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Kommentar Kritik an BahnmanagernGeld statt Flussdiagramme

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Mit seiner Kritik am Bahnvorstand verschleiert Verkehrsstaatssekretär Ferlemann nur die eigene Verantwortung für das Bahn-Desaster.

Investitionsbedarf in Milliardenhöhe: die kaputtgesparte Bahn AG Foto: dpa

W o bleibt das Aufbruchsignal für die Wende zu einer echten BürgerInnenbahn, zu einer Bahn, die besser und billiger ist als Flugzeug und Auto? Die zuverlässig fährt und das Herzstück einer klimafreundlichen Verkehrswende ist? Von dieser Bundesregierung und dem jetzigen Verkehrsminister ist beides nicht zu erwarten.

Die Deutsche Bahn gehört zu 100 Prozent dem Bund. Die wirklich wichtigen Entscheidungen über ihre Zukunft werden im Kabinett getroffen und nicht in der Chefetage im Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin. Mit seinem Angriff auf den Bahn-Vorstand versucht Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) das zu verschleiern – und damit die Verantwortung abzuwälzen für das absehbare Scheitern des nächsten Besserungsversuchs.

In einem Interview hat der Verkehrsstaatssekretär eine grundlegende Reform der Bahn angemahnt, für die der Vorstand bis März ein Konzept vorlegen soll. Das ist nicht neu, sondern seit Wochen bekannt – aber die öffentliche Resonanz ist enorm. Denn das Thema treibt Millionen um.

Wer von einer Metropole in die andere muss, kommt halbwegs zurecht. Aber wer in der Provinz unterwegs ist, leidet auch im Normalbetrieb. Stillgelegte Strecken, ausgedünnte Fahrpläne, fehlende Anschlüsse, abseits der großen Strecken ist die Bahn für viele eine große Zumutung. In Krisenzeiten wie jetzt, in denen Züge oft unpünktlich sind und viele ausfallen, wird das Bahnfahren für viele regelmäßig zum Horrortrip.

Für die Beilegung dieser Krise ist nicht in erster Linie der Bahn-Vorstand verantwortlich, sondern es sind Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und seine Staatssekretäre. Sie müssen die Reform der Bahn anpacken, Initiativen und Ideen entwickeln – und das nötige Geld dafür auftreiben. Für die Modernisierung der Bahn sind viele Milliarden erforderlich. Ohne sie kann der Bahn-Vorstand nicht viel ausrichten, auch wenn er dem Bundesverkehrsministerium noch so viele Flussdiagramme mit neuen Managementstrukturen vorlegt.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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4 Kommentare

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  • Mitarbeiter befoerdern, die Probleme loesen statt Einstellungen aus der Flugbranche von Maennern, die Orgplaene und Flussdiagramme zeichnen. Wie viele Spitzenmanager der Bahn kamen von anderen wirtschaftlich erfolgreichen Verkehrsunternehmen (Reiseveranstalter, Busbetreiber, Stadtwerke) statt aus der Auto- oder Luftfahrtbranche? Ach so, gar keine?

  • Auch aus der Opposition heraus wäre ökologische Politik für die Bahn möglich gewesen. Man hätte Druck machen können. Eigentlich ein Leckerbissen für grüne Politik, hätte sich angeboten - mitnichten! Man flog vielleicht zuviel in der Gegend rum..., jetzt, da es fast zu spät ist, beschuldigt man andere Parteien.

  • Flussdiagramme für die Aufbauorganisation (»Managementstrukturen«)? Das ist mir neu. Ich habe vor Jahrzehnten gelernt, dass mit Flussdiagrammen Abläufe, heute »Prozesse« genannt, dokumentiert werden. Oder was ist mit dem Wort »Managementstrukturen« gemeint?

    Zum Inhaltlichen:



    Gewiss ist der Bund für viele Missstände bei der Deutschen Bahn verantwortlich. Aber auch der einzelne DB-Beschäftigte hat großen Einfluss auf seine unmittelbare Umgebung.

    So habe ich bei einer Bahnreise in der letzten Woche zwei Zugbegleiter erlebt, die so freundlich und zuvorkommnd waren, wie ich es selten erlebt habe. Viele Zugbegleiter sind freundlich. Aber die beiden in der letzten Woche haben es geschafft, bei mir nachdrücklich positiv in Erinnerung zu bleiben.

    Kontrast: Auch letzte Woche erlebt: Als es in unserem Wagen recht kalt wurde, wohl weil die Heizung ausgefallen war, hat sich etwa eineinhalb Stunden lang (bis zu meinem Verlassen des Zuges) kein Zugbegleiter mehr sehen lassen. Die angekündigte Serviceperson mit Snacks kam auch nicht.

    • @ReiPar:

      Und weil man sich darauf auch wieder nicht verlassen kann, muss man dennoch einen Fahrschein lösen.



      :-)