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Kommentar Nordkorea-SanktionenUSA erfolgreich gestoppt

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Es ist gut, dass die USA sich mit ihrer Forderung nach einem kompletten Lieferstopp für Öl nicht durchsetzen konnten. Ein Flächenbrand wäre die Folge gewesen.

Kim Jong Un ist vermutlich auch mit einem vollständigen Ölembargo nicht umzustimmen Foto: Uncredited/KCNA via KNS/ap/dpa

D er Weltsicherheitsrat hat neue Sanktionen gegen Nordkorea verhängt – bereits zum siebten Mal. Anlass dafür ist Nordkoreas Nukleartest vergangener Woche, bei dem es sich um die bislang mit Abstand stärkste Explosion handelte – womöglich gar einer Wasserstoffbombe.

Keine Frage: Die Weltgemeinschaft musste darauf reagieren. Denn mit der Weiterentwicklung seines Atomwaffenprogramms verstoßen Kim Jong Un und sein Regime immer weiter gegen UN-Resolutionen. Zugleich ist es aber richtig, dass sich die USA nicht mit ihrer Forderung nach einem totalen Öl-Embargo durchsetzen konnten. Denn das hätte den Konflikt noch sehr viel gefährlicher gemacht. Nun wird die Ölzufuhr lediglich eingeschränkt.

Öl ist die Lebensader eines jeden Landes. Ein Totalembargo wäre schmerzhaft für Nordkorea – jedoch nicht so sehr für das Militär, sondern für die Bevölkerung. Das Regime ist ja nicht dumm, es hat mit Vorräten längst vorgesorgt. Sein Atomwaffenprogramm könnte es unbeirrt fortführen.

Sehr viel härter hätte ein Ölembargo die Menschen getroffen. Sie brauchen Öl für Bewässerungsysteme und für die Landwirtschaft. Nach nur wenigen Wochen Lieferstopp würde sich das Leben für die Bevölkerung so sehr verschlimmern, dass sie in ihrer Verzweiflung eher den Anweisungen der Führung folgten, als gegen das Regime aufzubegehren.

Das Regime ist ja nicht dumm, es hat mit Vorräten längst vorgesorgt. Sein Atomwaffenprogramm könnte es unbeirrt fortführen.

Zumindest waren das die Erfahrungen, die die Welt mit Japan im Zweiten Weltkrieg machen musste. Damals stachelte ein weltweites Ölembargo die Japaner so sehr auf, dass das Militär unter dem Jubel der Bevölkerung Pearl Harbour angriff.

Aus Furcht vor einer ähnlichen Radikalisierung haben China und Russland ein Totalembargo gegen Nordkorea erfolgreich verhindert Das war gut so. Ein Flächenbrand von globalem Ausmaß wäre ansonsten die Folge gewesen. Und das kann und sollte keiner wollen.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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5 Kommentare

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  • Aus der Geschichte des amerikanischen Interventionskrieges in Nordkora, so wie es (wirklich) war und wie man es an den amerikanisch-deutschen Schulen und Universitäten immer noch nicht im 21. Jh. lehrt!

     

    Sie hatten das Moskauer Abkommen vom Dezember 1945 gebrochen, durch das sich die USA, England und die SU mit ihrer Unterschrift verpflichteten, Korea nach der Befreiung von der japanischen Fremdherschaft als einheitlichen unabhängigen demokratischen Staat zu errichten. Statt dessen wurde die vorübergehende militärische Besetzung durch die Siegermächte von Washington benutzt, um in Südkorea ein Regime verhasster politischer und wirtschaftlicher Geschäftemacher zu zimmern, die aus dem japanischen in den USA-Dienst überwechselten. Sie griffen Nordkorea auf Befehl Washingtons, mit dem Gelde Washingtons, mit den Waffen Washingtons, unter dem Kommando der "Militärberater" aus Washington an, weil Dulles und Konsorten hier auf den geringsten Widerstand zu stoßen glaubten. Dabei tarnten sie nach altem Klischee ihren Überfall als Verteidigungsmaßnahme gegen eine "Gruppe von Banditen" aus Nordkorea (Präsident Truman am 29. Juni 1950). Nach dem Scheitern des blitzartigen Überfalls übernahm der amerikanische General MacArthur das Oberkommando und drang mit starken amerikanischen Armee-Einheiten in Nordkorea ein. Nach dreijähriger Dauer endete der Krieg mit der Zurückwerfung der Aggressoren auf ihre Ausgangspositionen. {...}

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Götterdämmerung, wie sie niemals sein darf!

    Macron wischt die Altparteien hinweg, Polen will Reparationszahlungen, Ungarn will nur einfach Geld, nichts sonst, Merkel muss sich öffentlich fragen lassen zum Pflegenotstand und zur Massentierhaltung, und sich von einem gewissen Herrn Schulz als Vizekanzlerin einladen lassen.

    Trump wird vom Papst geschimpft, ausgerechnet jetzt, wo 1 /10tel seines Landes von Klimaexzessen geschädigt ist?

    Und jetzt kommt noch die kleine Regionalmacht daher und verwässert die Nordkoreasanktionen.

    Eine Versündigung gegen die USA.

    Gibt es wirklich einen Gott, der das alles zuläßt?

  • Gegen alles was die Amis als Resolutionen einbringen werden kann man hier natürlich gleich schlagfertige Argumente finden. Wenn Putin das gewesen wäre, hätten wohl alle einen Diener gemacht. Natürlich tun Sanktionen der Bevölkerung weh, aber was bringt den Despoten sonst zur Vernunft ? Soll man einfach abwarten bis der Genosse die erste Atombombe mit freundlichen kommunistischen Grüssen nach Europa schickt ?

  • Es wäre noch anzufügen, dass die USA routiniert UN Resolutionen missachtet (z.B. Irakkrieg) oder einfach ein Veto einlegt gegen praktisch alle anderen Nationen.

    Das Atomprogramm Nordkoreas ist ausserem eine Rückversicherung gegen die USA, die in Irak, Afghanistan, etc. einmarschiert ist.

    • @Thierry Blanc:

      Nun ja, das Umgehen von UN Resolutionen ist bei allen Supermächten scheinbar eine deren leichtesten Übungen. (Das sollte bitte aber jetzt nicht als Entschuldigung der US-Politik mißverstanden werden.) Es ist halt eine Machtfrage: Wer die (atomare) Power hat, der hat die Macht und damit macht er was immer er gerade will.

      Das Atomprogramm Nordkoreas für eine "Rückversicherung gegen die USA" zu halten ist mir aber schon zu schräg. Wie könnten die USA denn auch tatsächlich Interesse an einem Krieg haben, der schier zwangsläufig auch China und Russland auf den Plan rufen muß? Ein Krieg in dieser Größenordnung wäre ein Selbstmordprogramm.

      Interessant die Info über den Zusammenhang von Pearl Harbour und einem Öl-Embargo gegen Japan. Das wußte ich bislang nicht. Mein Dank an den Autor!