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Kommentar Rede US-PräsidentObama gibt den Afrikaner

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Barack Obama hat mehr als eine Fensterrede gehalten. Die USA zeigen, dass sie eine durchdachte Politik haben. Das hat politische Sprengkraft.

Amerika und Afrika teilen eine gemeinsame leidvolle Geschichte: Obama während seiner Reise in Nairobi. Foto: ap

N ein, den historischen Satz „Ich bin ein Afrikaner“ hat Barack Obama nicht gesagt. Aber das musste er nicht. Die offenen Worte, die der US-Präsident in seiner Grundsatzrede vor der Afrikanischen Union zum Abschluss seiner Afrikareise fand, enthalten auch so erhebliche politische Sprengkraft.

Gerade weil er selbst afrikanischer Abstammung ist, fordert Obama ein Recht darauf ein, Missstände in Afrika anzuprangern und für die Menschenwürde einzustehen. Wenn ihm seine afrikanische Abstammung dazu das Recht gibt – dann, das ist in dieser Feststellung implizit, gebührt dieses Recht noch viel mehr den Afrikanern in Afrika selbst, die oft hinter Gittern landen, wenn sie die Zustände in ihren Ländern beim Namen nennen.

Amerika und Afrika, daran wurde auf dieser Obama-Reise mehrfach erinnert, teilen eine gemeinsame leidvolle Geschichte, zurückgehend auf den transatlantischen Sklavenhandel und das Blut und den Schweiß von Millionen Afrikanern, die Amerika aufgebaut haben.

Es ist verlockend, sich zu überlegen, wie die US-afrikanischen Beziehungen aussehen könnten, wenn sie vor allem auf der Bewältigung dieser düsteren Gemeinsamkeit aufbauten. Seine Töchter, sagte Obama, seien Nachkommen sowohl von Sklaven als auch von Sklavenbesitzern. Ein Afrika, das sich zur Vergewisserung seiner eigenen Identität auch auf diese Geschichte von Massenmord und Ausbeutung beruft, kann sich nicht gegen Kritik der daraus entstandenen Nachkommen verwehren.

Diese Kritik und vor allem die Art, sie zu rechtfertigen, ist mehr als eine Fensterrede. Obama nannte auch Richtungen, in denen die USA den schönen Worten praktische Taten folgen lassen können: Gewährleistung gleicher Rechte für Mädchen und deren Förderung im Bildungswesen oder Schutz kritischer Journalisten. In zahlreichen Ländern ist schon zu beobachten, dass US-Diplomaten sich unbekümmerter als ihre europäischen Kollegen für gefährdete Regierungskritiker einsetzen und ihnen explizit durch öffentliche Treffen den Rücken stärken, während EU-Länder folgenlose Appelle an die Regierenden bevorzugen.

Allmählich wird deutlich, dass das keine einmaligen Ausrutscher einzelner Diplomaten sind, sondern das es eine durchdachte Politik ist. Obama hat jetzt die Grundlage dafür nachgeliefert.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "In zahlreichen Ländern ist schon zu beobachten, dass US-Diplomaten sich unbekümmerter als ihre europäischen Kollegen für gefährdete Regierungskritiker einsetzen..."

     

    Afrika ist wohl der einzige Kontinent, auf dem Briten und Franzosen häufiger bei der Inthronisierung von Staatschefs ihre Finger im Spiel hatten als die US-Amerikaner.

     

    Allerdings ist es gleichzeitig sehr leicht, sich in den USA "unbekümmerter als (die US-amerikanischen) Kollegen" für Regierungs- und Geheimdienstkritiker einzusetzen.

     

    Kurz: Wieder ein paar billige Punkte auswärts eingesammlt, um von der strukturellen (menschen- und bürgerrechtlichen) Heimschwäche abzulenken.

  • Menschenwürde, Menschenrechte??

    Vor ein paar Wochen hat sich die USA in Aidis Abeba zusammen mit dem gesamten Westen geweigert, die Einhalttung der Menschenrechte durch Unternehmen festzuschreiben.

    Menschenrechte, Menschenwürde durch die USA?? Die Rede ist nichts als Etikettenschwindel

  • "oder Schutz kritischer Journalisten."

     

    ach ne, und was ist mit wistleblowern?

     

    Ernst, oder doch Show?

  • Wer zuhause nur einen hinkenden Esel reitet, sollte den Afrikanern nicht einen vom Pferd erzählen. Der Mann kann gut reden, aber das war dann auch schon alles. Täglich im schicken Office Todeslisten unterschreiben, nach denen weltweit Menschen exekutiert werden - ohne Anklage, ohne Verteidigung, ohne Gerichtsbeschluss, ohne einen Hauch von Rechtsstaatlichkeit - und dann den Leuten draußen was von Demokratie und Rechtsstaat erzählen, wie krank ist das denn eigentlich? Solchen Leuten gibt man besser nicht die Hand.

    • @Rainer B.:

      Der Witz mit dem Esel war gut.

  • "…Barack Obama hat mehr als eine Fensterrede gehalten. Die USA zeigen, dass sie eine durchdachte Politik haben. Das hat politische Sprengkraft.…"

     

    Mach ja sein - mehr als eine? -

    Keine Ahnung -

    Wieviele Fenster der Präsi-Palast hat.

     

    Im Ernst - eine Rede zeigt -

    The old story - à fond perdu -

    Not the Ugly American - anymore -

    No - usa hat eine durchdachte Politik in Afrika.

     

    Respekt - Herr Johnson - realy realy - ?

    Bisher hatte ich oft eher die Assoziation -

    Leicht schräger Spitzkopf - gut bissig.

    Woher der Sinneswandel? - durch -

    Eine Rede¿ - mach Sachen.