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Kommentar Trump und die MedienDirekte Kampfansage

Kommentar von Stefan Schaaf

Fleißig haben Journalisten auf US-Präsident Donald Trumps Irrtümer hingewiesen. Deswegen hat er nun den Konflikt eskalieren lassen.

Trump spricht mit Journalisten – aber nicht mit allen. Sein Sprecher schloss am Freitag einige von einer Fragerunde im Weißen Haus aus Foto: reuters

E s sei „die Pflicht einer Zeitung, die Neuigkeiten zu berichten und die Hölle in Bewegung zu setzen“, definierte die Chicago Times ihre Mission in den 1850er Jahren. Nachrichten zu melden und auf Missstände hinzuweisen ist bis heute die Aufgabe und das Recht der Medien in den USA, wie in Stein gemeißelt im First Amendment, dem Ersten Zusatzartikel der Verfassung und bestätigt in zahlreichen Urteilen des Supreme Court.

Von den Muckrakers in den 1920er Jahren bis zu den Enthüllungen von Woodward und Bernstein über Watergate oder von Seymour Hersh über My Lai und Abu Ghraib haben die Medien der USA ihre Wächterfunktion wahrgenommen und die Mächtigen in Konzernen und im Weißen Haus kontrolliert. Bei allen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen in den USA ist die Presse- und Meinungsfreiheit dort eine Erfolgsgeschichte.

Nur einer hat das offensichtlich nicht verstanden: Präsident Donald Trump. In seinen Augen sollen die Medien ausschließlich das berichten, was seinem eigenen verschrobenen Weltbild entspricht: dass er auch landesweit die meisten Stimmen bekam (falsch), dass mehr Leute seine Amtseinführung besuchten als 2008 bei Obama (falsch) und dass in Schweden fürchterliche Zustände herrschen (ja, im Norden ist es im Winter echt kalt).

Fleißig haben Journalisten auf diese Irrtümer hingewiesen. Deswegen hat Trump nun den Konflikt eskalieren lassen. Sein Sprecher schloss die New York Times, CNN, die BBC und andere von einer Fragerunde im Weißen Haus aus, ein beispielloser Vorgang. Größere Besorgnis sollte allerdings die Rede Trumps bei einem Konservativen-Treffen am Freitag erregen. Dort sagte er wörtlich, manche Medien seien „der Feind des amerikanischen Volkes“. Mit dieser kriegerischen Wortwahl hat er eine direkte Kampfansage formuliert, die die Alarmglocken schrillen lassen muss. Liebe Kolleginnen und Kollegen in den USA, seid gewarnt vor dem, was auf euch zukommt!

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15 Kommentare

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  • Och, wie niedlich. Die taz macht auf naiv. Als ob für amerikanische Journalisten nicht genauso wie für deutsche das Motto „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ gelten würde.

     

    Interessanter als die x-te Warnung vorm Untergang der freien Presse wäre die Erörterung der Frage, um wessen Brot es hier geht. Ganz offensichtlich werden doch die US Mainstream-Medien von einer anderen Bäckerei beliefert, als Trump und seine Spießgesellen. Wer vertritt in diesem Konflikt welche wirtschaftlichen Interessensgruppen und wo liegt sein eigentlicher Kern ?

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @jhwh:

      "Wess Brot ich ess..."?

      Passt ja hinten wie vorne nicht.

  • Im Westen nichts Neues

     

    „Geheimhaltung und Täuschung - was die Diplomaten Diskretion oder auch

    „arcana imperii“, die Staatsgeheimnisse, nennen -, gezielte Irreführungen und blanke

    Lügen als legitime Mittel zur Erreichung politischer Zwecke, kennen wir seit den Anfängen der überlieferten Geschichte. Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen

    Tugenden, und die Lüge galt immer als ein erlaubtes Mittel in der Politik.“ (Hannah

    Arendt, „Lying in Politics“, in: The New York Review Of Books, 18.11.1971) In dem berühmten Essay analysiert sie die geheimen „Pentagon-Papers“, die den gigantischen Schwindel des Vietnam-Krieges offenlegten. Die Glaubwürdigkeitslücke (credibility gap) habe sich durch die Enthüllungen Daniel Ellsbergs, des Vaters aller Whistleblowers, „plötzlich in einen Abgrund verwandelt“. Die ganze „Infrastruktur der amerikanischen Außen- und Innenpolitik“ stehe auf einem „Flugsand unwahrer Behauptungen aller Art, von Täuschungen und Selbsttäuschungen“.

