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Kommentar Hondos Doping-GeständnisDumm, wer es nicht täte

Alina Schwermer
Kommentar von Alina Schwermer

Danilo Hondo hat gedopt. Und Doping verschärft auch die soziale Spaltung, denn die Kleinen werden erwischt. Betrug muss man sich leisten können.

Danilo Hondo auf der Tour de France 2010 Foto: dpa

W ieder ist etwas herausgekommen, was niemanden überraschen muss: Danilo Hondo, schon mal durch Doping aufgefallener ehemaliger Radprofi, hat am Sonntag gestanden, dass er 2011 Blutdoping betrieben habe. Es folgt die bewährte Kombination aus Entsetzen und Empörung. Aber was genau entsetzt daran eigentlich? Dass Hondo möglicherweise seinem Körper Schaden zufügte? Das Argument ist heuchlerisch, denn das tun viele Profisportler täglich, langfristig und öffentlich akzeptiert. Oder glaubt irgendjemand, den Giro zu fahren sei gesund?

Hondo erfüllte den Traum des „Immer weiter, immer schneller“. Nach einer anonymen Studie unter WM-Teilnehmern, die 2017 veröffentlicht wurde, dopt beispielsweise in der Leichtathletik ein Drittel aller SportlerInnen, erwischt wird fast niemand. Dumm also, wer es nicht täte. So viel Edelmut kann man von einem Sportler kaum erwarten, da bräuchte es schon härtere Kontrollen. Und niedrigere Leistungserwartungen.

Einen „schwachen Moment“ nannte Hondo als Begründung für seine Entscheidung, der Sportarzt Mark Schmidt habe „unwahrscheinliche Überzeugungsarbeit“ geleistet. Ob das stimmt, verbietet sich von außen zu beurteilen. Interessant aber ist der Fall Hondo schon: Dem Blutdoping stimmte er mit 37 Jahren zu. Da hatte er eigentlich nichts mehr zu gewinnen, es ging nur noch um das menschliche Bedürfnis, das Karriereende hinauszuzögern.

Offenbar schien Blutdoping trotzdem noch ein verlockender Deal. Das ist bezeichnend – und kein Kompliment für die Kontrolleure, für die Verbände sowieso nicht. Danilo Hondo war letztlich sowieso nur ein zufälliger Beifang der Ermittlungen gegen Dopingarzt Mark Schmidt, der wiederum erst durch einen Kronzeugen aufgeflogen war.

Dabei hat sich in den Laboren durchaus etwas getan. Die Nachweistechniken sind besser geworden, sodass man für diskretes Doping jetzt ordentlich Geld in die Hand nehmen muss. Angeblich zahlte Hondo 30.000 Euro für drei bis vier Eigenblutbehandlungen. Doping schadet also nicht nur dem Wettkampf, sondern verschärft auch noch die soziale Spaltung: Die Kleinen werden erwischt. Betrug muss man sich leisten können.

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum und Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen und übers Reisen. Autorin mehrerer Bücher, zuletzt "Futopia - Ideen für eine bessere Fußballwelt" (2022), das auf der Shortlist zum Fußballbuch des Jahres stand.
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10 Kommentare

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  • Zitat: „Nach einer anonymen Studie [...] dopt beispielsweise in der Leichtathletik ein Drittel aller SportlerInnen, erwischt wird fast niemand. Dumm also, wer es nicht täte.“

    Das hätte ich jetzt gern erklärt gehabt: Wieso sollte „dumm“ sein, wer nicht dopt und also seinen Körper nicht noch schneller und noch vollständiger ruiniert, als Leistungssport es ohnehin schon tut? Müsste nicht „dumm“ sein, wer sich selber schadet, nur weil er nicht daran gehindert wird von irgendwelchen Profi-Kontrolleuren?

    Man braucht nicht unbedingt „viel Edelmut“ erwarten von einem Sportler, der nicht mit unerlaubten Drogen dopt. Man muss im Grunde nur erwarten, dass er sich selber mag. Ganz offensichtlich fällt gerade das sehr vielen Leistungssportlern ziemlich schwer: Sich selbst zu mögen und sich also selbst zu schützen, meine ich. Sie brauchen, scheint es, Fans, Orden und TV-Medungen, um sich von ihrem Wert zu überzeugen - und ihn anschließend blutdopend zu minimieren.

    Wobei. Richtige Fans schätzen offenbar nicht den Sportler als Person. Sie schätzen eher die Idee, dass „ihre“ Sportler stellvertretend für sie siegen. Denn dann, vermute ich, sind auch die Fans ein ganz klein wenig stolz auf sich. So, wie der Sportler, wenn er für „sein“ Land gewinnt - und die Commerzbank, wenn sie Frauenfußballer bewirbt, die eigentlich der DFB bewerben müsste.

