Kommentar Machtkampf im Jemen: Vorteil für Teheran
Der Vormarsch schiitischer Huthi-Milizen im Jemen geht weiter. Dahinter steckt ein Machtkampf zwischen dem Iran und Saudi Arabien.
V erworrener könnte die Lage im Jemen kaum sein: Der Vormarsch schiitischer Huthi-Milizen geht weiter, in der Hauptstadt Sanaa haben sie mittlerweile sogar das Präsidentenpalais unter Kontrolle, die Macht übernehmen wollen sie aber angeblich nicht. Gleichzeitig stehen die Zaiditen – so der eigentliche Name der jemenitischen Schiiten (knapp 40 Prozent der 25-Millionen-Bevölkerung) – in offener Konfrontation mit „Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“, dem vielleicht radikalsten Zweig dieses Terrornetzwerks; sie sind gegen den Einfluss der USA und waren wiederholt in Kämpfe mit dem Nachbarn Saudi-Arabien verwickelt.
All dies hätten die Huthi kaum überstanden, wenn sie nicht verdeckt vom Iran unterstützt würden. Teheran und die Führer der Huthi dementieren dies zwar, aber jemenitische Regierungsstellen haben in der Vergangenheit wiederholt iranische Waffenlieferungen an die Huthi gemeldet. Zudem halten sich Gerüchte, dass die Rebellenmiliz von einem General der iranischen Revolutionsgarden angeführt werde.
Das passt zur regionalen Strategie Teherans: Der Iran unterstützt die schiitisch geführte Regierung in Bagdad gegen den sunnitischen „IS“; auch der (schiitennahe) Alawit Assad wird von Teheran unterstützt; genauso wie die schiitische Hisbollah im Libanon und – zumindest verbal – die Schiiten in Bahrain. All dies im Konkurrenzkampf mit dem sunnitischen Saudi-Arabien um Macht und Einfluss in der Region.
Dem saudischen Königreich stehen ungewisse Zeiten bevor: Wo immer in der Region es seinen Einfluss auszudehnen suchte, scheint der Iran ihm zuvorgekommen zu sein, der greise König Abdullah ist wieder einmal erkrankt, die Amerikaner verhandeln mit Teheran, und jetzt könnten auch im südlichen Nachbarland Jemen neue Wolken aufziehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“