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Kommentar Militärmanöver in PolenAlle gegen Putin

Kommentar von Gabriele Lesser

In Polen sind Bürgerwehren entstanden – das Land fühlt sich mit Russland alleingelassen. Ein Nato-Großmanöver soll nun eines schaffen: mehr Solidarität.

Eröffnungszeremonie der Anakonda-Mission am 6. Juni in Warschau Foto: ap

Z war wecken die über Polens Straßen ratternden Panzer bei den meisten Polen noch immer Erinnerungen an den Kriegszustand 1981 und an den Zweiten Weltkrieg, als Deutsche und Sowjets von Ost und West das Land überfielen. Doch diesmal bedrohen die Panzer Polen nicht. Im Gegenteil: Beim Großmanöver Anakonda 16 sollen 31.000 Soldaten aus 24 Nato- und Partnerstaaten zeigen, dass sie im Kriegsfall – egal wie groß oder klein der Angriff ist – Polen in kürzester Zeit zu Hilfe kommen und verteidigen können.

Das Manöver ist wichtig und richtig. Das Gefühl wachsender Unsicherheit trotz einer Mitgliedschaft in der Nato verstärkten noch die Meinungsumfragen bei Bürgern in den westlichen Nato-Staaten: Viele antworteten auf die „Sollten wir den Polen, Litauern, Letten oder Esten zu Hilfe kommen und sie verteidigen, wenn sie von Osten her überfallen werden?“ mit einem klaren „Nein“.

Die Folge: in allen Ländern der Nato-Ostflanke entstanden bewaffnete Bürgerwehren, die regelmäßig den Kampf gegen „grüne Männchen“ – fremde Truppen ohne Hoheitsabzeichen wie im Ukraine-Krieg – üben. So ist es auch kein Wunder, dass das Kriegsszenario für Anakonda 16 dem hybriden Krieg auf der Krim und der anschließenden widerrechtlichen Annexion durch Russland bis aufs Haar gleicht.

Dass der Kreml nicht übermäßig begeistert ist von Anakonda 16, sollte nicht weiter verwundern, hält das Manöver ihm doch sehr genau den Spiegel vor. Polens Truppenübungsplätze liegen fast alle im Westen des Landes und nicht an der Grenze zum Kaliningrader Gebiet oder zu Belarus. Dort lässt übrigens Moskau immer wieder seine Soldaten mit schwerem Gerät aufmarschieren. Nur zu Übungszwecken, versteht sich. Aber in Sichtweite der Nato-Grenze.

Wer nicht will, dass an der Ostgrenze von EU und Nato durch eine der zahlreichen russischen Provokationen oder eine Fehlreaktion ein hybrider Krieg ausbricht, muss dieses Großmanöver gutheißen. Es baut Vertrauen bei den Bündnispartnern auf. Ein Teil der Bürgerwehren wird zum ersten Mal miteinbezogen in die Übungen, so dass zum einen Befehlsstrukturen klar werden, zum anderen aber die Gefahr gebannt werden kann, die von zunächst harmlos erscheinenden „kleinen Scharmützel“ für alle ausgehen kann.

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Auslandskorrespondentin Polen
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12 Kommentare

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  • "Wer nicht will, dass an der Ostgrenze von EU und Nato durch eine der zahlreichen russischen Provokationen oder eine Fehlreaktion ein hybrider Krieg ausbricht, muss dieses Großmanöver gutheißen. Es baut Vertrauen bei den Bündnispartnern auf."

     

    Da hätte ich doch gerne mal ein Beispiele gelesen, aber das braucht man heutzutage ja nicht mehr. Einfach Behauptungen aufstellen scheint den Qualitätsstandard des heutigen Journalismus zu genügen.

  • Ich lese immer wieder "Provokation". Eine Provokation wäre es doch, wenn ein Angriff durch Russland provoziert werden würde. Sich verteidigungsbereit zu zeigen bewirkt allerdings das Gegenteil - also keine Provokation.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Touché:

      Nun. Anscheined fühlt sich Rußland schon durch Defensivmaßnahmen provoziert bzw. bedroht. Ein Schelm wer böses dabei denkt...

  • Wer wen bedroht, ist offenbar klar, merkwürdigerweise. Man sollte sich jedoch erinnern an 1989/90 nach der Wende. Damals lösten sich die Blöcke auf, der Warschauer Pakt wurde aufgelöst, nicht so die NATO.

    Die Nato hat jedoch damals zugesagt, sich nicht nach Osten hin auszudehnen, da Russland diese Expansion Richtung Russland für eine Bedrohung gehalten hat.

    Zwischen der damaligen Zusage der Nato und dem Istzustand heute liegen Welten. Russland sieht sich zu recht bedroht. Nato-Staaten befinden sich direkt an der russischen Grenze, die Nato rüstet Osteuropa auf, der nächste Gipfel findet in Warschau statt.

    Bezüglich der Krim empfehle ich das Buch 'Russland verstehen' von Gabriele Krone-Schmalz, der ehemaligen ARD-Korrespondentin in Moskau. Sie kommt in ihrem Buch zu dem Ergebnis, dass von einer Annexion der Krim nicht gesprochen werden kann.

    Ohne die Nato-Staaten gäbe es keinen Bürgerkrieg in der Ukraine. Die Nato-Staaten finanzieren diesen Krieg. Solange sie dieses tun, fällt bei jeder Meldung in Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet die Formulierung 'Annexion er Krim, prorussische Separatisten'.

    Damit denkt jeder, der diese Meldung mitbekommt, automatisch 'die bösen Russen'.

    Die Nato-Kriegsschiffe konnten zwar nicht in den russischen Flottenstützpunkt auf der Krim einlaufen, jedoch übernehmen sämtliche Medien den Nato-Sprachgebraucht.