     

    Die Eloge auf die amerikanische Presse in diesem Artikel ist also ziemlich blauäugig. Sie hat sich, wenn nötig, bisher stets als verläßliches Sprachrohr der Macht erwiesen, vom 1. Weltkrieg als Plattform für Wilsons Propaganda-Kampagne, um die kriegsfaulen Amerikaner zur Unterstützung des Kriegseintritts in Europa zu bewegen, bis zum „embedded journalism“ in Bushs Irak-Krieg in bester PK-Tradition. Wer sich das bieten läßt, sollte besser den Mund halten und die eigene Treue zum Credo der Pressefreiheit überdenken.

    • @Reinhardt Gutsche:

      "Sie [die amerik. Presse] hat sich, wenn nötig, bisher stets als verläßliches Sprachrohr der Macht erwiesen ..."

       

      D'accord ! Aber wer ist heute "die Macht" ?

      • @jhwh:

        Cui bono?

         

        Korrekt - Diese Frage wird viel

        Zu selten - In diesem Showdown der Upperclasseliten gestellt!

    • @Reinhardt Gutsche:

      ;)( - etwas angeschrägt - aber ok.

       

      Am erstaunlichsten für mich -

      Daß im Inner Circle - die Geheimdienste durchaus realistisch &

      Korrekt informiert hatten &

      Dennoch die durchaus hochqualifizierten "Problemlöser" -

      Denen "Politik zur einer Hälfte aus 'Image-Pflege' und zur anderen Hälfte Aus der gezielten Werbung für dieses

      'Image' besteht - Waschmittel-PR-gestählt - Solches erst gar nicht zur Kenntnis nahmen -

      Sondern volle Lotte - das amtliche

      Schattentheater bedienten - ja bildeten!

      Nimmt frauman die weltweite gezielte Ausspähung via Die Vereinigten Schlapphüte von Journalisten - unter dem Credo - "Was wir können - Das machen wir auch!" - wird angesichts

      Der losgerissenen Kanonen -

      Trump vorweg & nur besonders dreist -

      Die Gefahr der derzeitigen Düsternis

      In Echtzeit - Deutlich!

  • Donald Trump ist ein Lügner, der wahrheitswidrige Gerüchte in die Welt setzt. Wird die Lüge als solche enttarnt, wird mit der gesamten administrativen Kraft gegen die Recherche vorgegangen. Ich sage das einmal als Außenstehender, der noch nicht in den USA war,

    die USA ist mit Trump auf dem besten Weg zum autoritären Staat.

  • Das Ganze kann auch anders gelesen werden. Hat nicht die gesammelte Presse vor der Wahl Trump kleingeschrieben und Clinton mit aller Pressemacht ins Amt katapultieren wollen?

     

    Die Welt der kleine Leute ist nicht so wie sie die Presse wahrnehmen will.

     

    Deshalb auch derzeit zum richtigen Zeitpunkt die Klatsche für Eliten.

    • @conny loggo:

      Ah ja! "…Klatsche für Eliten."

      Da schau her - der Häär!

       

      Wie sagt doch Hägar der Schreckliche -

      To siin Söhn für's Leben so treffend¿

      "…& wenn du aus der Tür gehst -

      Vergiß nicht - Dich zu ducken!"

      Besser is das.

  • Es läuft nicht schlecht für Trump. Während sich die Presse voll auf den Kleinkrieg mit Donald konzentriert, kann er weitgehend unbeachtet, erste weitreichende Gesetze auf den Weg bringen. Z.B. ist eine protektionistische Reform der Unternehmensbesteuerung schon recht weit gediehen, die uns richtig weh tun wird. Darüber würden sich Berichte lohnen. Aber die Presse springt ja lieber über jedes Stöckchen, dass ihr T. hinhält...

  • gebeugtes Recht, beugen bis das Recht oder die Fakten passen.

