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Kommentar Lebensmittel von AmazonMarkt mit Potenzial

Kommentar von Wolfgang Mulke

Man darf sich nichts vormachen: Amazons bequeme Lieferungen direkt an die Haustür sind ein gutes Verkaufsargument.

Bald auch in der Bundesrepublik? Eine Filiale des Lieferservice Amazon fresh in Seattle (USA) Foto: ap

B ei Käse, Obst, Fleisch und Fisch sind die deutschen Verbraucher doppelt pingelig. Die einen kaufen dort ein, wo es am billigsten ist. Die anderen achten auf die Qualität jedes Apfels, jedes Salatkopfes.

Beides ist mit dem Einkauf im Internet kaum vereinbar, den Amazon nun anbietet. Deshalb erscheinen die Erfolgsaussichten des Versandriesen im nun startenden Lebensmittelgeschäfte zunächst zweifelhaft. Doch auf lange Sicht könnte die Firma den Markt aufmischen.

Aktuell teilen sich wenige Supermarktketten weitgehend den Nahrungsmittelumsatz. 150 Milliarden Euro geben die Verbraucher jährlich etwa für Essen und Trinken aus. Nur jeder hundertste Euro davon wird online bezahlt. Das wird sich vermutlich im Verlauf der kommenden Jahre ändern. Denn es wächst eine internetaffine Generation in das Alter hinein, in dem viel konsumiert wird.

Auf der anderen Seite werden immer mehr Menschen älter. Bequeme Lieferungen direkt an die Haustür sind ein gutes Verkaufsargument. Beides zusammen eröffnet Amazon und anderen Lieferdiensten Wachstumsmöglichkeiten.

Zudem hat Amazon-Gründer Jeff Bezos unter Beweis gestellt, dass ihn lange Anlaufphasen mit Verlusten nicht sonderlich kümmern. Der Konzern hat auch genügend Kapital, verfügt über effiziente Logistikstrukturen und geht hohe Risiken ein. Auch ist die Produktpalette mit anfänglich 85.000 Angeboten siebenmal so groß wie die eines gut sortieren Marktes an der nächsten Ecke.

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat unter Beweis gestellt, dass ihn lange Anlaufphasen mit Verlusten nicht sonderlich kümmern

Bis auf Rewe haben sich die Filialisten dagegen mit Investitionen ins digitale Geschäft zurückgehalten. Das war womöglich ein Fehler, wie der Blick auf andere Branchen zeigt, in denen Amazon dem Präsenzhandel große Marktanteile abjagen konnte.

Aus Sicht der Arbeitnehmer ist die Entwicklung bedenklich, könnten doch Tausende Jobs verloren gehen. Und Amazon kennt bisher keine Tarifverträge. Über den Erfolg wird wohl der Markt entscheiden.

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60 Kommentare

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  • Fast nicht zu glauben, diese pro-Amazon-Diskussion. Klar doch, die haben die Finger auch kommentatorisch im Spiel. Ausbeutertum.

    Normalerweise kaufe ich Bücher etc. nicht via Amazon, sondern beim Buchhändler meines Vertrauens.

    Letztens wieder - er erzählte mir, Le Monde diplomatique hat er abonniert. Da macht das Einkaufen Freude.

    • @Pink:

      Ich bin weder für noch gegen Amazon. Amazon verstand es die (einst) neuen Möglichkeiten des Internets geschickt zu nutzen und mit Versandhandel zu verknüpfen. Aus einem Gearagenhändler (das stimmt wirklich), wurde ein global agierendes tonangebendes Unternehmen. Das gab's schon manches Mal. Klar, dass sich die Konkurrenz ärgert. Aber kleine Händler profitieren davon auch teils sehr. Die großen, alteingessesenen Handelsketten jammern, weil deren Marktmacht flöten geht. Den Buchmarkt dominiert in Deutschland eh die Thalia-Douglas-Kette enorm. Nicht nur als Filialen mit Namen Thalia, sondern die kaufen auch kleine Buchhändler auf und dominieren Preise und Titel. Insofern... das ist eben Kapitalismus.

       

      Ich verstehe, dass man kleine Buchhändler unterstützen will, aber gerade die, verkaufen auch viel über Amazon. Meine Ex verkauft Secondhandbücher im größeren Stil mit Lager. Ohne Amazon unmöglich heutzutage. Und was ist ein Buchhändler des Vertrauens. Alles hat Licht und Schatten, auch Amazon.

