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Kommentar Misshandlung in NRWDas Geschäft mit den Asylsuchenden

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Schlimm genug, dass die Bundesrepublik Flüchtlinge abweist. Unerträglich, dass nicht einmal die wenigen angemessen versorgt und geschützt werden.

Das Flüchtlingsheim in Burbach, in dem Asylsuchende misshandelt wurden Bild: dpa

V or der Tür johlt der Mob, und drinnen schlägt der Sicherheitsdienst. Ist das die Realität für Flüchtlinge in Deutschland? Für Menschen, die vor Gewalt und Elend geflohen sind? Nicht jeden Tag und nicht überall. Aber zu oft. Gegen Nazis vor Flüchtlingsunterkünften wird immerhin demonstriert. Die furchtbaren Zustände in den Einrichtungen nehmen Politik und Gesellschaft aber hin.

Die jetzt bekannt gewordenen Demütigungen und Misshandlungen von Asylsuchenden in nordrhein-westfälischen Flüchtlingsheimen machen eins klar: Es ist Zufall, dass Übergriffe in den Einrichtungen öffentlich geworden sind. Hätte nicht jemand die Misshandlung eines Mannes durch Sicherheitskräfte gefilmt und einem Journalisten zugespielt, die beteiligten Sicherheitsleute wären heute noch im Dienst. Geblieben sind die vielerorts unhaltbaren Zustände für die Bewohner in den Flüchtlingsunterkünften, wie extremer Platzmangel, fehlende psychosoziale Betreuung und schlechte hygienische Bedingungen.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat sich für die Vorfälle entschuldigt. Seine Betroffenheit wirkt aufrichtig. Dass sie echt ist, muss er jetzt unter Beweis stellen: Indem er mehr Konsequenzen zieht, als künftig keine Sicherheitsleute zuzulassen, die wegen Körperverletzung vorbestraft sind. Die bekannt gewordenen Vorfälle sind ein Alarmsignal, das nicht nur die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf aufschrecken muss. Die Zustände der Flüchtlingsunterkünfte sind in allen Bundesländern schlecht.

Schlimm genug, dass die Bundesrepublik Schutz suchende Menschen an den Grenzen abweist oder abschiebt. Aber unerträglich ist, dass nicht einmal die im weltweiten Maßstab wenigen aufgenommenen Menschen angemessen versorgt und geschützt werden. Das Mindeste ist die Einrichtung einer unabhängigen Anlaufstelle für Flüchtlinge, an die sie sich bei Gewalt und anderen unhaltbaren Zuständen wenden können.

Die Bedingungen in den Heimen sind auch deshalb schlecht, weil die Unterbringung von Asyl suchenden Menschen ein Geschäft ist. Profitorientierte Anbieter wie European Homecare bauen mit Dumpingpreisen ihre Marktanteile aus, weil die Behörden bei der Auftragsvergabe eben nicht das Wohl der Heimbewohner, sondern die Kosten im Blick haben. Den Preis dafür zahlen die Flüchtlinge.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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12 Kommentare

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  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Auch das bloße Überleben

    will gut vermarktet sein.

    Wer tut nach Freiheit streben

    und fliehet vor der Pein

    und kommet dann in Deutschland an

    stellt fest: Jetzt fängt´s von vorne an.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    "Die furchtbaren Zustände in den Einrichtungen nehmen Politik und Gesellschaft aber hin."

    Nicht nur in den Einrichtungen...

     

    Ich kenne eine junge Frau, die in Deutschland geboren wurde, ihre Eltern sind nur geduldet, sie dementsprechend auch. Sie hat trotz dieser Umstände das Gymnasium besucht! Bis zu ihrem 18. Geburtstag, da endete ihre Schulpflicht und als nur Geduldete durfte sie nicht weiter zur Schule gehen. Sie ist inzwischen deportiert worden.

    Als ich sie das letzte mal sah, hatte sie eine Zahnlücke.

