Kommentar Karstadts Zukunft: Umbau statt Abbau
Der Warenhauskonzern muss Weichen stellen. Er könnte zum Beispiel clevere Lösungen für die Verzahnung von Off- und Onlineangeboten suchen.
D as Führungspersonal von Karstadt führt den Konzern geradewegs in den Untergang. Den ManagerInnen fallen nur die üblichen Scheinlösungen ein, um die Krise der Warenhauskette in den Griff zu kriegen: Stellen abbauen, weniger Service.
Damit vergrault das Unternehmen weitere StammkundInnen und hat offenbar keine Idee, wie es neue Käufer gewinnen könnte. Dazu könnten die ManagerInnen viel vom Onlinehandel lernen – allerdings nicht mit Blick auf Lohndumping, sondern mit der Orientierung auf Produktvielfalt, gute Preise und schnellen Service.
Der Einzelhandel steht vor tief greifenden Umbrüchen. In Zukunft werden noch viel mehr Waren über das Internet verkauft als heute. Auch das sollte Karstadt endlich in seiner vollen Dimension begreifen. Die Kaufkraft der – sehr sympathischen – OnlinekaufverweigererInnen wird jedenfalls nicht ausreichen, um die Geschäfte in der heutigen Ausstattung zu erhalten. Tausende klassische VerkäuferInnen werden ihren Job verlieren.
Es wird höchste Zeit, sich für sie etwas Neues einfallen zu lassen. Mit ritualisierten Abwehrkämpfen, die auf Sozialplanverhandlungen bei Entlassungen und Besitzstandswahrung für die verbleibenden Beschäftigten hinauslaufen, hilft die Gewerkschaft Verdi den Betroffenen nicht weiter.
Der Strukturwandel trifft nicht nur Karstadt. Konkurrent Kaufhof hat gerade in bester Innenstadtlage in Düsseldorf ein Haus geschlossen, weitere werden folgen. Die Krise bei Karstadt könnte eine Chance für den Konzern und seine MitarbeiterInnen sein, von der Not getrieben richtige Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen. Zum Beispiel clevere Lösungen für die Verzahnung von Off- und Onlineangeboten oder einen guten Lieferservice zu entwickeln. Aber dafür müsste der Konzern kräftig umbauen – statt massiv abzubauen.
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