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Hallo Herr Pötter,
die Kernkraft elebt derzeit ihren zweiten Frühling gerade weil die Energiepreise so niedrig sind und die Entsorgungs- und Abbaukosten der KKWs in die Zukunft verschoben werden können!!!
Es sind derzeit knapp 200 NEUE Kernkraftwerke in Planung oder Bau. Hier von autokratischen Ländern zu reden ist Blödsinn. Natürlich baut China derzeit die meisten(40 mit Inbetriebnahme in den nächsten 10 Jahren), jedoch auf die Bevölkerungszahlen hochgerechnet haben wir ein harmonisches Bild. Es sind auch Europäer wie Finnland oder Polen (5 Stück), UK, Ungarn usw. dabei.
Die einzige nennenswerte Diskussion mit einem berichtenswerten Ergebnis und einer bedeutenden Anzahl KKWs wird in Deutschand geführt (ggf. leicht beginnend in Frankreich), Ihre Überschrift täuscht den geneigten Leser und ist kontraproduktiv!
Dass EON und Co.nicht mehr die Kosten tragen können liegt nur bedingt am Mangement sondern weit mehr an der deutschen Politik. Die Kosten für den Rückbau wurde in Assets gesteckt die heute wertlos sind (abgesegnet durch Aufsichtrsräte in denen die Politik vertreten ist). In so fern trägt Ihr Text!
Sie sollten aber auch hinzufügen, dass der Wähler/Stromkunde über Jahre die Gewinn der Konzerne bezahlt hat (politisch gewollt und Politiker wurden auch gewählt) und nun die gleichen Politiker diese Rücklagen durch entsprechend unausgegorene Gegenentscheidungen zerschießen: Den eigenen PLan von vor 30 Jahren durch eine ad hoc Entscheiung (ohne PLan!) zu Lasten aller Steuerzahler und Stromkunden revidiert.
Es braucht sich also niemand beschweren; denn die PolitikerINNEN wurden von uns demokratisch legitimiert!
Dass darüber mal eine Diuskussion geführt werden sollte, da bin ich natürlich auch bei IHnen.
Sie haben völlig recht, TOM FARMER: Die Stromkonzerne und die Politik sind nicht die Einzigen, die "lange die falsche Antwort gegeben [haben]" auf die Frage, "welche Energieversorgung [sie] wollen". Die Kunden haben auch nicht mitgedacht. In sofern ist es fast schon wieder fair, wenn sie nun "bitter dafür bezahlen" müssen.
Klar, Menschen sind (fast immer) erst hinterher ein wenig klüger als zuvor. Einen Denkfehler aber machen die modernen Menschen im sogenannten Westen (der China und Polen am liebsten auch wären) besonders gern und ausdauernd. Sie reden sich ein, sie könnten ihre persönlichen Vorteile unendlich maximieren und ihre privaten Nachteile unendlich minimieren mit Hilfe eines angeblich von Zwängen freien Marktes, der ähnlich "denkt" wie sie, nur eben ein paar Nummern größer.
Dass sich die Bürger so gern selbst betrügen, ist, glaube ich, systembedingt. Es hat vermutlich auch damit zu tun, dass "der Westen" angeblich endgültig gewonnen hat vor 25 Jahren. Dass dieser "Sieg" nur dadurch möglich war, dass seine Kosten in die Zukunft übertragen worden sind (Triumph auf Pump), scheint Vielen überhaupt nicht klar zu sein. Es ist, als gäbe es hier eine Lebenserwartung wie in Swasiland (32,1 Jahre anno 2015).
Soll der Ukraine erlaubt werden, Ziele tief in Russland mit westlichen Raketen und Marschflugkörpern anzugreifen? Ein Pro und Contra.
Kommentar Globaler Atomausstieg: Die Rechnung, bitte!
Es sieht schlecht aus für die Atomkraft: Fünf Jahre nach Fukushima kann die Debatte über „subventionierten“ Strom endlich ehrlicher geführt werden.