    Die Zusage der Nato, sich nicht Richtung Russland auszudehnen, wird in sämtlichen Medien konsequent verschwiegen.

    Es gibt noch eine andere Stelle, an der man ersehen kann, wer wen bedroht.

    Die USA geben ungefähr 10 mal so viel für ihr Militär aus als Russland. Rechnet man die Militärausgaben der übrigen Nato-Staaten hinzu, sieht das Verhältnis noch deutlich ungünstiger aus für Russland.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Mind:

      Man kann zu Recht kritisieren, dass nach dem Ende des Warschauer Paktes die NATO nicht aufgelöst wurde zu gunstzen eines rein euroäischen Verteidigungsbündnisses ohne USA und ohne Rußoland. Fakt ist aber, dass es diese angebliche Zusage er USA bzw. NATO an Rußland niemals gegeben hat, weder schriftlich noch mündlich. Es gibt keinen völkerrechtlich verbindlchen Vertrag, der es der NATO verbietet sich zu erweitern bzw. der es den souveränen Staaten Mittel- und Ostereuropas verbietet der NATO oder sonst einem Verteidigungsbündnis beizutreten. Es ist das gute Recht dieser Staaten ihre Souveränität durch Verteidigungsbündnisse und Militärinvestitionen abzusichern. Wenn sich Rußland durch diese eindeutig defensive Maßnahmen provoziert oder bedroht fühlt, lässt das sehr tief blicken!

  • Wer wen bedroht, ist offenbar klar. Man sollte sich jedoch erinnern an 1989/90 nach der Wende. Damals lösten sich die Blöcke auf, der Warschauer Pakt wurde aufgelöst, nicht so die NATO.

    Die Nato hat jedoch damals zugesagt, sich nicht nach Osten hin auszudehnen, da Russland diese Expansion Richtung Russland für eine Bedrohung gehalten hat.

    Zwischen der damaligen Zusage der Nato und dem Istzustand heute liegen Welten. Russland sieht sich zu recht bedroht. Die Nato rüstet Osteuropa auf, der nächste Gipfel findet in Warschau statt.

    Bezüglich der Krim empfehle ich das Buch 'Russland verstehen' von Gabriele Krone-Schmalz, der ehemaligen ARD-Korrespondentin in Moskau. Sie kommt in ihrem Buch zu dem Ergebnis, dass von einer Annexion der Krim nicht gesprochen werden kann.

    Es gibt noch eine andere Stelle, an der man ersehen kann, wer wen bedroht.

    DieUSA geben ungefähr 10 mal so viel für ihr Militär aus als Russland. Rechnet man die Militärausgaben der übrigen Nato-Staaten hinzu, sieht das Verhältnis noch deutlich ungünstiger aus für Russland.

  • "Wer nicht will, dass an der Ostgrenze von EU und Nato durch eine der zahlreichen russischen Provokationen oder eine Fehlreaktion ein hybrider Krieg ausbricht, muss dieses Großmanöver gutheißen. Es baut Vertrauen bei den Bündnispartnern auf."

     

    Meine lange Jahre sehr geschätzte TAZ: Fusioniert mit Springer und diese tägliche Qual hat endlich ein Ende. Eure unkritische NATO-Berichterstattung ist nur noch ein journalistisches Trauerspiel.

  • Trotz aller lieblichen Schalmeienklänge der Kreml-Propaganda ist Putins Russland ein imperialistischer Staat, der sich nach und nach Territorien von den Nachbarstaaten einverleibt und so das eigene Territorium vergrößert. Mit dem offensichtlichen Absicht, (zunächst mal) alle Staaten wieder „einzusammeln“, die seinerzeit, als die Sowjetunion zusammenbrach, dieses Vielvölkergefängnis schnellstens verlassen hatten.

     

    Beispiele gefällig? Süd-Ossetien, Abchasien, Krim… Freilich war ein „richtiger“ Krieg gar nicht nötig, denn Georgien und die Ukraine waren viel zu schwach, um sich wirksam wehren zu können. Und Putin behauptete, man hätte ja nur der „unterdrückten russischen Minderheit“ zu Hilfe eilen müssen! Was ist, wenn Russland nach derselben Blaupause auch die baltischen Staaten wieder einkassieren möchte? Auch dort gibt es russische Minderheiten und mit ein paar Provokationen (z. B. durch die „Nachtwölfe“, Putins Männer für‘s Grobe) lässt sich die Situation ganz leicht anheizen - und schon kommen die "Helfer" und ziehen neue Grenzen!

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Polen verfügt seit 2010 über eine Nationalgarde. Die Austockung dieser Nationalgarde um einige weitere Brigaden ist also nichts außergewöhnliches (also eben keine Bürgerwehren). Insbesondere vor dem Hintergrund, das auch andere Länder - u.a. Rußland - über Nationalgarden verfügen ist die Aufregung in den deutschen Medien völlig überzogen!

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Alternativlosigkeit ohne Ende heute, wa?

     

    Müssen wir die Bürgerwehr aus Freital auch gutheißen?

  • "Wer nicht will, dass an der Ostgrenze von EU und Nato durch eine der zahlreichen russischen Provokationen oder eine Fehlreaktion ein hybrider Krieg ausbricht, muss dieses Großmanöver gutheißen. Es baut Vertrauen bei den Bündnispartnern auf."

     

    Das sind aber viele Behauptungen.

    Und klingt so als seien Provokation seitens NATO und EU ausgeschlossen... natürlich sehr realistisch...

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @HerrvonSinope:

      Dass sich Rußland bereits durch Verteidigungsmaßnahmen zum erhalt der eigenen Souveränität provoziert fühlt ist ja längst hinlänglich bekannt...