt.

Die Lösung heißt absurderweise: Wir brauchen in Paris ein Abkommen. Denn nur einen Vertrag kann man verbessern, nur an ihren Versprechen kann man die Staaten und Firmen messen. Und nur mit einem globalen Vertrag kann man die Probleme lösen. Dafür muss der Vertrag die Basis legen. Jedes Detail zählt. So wie jedes Zehntelgrad weniger an Erwärmung einen Unterschied macht.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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6 Kommentare

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  • Ein paar Sachen müssen wir Industriestaaten doch noch lernen: Dazu gehört in erster Lnie, dass noch keiner gerettet wurde, den man einfach mal gesundgerechnet hat. Die Politiker starren immer noch nur ergriffen auf die schönen Zahlen in korrekten Zahlenkolonnen, während hinter ihnen bereits die Welt einerseits ersäuft und andererseits in Flammen aufgeht.

     

    Aber unterm Strich sind wir ja nur mit 2-3% in Klima-Schieflage geraten, für die keiner verantwortlich ist, solange er sich nur ausreichend kleinrechnen kann...

  • Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt in ihrem Bericht "Livestock's Long Shadow", dass 18 % der jährlich weltweit vom Menschen erzeugten Treibhausgasemissionen auf die „Nutztier“-Haltung zurückzuführen sind. Das ist mehr als die Summe aller Abgase, die das Transportwesen produziert. Die FAO empfiehlt daher eine Fleischsteuer.

     

    Das so wichtige Thema "Nutztier-"-Haltung wird jedoch (wohlweislich) auch auf der Pariser Klimakonferenz außen vor bleiben.

  • 2G
    21272 (Profil gelöscht)

    Sit geraumer Zeit ist die Globaltemperatur praktisch konstant. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass wir auf die 2 Grad zusteuern, und schon gar nicht auf 3 Grad.

    • @21272 (Profil gelöscht):

      Was meinen Sie mit "geraumer Zeit"?

    • @21272 (Profil gelöscht):

      Der Temperaturverlauf der letzten Jahrzehnte widerspricht in keiner Weise den Erkenntnissen der Klimawissenschaften. Diese Erkenntnisse wiederum warnen uns vor einem Anstieg der Temperatur um deutlich mehr als 2 Grad Celsius bis zum Jahr 2100.

      Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass wir weitermachen können wie bisher.

      • 2G
        21272 (Profil gelöscht)
        @taupunkt:

        Richtig, wir sollten nicht weitermachen wie bisher, sondern die unsinnigen Gesetze und Vorschriften zur CO2-Begrenzung aufheben, denn sie wirken sich nicht auf das Klima aus.