      • @Hoschti:

        Amazon zahlt schlechte Löhne. Das stört mich. Und die reitenden Boten über Land, die die Luft verpesten.

        Heute bekam ich ein wunderschönes Buchgeschenk, aus zweiter Hand, super erhalten, und ich freute mich total.

        Mir geht es vor allem um die Arbeitsbedingungen bei Amazon.

        Schauen Sie sich die zustellenden Personen an. Ich nehme oft Pakete für Nachbarn an.

  • Worûber regen sich hier alle auf?? Amazon hat eine Riesennachfrage und somit auch seine Berechtigung, auch wenn es um Lebensmittel geht.Das Unternehmen verhält sich lediglich Kapitalismus-konform, also ganz normal. Die jüngere Generation wird das schon machen. (Ich tippe mal, der grösste Teil der Nörgler ist 60+)

    Die Rahmenbedingungen zu regeln ist Sache des Gesetzgebers, der sollte endlich aus dem Quark kommen, wie man so sagt.

    • @Wuff:

      Eins vorweg: Ich bin sehr weit unter 60!

      Mein Nörgeln ist auch mehr ein Analysieren, weil ich den Marktanteil des Lebensmittelversandes tendenziell als nicht überbordend einschätze. Ein bisschen verwundert bin ich aber darüber, wer den A... nicht mehr zum Einkaufen hochkriegt. Einkaufen gehen heißt dafür Zeit aufzuwenden. Es kann aber auch als wohltuend erlebt werden, wenn man es denn als wichtig erachtet, auf Menschen zu treffen, die außerhalb des Berufsalltags existieren. Ich nehme mir diese Zeit konsequent und dabei ist nicht mal die Schlange an der Kasse ein Problem; Kann man halt gut quatschen.

      Für mich ist aber die Innovation von Amazon keine Bedrohung oder sonst was, weil es noch genug Menschen geben wird, die vor Kauf den Finger gern in den Kohl stecken, bevor sie was bezahlen.

      Es ist schon irgendwie nerdig, vom Stressjob nach hause zu hasten und den Rest per Klick zu erledigen; Es sieht i-wie aus, wie wenn Mama das Essen dem Jung auf´s Kinderzimmer schafft, weil er gerade nicht aus dem Ballerspiel raus kann; also Mamazon.

      Es soll also ruhig so sein, aber merkwürdig ist´s schon.

      • @lions:

        "weil es noch genug Menschen geben wird, die vor Kauf den Finger gern in den Kohl stecken, bevor sie was bezahlen."

         

        Den Finger in den Weißkohl stecken? Wie geht das? Vielleicht in einen Blumenkohl. Was bringt das? Den Kohl wo jemand seine Finger reinsteckte würd ich auf alle Fälle nicht kaufen.

        • @Hoschti:

          Herrlich !

          Ihr beide habt mich zum Lachen gebracht. Passiert in den Kommentaren selten ...

        • @Hoschti:

          Mann, das is ne Metapher! Hab ich aus nem Märchen; Ich glaube Zwergnase.

      • @lions:

        Mamazon ! Klasse.

  • Für ältere, computeraffine Menschen ist das eine tolle Sache. Gerade bei eingeschränkter Mobilität wäre das ein toller Service. Für mich ist momentan der Lebensmitteleinkauf über das Internet nicht interessant. Ich will die Sachen sehen, riechen und vergleichen.

    • @Frank Stippel:

      Wir lassen uns von Rollende Gemüsekiste beliefern. Nicht weil wir alt sind, sondern, es ist praktisch, die Qualität ist gut. Bioqualität. Wär die Qualität, der Geruch schlecht usw. täten wir da nicht bestellen...

      https://www.rollende-gemuesekiste.de/

  • Die Diskussion hier spart ein wichtiges Detail aus.

    Schon jetzt zahlt der Konsument nicht das, was ein Lebensmittel kosten müsste, um die Herstellung von qualitativ guten Produkten zu gewährleisten. Das viel zitierte Beispiel der Rindfleischproduktion kann man mittlerweile auf fast alle Lebensmittel anwenden. Der Kunde müsste eigentlich ein Vielfaches der aktuellen Preise bezahlen und müsste sich endlich diese "Alles-zu -jeder-Zeit-so-billig-wie-möglich" - Mentalität abgewöhnen. Erdbeeren zu Weihnachten sind eben nicht notwendig.