    Eier, Pferdeschwänze, Goldpokale – worauf mensch alles stolz sein kann, während er sich selbst nach Kräften ausbeutet, wird für mich immer unverständlich bleiben. Das mit der Ehre geht mir irgendwie am Sitzmuskel vorbei. Sowohl persönlich als auch stellvertretend. Womöglich auch, weil ich erkannt habe, dass es vollkommen schnuppe ist, ob so ein Held nun Hondo heißt, Popp, Müller, Meier oder Schmidt. Ein Held ist ganz genau so gut wie jeder andere – so lange nicht ein andrer Held doch noch ein ganz klein wenig besser ist.

    Ich glaube fast, Betrug muss man sich leisten wollen. Sonst nützt es gar nichts, wenn man ihn sich leisten kann.

  • Empörend ist daran vor allem, dass er als Schweizer Nationaltrainer auch den Nachwuchs schult(e). Und an so einer Position hat ein ehemaliger Doper gar nichts zu suchen.

    • @COF:

      Besser ein erwischter Doper, der noch dazu berichten kann, dass es ihm nichts gebracht hat, als einer, der Doping ein Leben lang unbehelligt als Teil des "Handwerks" verstanden hat und weiter versteht. Im Zweifel bekommt man heute so einen, wenn ma keine erwischten Doper einstellt.

      Das mag zwar zynisch klingen, aber im Radsport hat aus meiner Sicht die Unschuldsvermutung nur noch vor Gericht eine Berechtigung. Die Grundannahme, dass wer nicht erwischt wurde, auch nicht gedopt hat, hat dieser Sport zu gründlich ad absurdum geführt.

  • Gnädigste - Wie meinen^?^

    unterm-----



    www.google.de/sear........0.4uLnD5OxZnk

    Viel Spaß beim - Scrollen. Zum Schlechtwerden.



    Gesund geht halt anders.

    ---& Für Höschenschnüffler - Journaillaistas et al. mal noch dess:

    Art 2 Grundgesetz & Staatsknete für Leistungssport.



    “…(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.…"



    &



    Art 1 (3) Grundgesetz “… Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht."

    Get it? Fein.

    Na Mahlzeit 🍳- echt heiß. 👹

    • @Lowandorder:

      GGArt.2(2). Da soll wohl anstatt Recht Pflicht stehen?

      Nö, lassmaso *lol*...

      • @Hugo:

        Na - das walte Hugo - Gelle.

        Die Pflicht - Gesundheit zu schützen.



        Liegt bei der - ja jeglicher staatlicher Gewalt. Get it^¿^ Fein.



        Sodrum - wird‘n 👠 draus. Newahr.



        Normal Schonn - wa.

        unterm—- das mit dem - öh you know -



        Kleinen Öffentlichen - hm?!



        Würd ich erst im nächsten Semester -



        Nunja - Mal Versuchen - kerr!



        Viel Glück. 👺

        • @Lowandorder:

          U18-Doping dürfte wohl in Daniel Hondos Karriere keine Rolle mehr gespielt haben und ab 18 ist jede*r selber für sich verantwortlich.

          Das mit dem Kleinen Öffentlichen dudd der Hugo ned raffen...

          • @Hugo:

            Die dumme Larmoyanz des Artikels - “Dumm, wer es nicht täte“ - dürfte doch auch Ihnen nicht entgangen sein - wa!



            &



            Ihr Recht vs Pflicht ist schlau. Aber eben nur das. Newahr (kl. Öff. - minus!)



            &



            Leistungssport in Schland ist weitgehend - Staatskneteabhängig •

            & Däh! - Pflicht! des Staates!! by GG!



            Die angeführte Grundrechts(schutz)bindung des Staates = Pflicht zum Schutz der Gesundheit des Einzelnen - verbietet Staatsknete sehenden Auges in “Doping“Sport ala - “Dumm, wer es nicht täte“ - zu pumpen! Gellewelle.



            (VerfassungR - leicht gemacht…servíce)

            Get it? Fein.

            • @Lowandorder:

              Die Kader kriegen vom Sportminister ab jetzt 800 statt 300/Monat.

              Natürlich kann der Staat ned indirekt Doping fördern, die Radprofis sind aber eher Opfer der dekadenten, dem Untergang geweihten kapitalistisch-imperialistischen Verwertungs(un)ornung *lol*.

              Musser besser guggn, der Staat, z.B. indem Leistungssportler ned nebenbei noch paar mehr Ärzte außer den Verbandsdocs konsultiert.

              • @Hugo:

                Na da schau her.

                Doping hilft. Sie holen doch noch auf.



                Chapeau.

                unterm—-btw



                Die Armee&Polizeisportler net vergesse



                So hat sich DeMisère der Ältere das mit



                “Bürger in 🥋“ nicht vorgestellt.



                Anne Orgel - aber wer weiß.



                Thomas “Das Glasauge schaute menschlicher“ DeMisère als höhö 🥎IM



                & La Tuffa von der Lie-ing sind ja der



                Wahrheit auch eher abholt.



                Quasi Berufsabholtzer* - wa.



                The whole crew.



                —-



                Klar - nach lmnr das merkel ja



                Kommt - lmaa. Newahr.



                Normal.



                Njorp.



                & 👺



                Zum Ausklang - Schobert&Schwarz



                m.youtube.com/watc...kHEEIQqTB&index=33



                Na - das walte Hugo