    Das geschieht nun an höchster Stelle im Weißen Haus, den Presseerklärungen die von dort kommen, ist nicht mehr zu trauen. Nachfragen verboten. Ich meine die freie Presse ist doch eine Säule der Demokratie, wie der Parlamentarismus, wie die Juriskative, schließe ich dabei aus, ist der von mir repräsentierte Staat kein demokratischer mehr. Das ist genauso in der Türkei, da ist die freie Presse schon auf dem Weg ausgetilgt zu werden. Erdogan steckt seine Kritiker mit dem Terrorismus Paragraphen ins Gefängnis, oder schickt sie, wenn es gut geht, in die Arbeitslosigkeit. Man kann der Trump Administration nur das Beispiel Türkei vor Augen führen, Erdogan ist halt schon ein bisschen weiter als das Weisse Haus.

    Erdogan, Trumps Vorbild, lässt sich für die nächsten Jahre oder Jahrzehnte vom Volk legitimieren, nachdem die freie Presse und die Oppositionsparteien ausgeschaltet sind. Da hat Donald Trump noch einen Weg vor sich, den Erdogan bereits gegangen ist.

    Opposition und freie Presse werden zuerst ausgeschaltet, danach wird einem Staatsfeind wie den Kurden oder den Gülenisten der Krieg erklärt, in solchen Zeiten soll das Volk die Herrschaft der Führungsgestalt legitimieren.

  • Trump und seine Leute versuchen einfach dasselbe wie Putin in Russland und Erdogan in der Türkei.

     

    Ob er damit Erfolg haben wird, steht auf einem ganz anderen Blatt, denn die USA sind weder Russland noch die Türkei.

     

    Aber womit man rechnen muss, ist klar: Verweigerung der Zusammenarbeit mit missliebigen Presseorganen, Einschüchterung und Bedrohung von Journalisten, Gesetzesänderungen zur Behinderung der Finanzierung von unabhängiger Presse, und vor allem: Ein nicht endender Propagandakrieg samt Nebelkerzen und völliger Zerschlagung des Unterschieds zwischen Fakten und Lügen.

     

    Wir erleben hier einfach den letzten Aufstand der Idioten in einer immer enger werdenden Welt, in der am Nutzen von Verstand und Rationalität überhaupt kein Zweifel mehr besteht. Deshalb stehen sie mit dem Rücken an der Wand und deshalb sind sie so verzweifelt und so gefährlich. Irgendwann werden sie verlieren, denn sie sind Idioten, aber bis dahin können alle bereits mit verloren haben.

  • Trump ist ein Idiot, mir fällt dazu nichts anderes mehr ein. Idiotische Politik in den vergangenen vier Wochen, Trump hätte auch niemals eine mögliche Wahlniederlage anerkannt. Nun wird die USA umgebaut, wenn es nach den Strategen geht, die hinter Trump stehen. Die armen Amerikaner, diese Machtfülle der Präsidenten geht wieder einmal nach hinten los. Aber es gibt immer noch zu viele Leute die dieses Gebaren als erfrischendes und etwas Neues sehen. So ist in den Kommentaren im Internet zu lesen, das " endlich den Leitmedien Paroli geboten wird" - wenn bei uns die AfD etwas zu sagen hätte, würde es wohl ähnlich zugehen. AfD ist ja für die Abschaffung der öffentlich - rechtlichen TV Sender, die werden genauso ausgesperrt. FAZ :

    AfD-Landesverband schließt Medien von Parteitag aus. Man kann sich also vorstellen wenn die AfD bei uns das Sagen hätte, wie es den Leitmedien ergehen würde. Alternative Fakten sind nichts weiter als gebeugtes Recht, beugen bis das Recht oder die Fakten passen.

  • Empfehle nochmals Hannah Arendts -

    Essays - Wahrheit&Lüge in der Politik.

    In denen sie u.a. auf die von ihrem Public-Relations-Director Herb Klein

    Organisierte Kampagne der Regierung Nixon-Agnew verweist,

    um die Glaubwürdigkeit der Presse vor der

    Präsidentschaftswahl von 1972 zu zerstören.

    Der Unterschied aktuell allein -

    Trump hat das zur Chefsache gemacht!

    kurz - Offene Hose!