    Und genau diesen Trend wird Amazon radikal weiter betreiben. So, wie der Konzern auch schon bisher die Konkurrenz besiegt, nämlich mit niedrigen Preisen, werden auch die "frischen" Lebensmittel bald günstiger zu bestellen, als im Supermarkt zu kaufen sein.

    Und was bedeutet das langfristig für die Lebensmittelhersteller? Die Kosten in der Herstellung reduzieren. Und was bedeutet das für die Qualität, die Nachhaltigkeit, die Arbeitsbedingungen, die Löhne und die Gesundheit der Konsumenten? Nichts Gutes......

    • @Holzkopf:

      Amazon ist auf jeden Fall unbeugsam und aggressiv. Nicht umsonst kommt man über die Adresse http://www.relentless.com auf die Amazonseite. Ein kleiner Spaß, den sich Amazon gönnt. relentless: unbarmherzig, unerbittlich, erbarmungslos... um mal die negativsten Übersetzungen aufzuzählen.

       

      Insgesamt ist die Idee, Lebensmittel nach Hause zu liefern aber ja nichts Neues. Viele Bauern betreiben so ja auch Direktvertrieb. Bei bestimmten Lebensmitteln (Milchprodukte, Käse, Wurst usw.) ist es aber so eine Sache mit dem Liefern: man muss bei Anlieferung daheim sein, es gleich verräumen, Kühlschrank usw. In Städten will niemand, dass die Lebensmittel stundenlang im Treppenhaus stehen, bis man von der Arbeit kommt. Wenn es der Nachbar nicht annimmt, muss es der Lieferservice wieder mitnehmen. Bis zum nächsten Tag (Auslieferung) ist's womöglich nicht mehr frisch. Paketsammelstellen (Schreibwarengeschäfte) werden keine Boxen mit Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Gemüse bis zur Abholung aufbewahren. Also muss Amazon eigene Lieferung und Lagerung betreiben. Teuer...Für bestimmte Sachen gibt es einen Markt. Aber wohl nicht für alles.

  • Die Aussage "Amazon kennt bisher keine Tarifverträge" ist populistische Fake-News.

     

    Amazon bietet einen Logistiktarifvertrag an. Verdi hingegen verlangt den Abschluss eines Einzelhandelstarifvertrages. Es handelt sich also um einen ganz normalen Arbeitskampf. Bisher konnte Verdi allerdings nicht erklären, weshalb in einem Unternehmen, in dem keine Einzelhandelskaufläute beschäftigt sind, der teurere Tarifvertrag gezahlt werden soll.

     

    Wenn man Amazon bashen möchte, sollte die Steuerproblematik thematisiert werden. Ein Unternehmen, welches fast keine Körperschaftsteuer zahlt hat einen erheblichen Marktvorteil zulasten der Gesellschaft.

    • @DiMa:

      Komisch. Wenn man auf die amazon Seiten geht, werden dort vor allem Waren zum Kauf angeboten. Ein klassisches Geschäftsfeld von Einzelhändlern...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Jein...denn Amazon betreibt klassischen Versandhandel. Wie einst Quelle, wie es Otto macht, oder Conrad. Ein Einzelhändler betreibt aber Verkaufsräume und beschäftigt Verkäufer. Das macht Amazon nicht. Der gute alte Katalog (eine Art Verkaufsraum) ist heute das Internet, die Amazonseite, eine Art virtuelles Kaufhaus, wie einst Karstadt in echt...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Klassisch, genau. Im Laden!

        Amazon ist aber nicht im Laden, deshalb auch das http://www....de!

        Merken Sie was ? Ist wie beim Koitus im TV, ist meist auch nicht die eigene Ehefrau/-Mann.

        • @Berliner Berlin:

          Falscher Platz für Koitus Diskussionen...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Entschuldigen Sie, ich wusste ja nicht, dass Sie sich mit Ihrem Nickname selbst ansprechen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        ... und trotzdem arbeitet kaum ein Einzelhandelskaufmann in dem Unternehmen. Fragen Sie doch mal nach einer für den klassischen Einzelhandel typischen Beratung. Die Tätigkeit der Vielzahl der im Unternehmen arbeiten Personen beschränkt sich auf die Versendung der bereits gekauften Ware; klassische Logistik halt.

        • @DiMa:

          amazon verdient sein Geld hauptsächlich mit dem Verkauf von Waren an Privatpersonen. Das ist Einzelhandel. Wen amazon dazu einstellt, ist sein Bier. Die Branche bleibt Einzelhandel und damit muss der entsprechende Tarifvertrag gelten. amazon profitiert hier nur von Gesetzeslücken.

