Kommentar G20-Agrarministertreffen: Adios, fairer Handel
Die Vertreter der 20 größten Nationen wollen ein Zeichen gegen Protektionismus setzen. Tatsächlich verteidigen sie die alte ungerechte Weltordnung.
W enn alles beim Alten bleibt, ist die Welt wieder in Ordnung. Eigentlich kann man sich nur so die Freude der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) über das Abschlusspapier der G20-Agrarminister in Buenos Aires erklären. In Zeiten, in denen diplomatische Gepflogenheiten von den Mächtigen mit Füßen getreten werden und die Unberechenbarkeit von Twitter-Trump die Weltpolitik beherrscht, bleibt ihr wohl nichts anderes übrig, als sich an solche Papiere zu klammern.
Natürlich, ein Zeichen gegen Protektionismus und für mehr Klimaschutz, wie im Papier großmütig formuliert, schadet nicht. Keineswegs. Wenn es denn ernst gemeint ist.
Tatsächlich trauen sich die Vertreter der mächtigsten Staaten der Erde nicht an den Kern der Probleme heran. Nämlich den Kampf gegen die Ursachen des Klimawandels, gegen den Subventionswahn im Agrarsektor, gegen die Machenschaften der Industrielobby, die auf Gentechnik und die maximale Ausbeutung der Böden setzen. Die Leidtragenden sind die Altbekannten. Etwa die afrikanischen Staaten, die mit europäischen Agrarprodukten zu billigsten Preisen überrumpelt werden und die in der Folge ihre heimische Landwirtschaft unter Druck setzen müssen.
Im Gegenzug hat vor allem die EU die Latte für Importe aus diesen Staaten derart hoch angesetzt, dass eine Marktbeteiligung nahezu unmöglich ist.
Kurz gesagt: Dies ist Protektionismus in Reinkultur. Und genau der soll offenbar erhalten bleiben, aber bitte zu den altbekannten Spielregeln, etwa denen der EU. Dabei gäbe es in diesen unberechenbaren Zeiten die realistische Chance, vom vermeintlich freien zum fairen Handel zu kommen. Zum Beispiel mit einer echten umweltgerechten Kehrtwende in der Landwirtschaft. Oder weniger Ignoranz gegenüber den Kleinbauern im globalen Süden.
Doch davon sind die Vertreter der mächtigsten Industriestaaten der Welt noch weit entfernt. Das macht nicht zuletzt die große Freude der Agrarministerin Klöckner deutlich. Auch in absehbarer Zeit wird sich an dieser Haltung also nichts ändern.
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