Kommentar Republika Srpska: Nepotismus zum Feiertag
Serbische Nationalisten gedenken in Bosnien verurteilter Kriegsverbrecher. Immerhin: Ihre Unterstützung in der Bevölkerung schwindet.
S cheinbar war alles ganz clever ausgedacht. Weil es in Bosnien Tradition ist, vom katholischen Weihnachtsfest am 25. Dezember über Neujahr bis hin zum orthodoxen Weihnachten am 6. Januar durchzufeiern, glaubte die Führungsriege der serbischen Nationalisten, leichtes Spiel zu haben.
Sie ließ den seit Monaten von Demonstranten besetzten Hauptplatz von Banja Luka am 25. Dezember räumen. Die Stadt ist Regierungssitz der Republika Srpska, dem von Serben beherrschten Teilstaat in Bosnien und Herzegowina. Dessen serbisch-nationalistische Regierung war brutal gegen die trotz der Feiertage ausharrenden Demonstranten vorgegangen, die nach wie vor Aufklärung über den Mord an dem Studenten David Dragičević fordern. Dessen Vater Davor musste untertauchen.
Der Platz sollte frei gemacht werden für die offizielle Feier am 9. Januar, an dem sich die Gründung der Republika Srpska jährt. Natürlich waren alle gekommen, die bei den Nationalisten Rang und Namen haben, vorneweg Milorad Dodik, der starke Mann, der wie Wladimir Putin von einem Staatsamt ins andere wechselt, jedoch immer an der Macht bleibt in einem Staat, der durch die Verbrechen der ethnischen Säuberungen entstanden ist.
Sie gedenken der Gründungsväter und -mütter der „Republik“, die vom UN-Tribunal in Den Haag als Kriegsverbrecher verurteilt worden sind. Kein Wort des Bedauerns gegenüber den Zehntausenden von ermordeten Nichtserben, den Massenvergewaltigungen, dem Aufbau von Konzentrationslagern und der Vertreibung von fast zwei Millionen Menschen.
Die Zeiten wandeln sich
Im Abkommen von Dayton waren die ethnischen Säuberungen sogar international anerkannt worden. Das politische Ziel des Jugoslawien-Krieges, die Zerschlagung der multinationalen und multireligiösen Gesellschaft, ist fast gelungen. Auch der kroatische nationalistische Führer Dragan Covic feierte in Banja Luka mit, er hat die gleichen Ziele.
Doch die Zeiten wandeln sich. Nur ein paar Tausend Menschen aus der Bevölkerung kamen zu den „Feierlichkeiten“. Autokratie und Nepotismus sind zu bedrückend, selbst die bislang loyale Klientel sucht und findet Auswege. Zehntausend junge Serben haben das Land in Richtung der westlichen Demokratien verlassen.
Und die Demonstranten haben einen neuen Platz neben der großen Kirche gefunden. Sie sind es, die bleiben wollen und kämpfen deshalb weiter gegen das System, das ihnen keine Zukunft bietet.
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