           

          Übrigens stellen die großen Einzelhändler vor Ort auch im großen Stiel ungelernte Hilfskräfte ein und nicht nur ausgebildete Einzelhandelskaufmänner und Einzelhandelskauffrauen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Abgesehen davon: Einzelhandelskaufmann ist einer der schlecht bezahltesten Berufe. Wenn sie Glück haben, arbeiten sie in einem Laden wo sie Profision kriegen - Expert z.B. und der Laden gut läuft. Der Standartverkäufer geht mit 1200 € Netto nachhause...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Das ist nicht Einzelhandel. Das ist Versandhandel. Und selbst wenn es so wäre wie Sie meinen: Tarifverträge beziehen sich ja nicht auf die Art und Weise des Geschäftsfeldes, sondern auf die beschäftigten Arbeiter und Angestellte. Wer Ladengeschäfte führt und Verkäufer einstellt, sollte folglich an die Tarife dieser Berufsgruppe gebunden sein. Bei Amazon nicht der Fall. Außerdem - siehe Kik und Konsorten.... wer hält sich heute noch an Tarife?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Bei der Einordnung muss es eher um die Tätigkeit des Beschäftigten gehen. Da ist das Bild zum Artikel ganz hilfreich. Die Einordung ist an Ende Sache der Tarifparteien und nicht Angelegenheit des Gesetzgebers.

             

            Unstrittig ist, dass die Aussage "Amazon kenne keine Tarifverträge" falsch ist.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ich war noch nie in einem Amazon Versandzentrum jedoch in einem Hochregallager für die Distribution von Kühlprodukten einer großen Ladenkette.

             

            Bei derlei Lager- und Versandzentren von Einzelhandel zu reden ist nach meiner Beobachtung nicht haltbar. Klare Fördertechnik und Versand (Logistik); die Arbeitskleidung und PSA der Beschäftigten tut sein übriges.

            • @Tom Farmer:

              Das Geschäftsfeld bleibt aber immer noch Einzelhandel. Oder?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Nein, Amazon ist ein Versandhändler. Oder kennen Sie eine Amazonfiliale?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Ja, das ist ja der Kern der aktuellen Auseinandersetzung?

                 

                Geschäftsfeld = Tarifzugehöigkeit?

                Dann müsste es einen sparaten Tarif für Autobau geben und nicht Metall! Oder:

                Der Bäcker mit Gastro-Theke nebenan: Handwerk, Gastronomie, oder Einzelhandel? Was würden Sie da sagen?

                 

                Man muss das große Ganze sehen und auch gerecht bleiben gegenüber denen die im Einzelhandel arbeiten:

                Ein echter Ausbildungsberuf, Fachgesräche...

                Oder Anforderung an das Personal im Textilfachhandel: Erhöhte Anforderungen an das persönliche Auftreten, die Kennntisse, teuerere eigene (Arbeits-)Kleidung usw.

                Muss halt auch irgendwie übers Gehalt wieder reinkommen bzw. anerkannt werden.

                • @Tom Farmer:

                  Ja. Es geht darum, wie ein Händler einzuordnen ist. amazon brüstet sich, der größte online Händler der Welt zu sein. Nur wenn es um die Bezahlung der Mitarbeiter geht, ist man plötzlich "nur" Logistiker.

                  • @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Im Einzelhandel zahlen auch nicht alle nach Tarif. Und zwar aus einem einfachen Grund: wenn das Personal nicht "gelernt" ist, muss das Unternehmen keinen Tarif zahlen. Gerade im Einzelhandel arbeiten viele Ungelernte, da gelernte Einzelhandelskaufleute direkt im Laden gar nicht gebraucht werden. Regale einräumen, verkaufen, vielleicht noch kassieren und Rechnungen schreiben kann fast jeder. Echte Kaufleute braucht's nur in der Leitung, Organisation, im Vertrieb. Daher stellen viele Einzelhändler bewusst Ungelernte ein. Geld sparen...

                     

                    Aber auf Amazon trifft das nicht zu, da Versandhandel.

                    • @Hoschti:

                      "Echte Kaufleute braucht's nur in der Leitung, Organisation, im Vertrieb."

                       

                      Richtig. Und auch bei amazon werden die Preise nicht von den Lagerarbeitern gemacht...