    Zahnärzte sollen bei Schutzsuchenden Zähne ziehen anstatt sie zu behandeln, aus "Kostengründen"...

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Unsere westliche Gesellschaft hat sich in ihren Prinzipien auf den Tanz um das "Goldene Kalb" reduziert. Heilig ist nur noch was Profit bringt. Sonst nichts. Und niemand ist bereit das mit eigenem Beispiel zu verändern. Eine Spende an "Brot für die Welt" und man stellt sich selbst die Ablassbescheinigung aus. Unsere Politiker halten hier und da eine vorgefertigte Sonntagsrede. Die privaten TV-Sender unterstützen diesen Trend mit übelstem Trash. Und da wundern wir uns über solche Auswüchse??

  • Letzte Woche gab es in einem Asylheim eine Schießerei unter den Asylbewerben mit einem schwerverletzenden und einem Toten.

     

    Auch eine Festahme wegen gemeinschaftlichem Raub und Vergewaltigung in Köln. Täter waren Asylbewerber.

     

    Warum interessiert sich lediglich die Lokalpresse für solche fälle??

    • @Tobias Müller:

      Ich wüsste eigentlich nicht, welche Bedeutung das für mich in Norddeutschland haben kann, wenn sich Kölner Asylbewerber gegenseitig beschießen, berauben oder vergewaltigen. Das ist für mich ähnlich interessant, als wenn Kölner Einheimische untereinander sich so benehmen.

      Dass Düsseldorf schöner ist, weiß ich schon lange.

      • @Age Krüger:

        Über den Haufen geschossen haben sie sich untereinander aber vergewaltigt und ausgeraubt wurde eine Anwohnerin. das machts zwar nicht besser aber ich wollte dass wegen der Richtigkeit sagen

      • @Age Krüger:

        Nach deiner Logik gehört der Fall von Misshandlungen auch nur in die Presse von NRW oder'??

        • @Tobias Müller:

          Eigentlich ja, wenn es nur um die Misshandlungen geht. Aber dahinter kann ich eben auch das strukturelle Problem erkennen, dass auf andere Bundesländer übertragbar ist, dass die Unterbringung von Asylsuchenden kommerziell genutzt wird.

           

          Natürlich wäre es interessant, genauer zu erfahren, wer wie in welchem Bundesland damit Geschäfte macht.

           

          Kriminelle gibt es überall, wahrscheinlich selbst in meinem Kaff hier.

  • Gut, dass es mal angesprochen wurde, dass viele Unternehmer an den Flüchtlingen verdienen und nicht den Flüchtlingsinitiativen wieder der angebliche Lobbyismus unterstellt wird.

     

    Öffentliche Aufgaben wieder zu öffentlichen und nicht zu privaten Aufgaben zu machen, verlangt aber leider entweder eine völlige Umorientierung in der EU oder aber Austritt aus derselben.

  • Schafft doch bitte die Heime ab!!!!!!

    Ob in Kinder-,Ferien-Senioren-,Pflegeheimen: Es geschieht dort überall die gleiche demütigende Entwürdigung im Alltag; Nicht immer bis zur vollendeten schwerenKörperverletzung,aber psychisch Tag für Tag. Auch dort wird-hauptsächlich über Sozialtransfergelder(Hilfe zur Pflege,Grundsicherung,Pflegewohngeld usw.) viel an den Schwachen und Armen verdient.

  • So was kommt dabei raus, wenn man einen Staat oder ein Bundesland führen will, wie ein Unternehmen. Ziel ist nicht mehr eine angemessene Versorgung mit dem Notwendigen, sondern die Vermeidung von Kosten. Nur dass der "Kunde" hier nicht auf ein anderes Unternehmen ausweichen kann, wie das in anderen Branchen der Fall wäre.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Was ist das bloß für ein Land?

     

    SCHANDSCHLAND