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Kommentar Terror in TunisMitten ins Herz

Edith Kresta
Kommentar von Edith Kresta

Tunesien war das Vorzeigeland des Arabischen Frühlings. Aber mit der wirtschaftlichen Krise kommt auch der Terror zurück.

Polizei beim Einsatz in Tunis: Das sind die Guten – zurzeit. Bild: reuters

E in dreister Anschlag von mindestens zwei Angreifern mit Kalaschnikows vor dem tunesischen Parlament am helllichten Tag, eine Geiselnahme mitten in der Hauptstadt, im touristischen Höhepunkt von Tunis, dem Bardo-Museum, das als Heckenschutz dient.

Der Anschlag könnte strategisch nicht besser gesetzt, von der Wirkung nicht besser geplant werden. Die bärtigen Terroristen, die sich seit langem an der Grenze zu Algerien Gefechte mit den Sicherheitskräften liefern – 60 Polizisten sind bereits gestorben –, sind nun ins demokratische Zentrum vorgedrungen.

Sie verbreiten Schrecken und Chaos, töten Unschuldige, nehmen Touristen als Geiseln. Ein Angriff auf die Sicherheit und Zuversicht der Menschen, auf die junge Demokratie, aber auch auf die wirtschaftliche Stabilität des gebeutelten Landes, das Touristen so dringend braucht.

Tunesien mit seiner aufgeklärten Mittelschicht und republikanischen Tradition hat sich bislang gut geschlagen im Reigen der arabischen Staaten. Dem Verfall des Nachbarn Libyen nach dem Sturz des Diktators wurde hier eine demokratisch gewählte Regierung und eine lebendige Zivilgesellschaft entgegengesetzt. Der salafistische Terror, der immer wieder aufflackerte, wurde gut in Schach gehalten.

Aber das radikale Destabiliserungsszenario wildgewordener Einzelkämpfer wundert nicht wirklich: terroristische Zellen, lebensmüde Einzelkämpfer, sie vermehren sich gut auf dem Nährboden wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit und unter dem Einfluss von Hasspredigern. Auch wenn sie von der großen Mehrheit der Gesellschaft genauso radikal abgelehnt werden.

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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1 Kommentar

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  • Das unverzichtbare Mantra ist natürlich dass der Terror proportional zur wirtschaftliche Krise stehe. Was heißt 1. dass die Terroristen Opfer der Ungerechtigkeit sind, und 2. auch wir in Deutschland schuld. Das ist schlicht falsch. Der arabische Frühling in Tunesien brach bereits vor allem wegen der "Krise" aus (die dort übrigens schlicht ein Dauerzustand ist). Das war aber kein Djihad.

    Ich finde es richtig Nulltoleranz und Verständnis für Neonazi-Umtriebe zu haben, und es macht mich langsam stinksauer dass der ebenso menschenverachtende Islamismus ständig bemuttert wird. Es ist sachlich falsch was da immer und immer wider zusammengereimt wird. Die größten Fanatiker kommen ja aus Saudi-Arabien. Aber ich will mich nicht in Details verzetteln.

     

    Ich finde es einfach unerträglich wie die Linke, der ich mich immer zugehörig fühlte und die scheinbar die Welt richtig deutete, versagt. Es ist schon klar dass man keine Pogromstimmung erzeugen darf gegen Muslime, aber mit etwas intellektueller Mühe und etwas Respekt vor der Reife der Leserschaft könnte man schon differenzieren.

    Ausserdem denke ich dass "Wahrheit" existiert, man sich ihr zumindest weitmöglichst annähern kann und muss, und nicht aus pädagogischen oder Image-Gründen diese ständig vernebelt. Wie wäre es wenn Ihr mal den Koran lest, und was es zum Thema Djihad, Frauen, Sklaven und Ungläubigen an Hadithen und Fatwas anerkannter Imame gibt? Und dann mal versucht einen fundierten Diskurs zu entwicklen? Wenn der Islam zu Deutschland gehört, packen wir'S an. Die säkularen Migranten hier werden es uns danken.