                      • @warum_denkt_keiner_nach?:

                        Amazon selbst macht gar keine Preise - außer bei den wenigen Produkten, die sie selber herstellen, wie das Tablet "Fire".

                         

                        Sie haben das Amazonvertriebsmodell noch nicht annähernd verstanden.

                         

                        Amazon ist Versandhändler. Die Preise machen diejenigen die auf Amazon verkaufen. Sie z.B. können auch auf Amazon verkaufen. Meine Ex verkaufte Bücher über Amazon. Auf Amazon verkaufen sehr viele Händler, die auch Ladengeschäfte betreiben. Die machen die Preise für die angebotenen Produkte, nicht Amazon. Es kommt auch vor, dass das selbe Produkt auf Amazon mit verschiedenen Preisen angeboten wird => 3 verschiedene Händler, oder weil einer das Teil gebraucht anbietet.

                         

                        Amazon macht gar keine Preise. Bei der Masse wär das auch ummöglich. Amazon bietet die Internetplattform und die Logustik. Dafür kassiert Amazon Provision. Das ist, wie wenn Sie Flohmarkt machen und Platzmiete zahlen.

                         

                        Sicher, Amazon ist ein Riese, der andere hart konkurriert. Aber: fragen Sie den kleinen Händler, bei dem ich eine Hanfjeans kaufte mit Sitz in Lindau... erst Amazon bietet ihm die Möglichkeit deutschlandweit zu verkaufen.

                        • @Hoschti:

                          Logistik meinte ich...nicht Logustik.

                           

                          Also: Amazon ist Versandhändler und bietet Händlern die Möglichkeit auf Amazon zu verkaufen. Dafür stellt Amazon den Marktplatz= Internetplattform, übernimmt die Bezahluungsmodalitäten und kassiert dafür Provision. Wenn Sie bei Amazon bestellen, zahlen Sie aber an den jeweiligen Händler und kriegen von diesem auch eine Rechnung. Also macht Amazon einen Kassendienst, aber nicht "die Kasse".

                           

                          Eigentlich dachte ich, das wär jedem Bundesbürger klar. Aber als gelernter Großhandelskaufmann täusch ich mich da wohl.

                           

                          Im Laden machen die Preise übrigens auch nicht wirklich die Verkäufer oder die Leitung. Die Hersteller bzw. Großvertriebe geben die Preise vor. Die Leitung im Markt hat nur minimalen Spielraum. Gewinn wird über Einkauf generiert, nicht über Verkauf. Das ist der Grund, warum sich Kleine schlecht halten können. Beispiel Fernseher: ein großer Markt kauft von einem Fernseher 300 Stück, der Kleine nur 50 Stück. Dafür kriegt der Große vom Großhandelskaufmann ( Verkäufer an Laden) einen besseren Einkaufspreis. Verkaufen müssen nun der Große und Kleine für den selben Preis. Auch weil der Kunde das erwartet. Daher macht der Große mehr Gewinn, aber über den Einkauf, nicht über den Verkauf, wenn er seine Ware am besten sofort loskriegt, der Verkazfspreis nicht sinkt, weil Altgerät (heißt 1/2 Jahr alt) oder so.

                          • @Hoschti:

                            Für Amazon ist das sicher praktisch. Ein Ladengeschäft braucht ein Lager. Das Lager ist mit das Teuerste im Unterhalt eines Ladens. Vor allem wenn da Ware rumliegt, die nicht verkauft wird. Das ist toter Lagerplatz, der sich nicht mit Ware auffüllen lässt, die verkauft wird.

                             

                            Amazon betreibt nur Zwischenlagerung. In der Regel ist die Ware bereits verkauft und wartet nur auf Auslieferung. Das eigentliche Lager betreibt der Händler, der auf Amazon verkauft. Amazon ist vereinfacht gesagt ein Paketdienst, der eine Verkaufsplattform "virtuelles Kaufhaus" zur Verfügung stellt und selbst Aufträge zur Lieferung entgegen nimmt, vermittelt, und eben ausliefern lässt. Die Zustellung übernimmt aber auch nicht Amazon selbst, sondern der jeweilige Paketdienst.

                             

                            Insofern ein perfektes Geschäftsmodell: möglichst wenig eigene Kosten, maximaler Profit. Genau genommen ist Amazon ein Verkaufs-Dienstleister mit angeschlossener Logistikdienstleistung, aber bestimmt kein Einzelhändler.

