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Kommentar Saudi-Arabien und KanadaKronprinz auf Konfrontationskurs

Jannis Hagmann
Kommentar von Jannis Hagmann

Dass Saudi Arabien den kanadischen Botschafter rauswirft, klingt nach Kurzschluss. Doch es ist ein durchdachter Zug mit klarer Botschaft.

Setzt eher auf die Freundschaft mit Trump: der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman Foto: reuters

W umms. Wohl kaum ein Beobachter hatte erwartet, dass Saudi-Arabien so heftig auf die Kritik der kanadischen Außenministerin an der Inhaftierung von MenschenrechtsaktivistInnen reagieren würde. Diese „Einmischung“ wollte Riad sich nicht bieten lassen. Die Saudis schmissen nicht nur den Botschafter raus und beendeten ein Handelsabkommen. Sie strichen auch die Kanada-Flüge der saudischen Airline und wollen alle ihre Stipendiaten, die in Kanada studieren, in andere Länder verlegen.

Was wie eine beleidigte Reaktion gekränkter Diktatoren anmutet, ist ein rational durchdachter Schachzug. Legt euch nicht mit uns an: Das ist die Message, die das Regime ans Ausland sendet. Die saudische Presse ist voller Lob für die entschiedene Reaktion. Kanada müsse extrem aufpassen und sollte als Entschuldigung eine Delegation schicken, rät die Zeitung Arab News.

Im Inland festigt die Überreaktion den Ruf des Kronprinzen Mohammed bin Salman – MbS genannt – als „starker Führer“, der das Land die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte führen könne. Dass ausgerechnet MenschenrechtlerInnen für diese Selbstinszenierung des künftigen Königs ihren Kopf hinhalten müssen, ist perfide, funktioniert aber: AktivistInnen wie Samar Badawi haben im Land wenig Unterstützung. Viele Saudis sehen deren konfrontative Herangehensweise kritisch und setzen auf langsamen Wandel mit gleichzeitigem Respekt für die konservative Kultur. Das sei effektiver als der kompromisslose Kampf der im Westen gefeierten AktivistInnen.

Wichtiger aber ist die Message ans Ausland: Gestärkt durch die Männerfreundschaft mit Trump und die Anti-Iran-Politik der USA setzt MbS seinen Konfrontationskurs weiter fort. Aus Washington ist derzeit keine Kritik an der Menschenrechtssituation im Land zu befürchten. Den Kanadiern hat Riad es jetzt auch gezeigt. Und die Europäer? Auch die werden es sich jetzt zweimal überlegen, bevor sie für inhaftierte saudische AktivistInnen öffentlich Stellung beziehen.

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Jannis Hagmann
Redakteur Nahost
ist Redakteur für Nahost & Nordafrika (MENA). Davor: Online-CVD bei taz.de, Volontariat bei der taz und an der Evangelischen Journalistenschule Berlin, Studium der Islam- und Politikwissenschaft in Berlin und Jidda (Saudi-Arabien), Arabisch in Kairo und Damaskus. Er twittert unter twitter.com/jannishagmann
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5 Kommentare

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  • "Und die Europäer? Auch die werden es sich jetzt zweimal überlegen, bevor sie für inhaftierte saudische AktivistInnen öffentlich Stellung beziehen....."



    Wir haben doch Heiko. Zweimal überlegen ist sicherlich keine Option.

  • Unser Aussenminister ist sicher noch zu sehr mit den (bösen) Russen befasst, als dass er sich zu einer leisen Kritik gegen unsere Saudi-Freunde durchringen könnte...aber die Russen sind ja auch nicht an unseren Rüstungsgütern interessiert.



    Dann kann man das natürlich verstehen. Dafür werden uns die Saudis sicher noch mehr Islamisten und Dschhadisten schicken, die uns endlich Moral und Anstand beibringen

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die Frage nach der europäischen Reaktion kann nur eine rhetorische gewesen sein. In welcher Frage hat es die EU je geschafft, mit einer Stimme zu sprechen? Mir ist keine bekannt.

    Die jüngste Reaktion zum USA-Iran-Konflikt sagt alles.

  • Frage an Herrn Hagmann: In SA ist bekanntlich ein Schuhwurf eine schwere Beleidigung. Wird die eigentlich noch schwerwiegender, wenn es sich um einen Damenschuh handelt ?

  • Danke für die richtige Einschätzung."Und die Europäer? Auch die werden es sich jetzt zweimal überlegen, bevor sie für inhaftierte saudische AktivistInnen öffentlich Stellung beziehen."



    Ich glaube, die haben sich das schon überlegt, machen das aber nicht öffentlich, heißt:



    Ansprechen der Menschenrechtsproblematik, sprich im aktuellen Fall die Solidarisierung mit den MenschenrechtsaktivistInnen bleibt bei den europäischen Regierungen tabu (gibt es mutige Ausnahmen?). Es ist nicht schwer zu erraten, warum - nach der Antwort der Frage: Wer regiert die Welt? Das .... Trotz alledem: Wer stellt von der Opposition bei der nächsten Pressekonferenz die Frage, ob sich die Bundesregierung mit Kanada solidarisiert, wenn nicht, aus welchem Grund?