Kein Durchgang: Namie in der Präfektur Fukushima Foto: dpa
Das waren Bilanzen gleich im doppelten Sinn: In dieser Woche präsentierten die Stromkonzerne RWE und Eon fast gleichzeitig ihre schlechten Jahresergebnisse. Von Rekordverlusten und tiefroten Zahlen war da viel die Rede, von Stellenabbau und der Not der Kommunen, die als Miteigentümer auf die Dividenden angewiesen sind.
Und zur gleichen Zeit erinnert der fünfte Jahrestag des Atomunfalls im japanischen Fukushima an die wirklichen Rekordverluste in der Welt jenseits von Börsenkursen und Dividenden: an verstrahlte Arbeiter, eine entvölkerte Region und 100 Milliarden Dollar Schäden, für die zum großen Teil der japanische Steuerzahler aufkommen muss.
Den deutschen Stromkonzernen kommen die Meldungen über ihre wirtschaftliche Schieflage nicht ungelegen. Denn im Poker mit Regierung und Parlament über die Kosten von Atomausstieg und Endlagerung stützen schlechte Bilanzergebnisse die Argumente der Konzerne, man müsse sie möglichst ungeschoren lassen.
Es stimmt ja: Wenn man sicherstellen will, dass die Stromkonzerne möglichst lange viel Geld für den Abbau ihrer Atomkraftwerke und die Endlagerung beitragen, dann muss man dafür sorgen, dass sie überleben und schwarze Zahlen schreiben. Eine Kuh, die man melken will, darf man nicht schlachten.
Konzerne kalt erwischt
Doch dass die Konzerne überhaupt in diesen Schwierigkeiten sind, hat viel mit ihrer eigenen Ignoranz zu tun. Jahrelang haben sie die Energiewende bekämpft und wurden dann von ihr kalt erwischt. Aber nicht nur.
Zum Teil leiden die Konzerne auch unter ganz anderen Entwicklungen, die seit der Katastrophe in Fukushima 2011 die Energiewirtschaft weltweit durcheinanderwirbeln: Gas und Öl sind vor allem durch das umstrittene Fracking auf dem Weltmarkt unschlagbar billig geworden, der Stromverbrauch wächst in den Industrieländern kaum noch, und die Erneuerbaren sind viel schneller als erwartet marktfähig geworden – zu fantastisch niedrigen Preisen.
Statt der Erneuerbaren wird heute Atomstrom
subventioniert
Deshalb war Fukushima der Anfang vom Ende der Atomkraft. Heute rechnen sich die Reaktoren nur noch in autokratischen oder halbdemokratischen Regimen. Diese müssen sich nicht um die Ängste der Bevölkerung kümmern. Den Regierungen kommt es auf Staatsausgaben weniger an als auf Prestigeobjekte oder den Griff nach der Atombombe. In einem freien Markt, in dem viele Bewerber ihren Strom anbieten, können Atomkraftwerke schon aufgrund der wahnsinnigen Finanzierungskosten inzwischen nicht mehr bestehen.
Das aber führt zu einer neuen Debatte über angeblich oder tatsächlich subventionierte Strompreise. Während der Ökostrom immer gegen das Vorurteil verteidigt werden musste, er sei nur mithilfe von Staatsknete möglich, ist es nun andersherum: Steuergeld werden die Erneuerbaren immer weniger brauchen, die Atomenergie aber wird immer mehr benötigen, wie der Irrsinn der britischen Atomenergieplanung zeigt.
Abhängig von politischen Entscheidungen
Endlich kann die Debatte über „subventionierten“ Strom ehrlicher geführt werden. Letztlich ist jedes Energiesystem von politischen Entscheidungen abhängig. Der Markt kann nur in diesem Rahmen funktionieren. Und dann bleibt eine politische und gesellschaftliche Entscheidung: Welche Energieversorgung wollen wir? Eine ökologisch und ökonomisch höchst riskante wie die Atomkraft? Oder eine umweltverträgliche und kostengünstige?
Die Stromkonzerne und die Politik haben darauf lange die falsche Antwort gegeben. Wer heute noch auf Atomkraft setzt, hat sich verrechnet und wird bitter dafür bezahlen.
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Schwerpunkt Atomkraft
Kommentar von
Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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