                  • @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Wenn es um die tägliche Arbeit der dort angestellten Personen geht, dann ist Amazon tatsächlich wahrscheinlich auch einer der größten Logisikkonzerne der Welt.

                    • @DiMa:

                      Kann man eigentlich auch nicht so sagen, da Amazon ja kein vollkommenes Logistikunternehmen ist. In Graben z.B. das ist ein Amazonlogistikzentrum nicht weit von meinem Wohnort, ist nebenan das DHL-Logistikzentrum. Weil DHL (ehemals Post) den Großteil der Auslieferung übernimmt und so die Pakete gleich praktischerweise nach nebenan rübergeschoben werden (An- und Ablieferung).

                       

                      Amazon ist hier wie im Verkauf nur Vermittler, Dienstleister. Der Großteil der Pakete wird auch bereits vom jeweiligen Händler, der auf Amazon verkauft, in Amazonverpackungen verpackt.

                       

                      Wenn Amazon diesen Lebensmittelexpress macht, die Lieferung selbst übernimmt, könnte sich das ändern. Aber ich denke, auch hier wird Amazon die Lieferung outsourcen, sprich ein Fremdunternehmen das machen lassen, das wiederum Subunternehmer beschäftigt, die meist selbst sog. Subunternehmer auf Gewerbeschein beschäftigen um Lohnsteuer zu sparen und keine Arbeitgeber-Verpflichtungen gegenüber den Fahrern zu haben. Wie es eben fast alle Paketdienste machen, außer DHL und UPS.

                       

                      Dann bliebe es was es ist: ein Unternehmen, das im Prinzip Versandhandel betreibt, eine Software entwickelte, die eine Verkaufsplattform (Marktplatz) für Käufer und Verkäufer bietet und für seine Dienste Provision kassiert. Ein wenig Logistik. Aber hier kann Amazon auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen. Was es vom klassischen Versandhandel (Quelle, Otto, Conrad usw.) unterscheidet: Es bietet kaum eigene Produkte, hat kaum Eigenmarken, kann aber, da jeder Händler weltweit auf Amazon verkaufen kann, fast alles anbieten was es auf der Welt zu verkaufen gibt und hat kein Problem mit Qualität, Produktionskosten, Absatz, wie Quelle oder Conrad. Das ging nur über die Entwicklung des Internets. Alteingesessene Versandhändler verschliefen die Entwicklung.

  • Die Entwicklung ist sehr beängstigend ! Die Konsumverkaufsriesen verdrängen nicht nur die Regionale vielfalt sondern auch die Qualität ! Die jetzt schon extrem vorgeformte Auswahl an Lebensmitteln in den Discountern ist alternativlos und trägt weder zu fairen Arbeitsplätzen in der Produktion bei, noch macht es den Discountmitarbeiter glücklich . Ich habe Nachbarn ( Privatleute )die werden 3 bis 4 mal täglich beliefert ... wenn sich Amazon auch im Lieferservice für Lebensmittel durchsetzt, würde mich mal Interessieren wer die Kosten für die Zerschlissenen Straßen übernimmt ? die Lieferfahrzeuge in den Wohngebieten geben sich ja jetzt schon die Hand !

    Und wo zahlt Amazon eigendlich seine Steuern ? Es wird Zeit solchen Großkonzernen Grenzen aufzuzeigen ! Profit,Profit,Profit.... es ko... mich an !

    • @Bodo Klimmek:

      Für mich macht es keinen Unterschied ob ich mit dem Auto in den Supermarkt fahre oder ob der Supermarkt mit dem Wagen zu mir kommt.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @DiMa:

        Für Sie vielleicht nicht, aber für die Umwelt. Sie bringen Ihre Post ja auch nicht persönlich zum Empfänger.

        • @571 (Profil gelöscht):

          Für die Umwelt ist das Liefern aber besser, weil: Der Lieferservice/Paketfahrer fährt eine feste Tour (Wohngebiete, Region die er betreut) jeden Tag. Am Tag hat er zwischen 60 und 130 Stopps (Anhaltepunkte), je nach größe seines Liefergebiets, Stadt oder Land usw...

           

          Nehmen wir den Stadtzusteller mit beispielsweise 130 Stopps. Das entspricht einem fleißigen Paketzusteller: Für dieses 130 Mal anhalten und liefern mit einem Lieferfahrzeug müssten, wenn es blöd läuft, 130 Autos aufbrechen. Vielleicht fahren auch ein paar mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Aber da immer mehr auf "die grüne Wiese" verlagert wird, bleiben real bestimmt 80, die Auto fahren. So fährt nur das Lieferfahrzeug, was aber normalerweise ganz gemeiner böser und hinterhtiger Diesel ist... Aber von den 80 würden bestimmt 40 auch Diesel haben - weil Diesel viel weniger Sprit verbraucht gekauft=billiger.

           

          Früher gab's mehr kleine Lädchen ums Eck, was Fahrrad/zu Fuß begünstigte. Und die Hausfrau war froh, mal rauszukommen. Das gibt's heut nemme...

        • @571 (Profil gelöscht):

          Für die Umwelt macht es auch keinen Unterschied, ob ich mit dem Auto zum Supermarkt fahre oder der Supermarkt mit dem Wagen zu mir kommt. Im Zweifel ist es die gleiche Strecke.

          • 5G
            571 (Profil gelöscht)
            @DiMa:

            "Im Zweifel ist es die gleiche Strecke."

            Mir geht es nicht um die Entfernung, sondern um die Tatsache, dass der Lieferdienst i. d. Regel nicht nur SIE als einzigen Kunden auf seiner Tour anfährt.

            Im Gegensatz dazu fahren Sie i. d. Regel für nur 1 Einkauf dieselbe Strecke.

            Ist damit der Umweltaspekt angekommen?

            • @571 (Profil gelöscht):

              Da sind Sie auf dem falschen Dampfer. Es wäre so wie Sie meinen, wenn der Paketfahrer wegen jedem Kunden einzeln fahren müsste. Ein Paketfahrer (DPD z.B) fängt in der Früh zwischen 5 und 6 an, zieht alle Pakete für seine Tour vom Fließband, packt sein Fahrzeug und fährt dann seine Tour.

               

              Das Liefern ist definitiv besser für die Umwelt. Es hat den Effekt, wie wenn Menschen in Gruppen z.B. in die Arbeit fahren, anstatt dass jeder einzeln fährt. Dieser Effekt potenziert sich sogar, da ein Zusteller am Tag zwischen 80 und 130 Kunden betreut. Ne nach Tour.

               

              Außerdem sind sog. Kaltstarts beim Auto besonders umweltunverträglich, da das Auto da am meisten verbraucht, bis es warm ist. Und Kurzstrecke fahren ist eh schlecht. In der Realität s schaut es halt so aus, da nicht alle zu Fuß gehen, oder Fahrrad fahren.

              • 5G
                571 (Profil gelöscht)
                @Hoschti:

                @HOSCHTI

                Schaunse mal weiter oben.

                Ich glaube, Sie haben sich im Adressaten für Ihre Antwort geirrt.

                Bei mir rennen Sie da nur offene Türen ein.

                Guckense mal bei @DIMA vorbei...

                • @571 (Profil gelöscht):

                  Sorry. Aber wenn meine Nachbarn und ich alle jeweils für ihren Einkauf zum Supermarkt fahren ( ist derzeit die Regel ) dann ist das umweltschädlicher als wenn ein Lieferant den Einkauf mit einem Fahrzeug zu uns allen bringt.

                   

                  Bei meinem derzeitigen Anbieter ist das regelmäßig nicht der Fall, da jeder seinen Lieferslot buchen kann und wir uns in der Nachbarschaft nicht abstimmen. Es kam tatsächlich Samstags vor, dass der Service dreimal an einem Tag unsere Straße angefahren hat. Ist aber in Summe immernoch nicht schädlicher als wenn alle mit dem PKW zum Supermarkt gefahren wären.

  • "Und Amazon kennt bisher keine Tarifverträge."

     

    Das wäre ja durch entsprechende Gesetze änderbar...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Da wissen Sie mehr... klären Sie uns bitte auf!

      • @Tom Farmer:

        Man muss an 2 Punkten ansetzen.

        1. Ab einer bestimmten Betriebsgröße muss ein Tarifvertrag Pflicht sein.

        2. Die Gesetzeslücken, die es amazon erlauben, sich (ausschließlich) als Logistikunternehmen auszugeben, müssen geschlossen werden.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Es gibt aufgrund der Koalitionsfreiheit (Art. 9 GG) keine gesetzlichen Vorschriften zur Eingruppierung, von daher auch keine Gesetzeslücke.

  • Der Online-Einkauf von Lebensmitteln wird doch bereits vom Handel angeboten und funktioniert ganz gut. Das für mich wesentliche Argument ist dabei, dass ich anderen Kunden aus dem Weg gehen kann.

  • "Über den Erfolg wird wohl der Markt entscheiden."

    Nein, der Kunde entscheidet über Erfolg und Misserfolg. Dass er sich egoistisch vorteilsorientiert entscheiden wird steht fest.

    Wir haben also nicht die Frage ob der Markt funktioniert (das tut er!!) sondern ob sich der Konsum an den Werten orientiert die jeder für sich selbst und seine Liebsten bei Gehaltsvorstellungen , Berufswahl, Fairness bei der Bezahlung selbst erwartet.

     

    Letztlich eine Frage der Ethik. Das ist ist allerdings längst beantwortet und daher sind Gedanken daran schlicht Zeitverschwendung.

    • @Tom Farmer:

      Ja, leider. Jeder ist sich selbst der nächste.

  • ist mir doch schnuppe, ob mein einzelhändler vom fach an der ecke dicht macht.

    ich kann bequem vom sofa aus einchecken und das körbchen voll machen.

    dann zu mir in den dritten stock.

    und dann lecker.

    • @adagiobarber:

      Wunderbar, man muss die Wohnung gar nicht mehr verlassen. Kann den ganzen Tag fernsehen, Playstation spielen und Cola trinken...abends Schnaps. Frauen gibt's auch schon aus Gummi zu kaufen, Männer genauso. Nur arbeiten (fall's man das tut) kochen und putzen macht Amazon noch nicht. Vielleicht demnächst. Eine Marktlücke.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      Hübsch anzusehen, wie ein Laden nach dem anderen mit Papier zugeklebt wird?

       

      Dieser "Einzelhändler" kommt mir jetzt schon nicht in die Tüte...

      • @571 (Profil gelöscht):

        Der Erfolg Amazons ist schnell erklärt: neulich suchte ich ein Outdoorsmartphone für 2 Simkarten. Würd ich das auf normalem Weg machen müsste ich erstmal 10 Handyläden abklappern oder anrufen. Wenn ich Pech hätte, hätte kein einziger Laden ein Outdoorhandy, geschweige denn mit Double-Sim. Außerdem ist das womöglich eine Aktion eines Tages, die womöglich keine Früchte trägt.

         

        So ging ich währemd der Arbeit mit dem Handy auf Anazon, tippte: "Outdoorsmartphone" in die Suche ein. Alle aktuellen Geräte werden angezeigt + technische Daten (die die schlecht ausgebildeten Verkäufer im Laden oft nicht kennen oder einordnen können). Zudem kann ich lesen, was andere Nutzer dazu sagen, denn der Verkäufer im Laden sagt immer, dass alles toll ist. Mich interessiert aber was Nutzer sagen. Über Google und Internet könnte ich auch so ein Gerät suchen. Dann komm ich aber auf Händlerseiten, wo ich much extra anmelden, registrieren, Kontodaten ... müsste, bei Amazon bin ich angemeldet. Zudem verkaufen viele Händler mit eigenen Seiten ja auch zusätzlich über Amazon. Amazon ist ja nur der Vermittler. Also: klar, es ist bequem und praktisch, zeitsparend. Kann einem Ärger mit schlechten Verkäufern sparen, die Nerds wie mich sowieso nicht beraten können. Ein Knopfdruck, Lieferung in die Firma, am nächsten Tag war es da.

    • @adagiobarber:

      Irgendwann stirbt man dann auf seinem Sofa. Aber andererseits, lieber Lebensmittel bestellen, als Döner fressen.

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Energiefuchs:

        "... lieber Lebensmittel bestellen, als Döner fressen."

        Ne dritte Option haben Sie aber schon noch aufm Schirm?

      • @Energiefuchs:

        Was haben Sie gegen einen Döner aus ordentlichen Rohstoffen?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Welcher Dönerspieß besteht aus "ordentlichen Rohstoffen"? Den zeigen's mir mal! Die Spieße werden von Fleischgroßhändlern fertig ausgeliefert. In der Regel gefroren. Und jeder Dönerladen der Region kriegt mehr oder weniger den selben Spieß, da der selbe Großhändler. Mal abgesehen davon, dass so eun Spieß ein Keimfä NN ger ist: brutzelt den ganzen Tag vor dem Grill, außen heiß, wird's je weiter nach innen und je dicker der Spieß, immer angenehmer für Keime... Wohl bekomm's!